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20.09.2004

Schritte zu intensiverer „Abschiedskultur im Altenpflegeheim“ - Pilotprojekt des Caritas-Altenheimes St. Walburg Weißenburg

Eichstätt/Weißenburg. (pde) - Unter dem Titel „Abschiedskultur im Altenpflegeheim“ haben neun Pflegerinnen und ein Pfleger im Caritas-Altenheim St. Walburg in Weißenburg einen bisher einmaligen Kurs innerhalb des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt über den Umgang mit Sterben und Tod abgeschlossen. Die Einrichtung führte das Pilotprojekt gemeinsam mit der Ambulanten Hospizhilfe des Malteser Hilfsdienstes im Bistum durch. Deren Leiterin Irene Stiegler sowie die Referentin für Hospiz und Trauerarbeit Sonja Reimann setzten sich an sechs Tagen im vergangenen halben Jahr mit den Themen Sterbebegleitung/schmerzlindernde Pflege, Wege der Gesprächsführung/Teamarbeit sowie Trauerarbeit und Rituale/Formen des Gedenkens auseinander. Und dies mit verschiedenen Methoden: von Meditationen bis hin zu Fantasiereisen in eigene Trauererlebnisse.

 

Heimleiter Josef Zimmermann und Pflegedienstleiterin Helga Meister hatten den Kurs mit den Maltesern initiiert, weil „wir festgestellt haben, dass die Verweildauer unserer Heimbewohner immer kürzer wird“, so Zimmermann. So seien im vergangenen Jahr in der Einrichtung 21 Bewohnerinnen oder Bewohner gestorben, fast doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor. Außerdem mache sich das Fehlen von Ordensschwestern bemerkbar, die noch bis vor einigen Jahren Sterbebegleitung in dem Haus geleistet haben. Zudem hätten die Pflegerinnen und Pfleger selbst Unsicherheiten im eigenen Umgang mit Sterbenden verspürt. Helga Meister, die selbst an dem Kurs teilnahm, erinnert sich etwa daran, dass sie einmal eine Bewohnerin mit den Worten angesprochen habe: „Ich sehe meine Mutter“. Erst einige Tage später, als diese Frau starb, habe sie begriffen, dass dies ein Hinweis auf ihren einsetzenden Sterbeprozess gewesen sei. Helga Meister glaubt, durch das Seminar jetzt für solche Begebenheiten ein größeres Feingefühl entwickelt zu haben.

Andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen nach dem Kurs vor allem bessere Möglichkeiten für ein selbstsicheres Gespräch mit Angehörigen von sterbenden Bewohnern. „Es kommt darauf an, auf die individuellen Bedürfnisse des Sterbenden einzugehen. Wichtiger als medizinische Maßnahmen, etwa eine Sonde zu legen, kann es da sein, ihm einfach die Hand zu halten und zuzuhören – und dies dann auch den Angehörigen mitzuteilen“, erklärt Inge Hüttinger. Denn „der Sterbende ist der Chef“. Dieses Motto habe sich als roter Faden durch den gesamten Kurs gezogen.

Einen roten Faden soll in Zukunft auch die Trauerarbeit in der Einrichtung bekommen. Das heißt Initiativen, die bisher nicht oder zufällig stattgefunden haben, sollen Standard werden: zum Beispiel, dass der Platz eines Verstorbenen im Speisesaal nicht sofort wiederbesetzt wird, sondern dort zunächst eine Kerze für ihn aufgestellt wird oder dass im Eingangsbereich des Hauses ein Gedenktisch eingerichtet wird, auf dem ein Buch mit Bildern von verstorbenen Heimbewohnern ausliegt und in das Heimbewohner, Angehörige sowie Heimangestellte persönliche Widmungen schreiben können. Heimleiter Zimmermann liegt grundsätzlich daran, mit diesen und anderen Schritten eine „Kultur des Sterbens“ zu fördern.

 

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