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07.09.2023

Sanierungsbedarf ist offensichtlich: Ministerin Ulrike Scharf besucht das Kinderdorf Marienstein

Foto: Andrea Schödl/Caritas

Die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (fünfte von links) besuchte das Caritas-Kinderdorf Marienstein und sprach mit Verantwortlichen der Caritas und aus der Kommunalpolitik über die Sanierung der Einrichtung. Foto: Andrea Schödl/Caritas

„Das Caritas-Kinderdorf Marienstein bietet Halt, Schutz und Geborgenheit! Es ist ein leuchtendes Beispiel für einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche ein neues Zuhause finden, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“ Dies sagte Ulrike Scharf, die bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, bei einem Besuch im Caritas-Kinderdorf Marienstein. 113 Ju-gendliche aus ganz Bayern werden in der Eichstätter Jugendhilfe-Einrichtung betreut. Die Ministe-rin honorierte die Leistung der rund 180 Mitarbeitenden. Die Pädagoginnen und Pädagogen leg-ten einen wesentlichen Grundstein dafür, dass junge Menschen ihren Platz im Leben finden könn-ten, so die Ministerin.

Die gute Arbeit der Mitarbeitenden dürfe aber über den maroden Zustand der Gebäude nicht hin-wegtäuschen, meinte Caritasdirektor Alfred Frank. „Der Sanierungsbedarf ist offensichtlich“, be-stätigte die Ministerin. Eine Machbarkeitsstudie, die der Diözesanverband in Auftrag gegeben hatte, ergab, dass bis 2031 rund 67 Millionen Euro in die Hand genommen werden müssten, um die Einrichtung den heutigen Anforderungen anzupassen: rund 47 Millionen für die Wohn- und Therapieräume sowie 20 Millionen für das angegliederte Förderzentrum. „Die alten Gebäude sind nun 47 Jahre alt und haben trotz laufender Instandhaltungen ihre Lebensdauer weit überschrit-ten“, meinte Markus Kixmöller von der Projektsteuergruppe der Firma Hitzler Ingenieure und stell-te den schier endlosen Maßnahmenkatalog vor: schadhafte Dächer, veraltete Haustechnik, ein enormer Energieverbrauch und Brandschutzkonzepte, die dem Niveau von vor 47 Jahren ent-sprechen. Dabei betonte Kixmöller, dass sich die Sanierungsarbeiten auch darauf konzentrieren müssten, die Einrichtung dem heutigen Standard anzupassen. „Barrierefreiheit war Anfang der 70er Jahre noch kein Thema und die heutigen pädagogischen Konzepte fordern andere Räume und Flächen.“

„Die notwendigen Mittel können nicht von uns alleine aufgebracht werden“, erklärte Caritasdirek-tor Frank. Denn man dürfe die überregionale Bedeutung der Jugendhilfe-Einrichtung nicht außer Acht lassen. „Wir arbeiten mit rund 30 Jugendämtern zusammen und nehmen Kinder aus ganz Bayern und darüber hinaus auf.“ Aufgrund des angeschlossenen Förderzentrums besitze das Kinderdorf Marienstein zudem ein Alleinstellungsmerkmal. „Es gibt nur wenige Einrichtungen mit einer Schule auf dem Gelände“, erklärt Einrichtungsleiterin Brigitte Radeljic-Jakic.

Neben der Ministerin, die von ihrem fachlichen Berater Regierungsrat Bernhard Scholl begleitet wurde, waren die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Landrat Alexander Anetsberger, Oberbürgermeister Josef Grienberger und die Markträtin Pruis-Obel zum Gespräch ins Kinderdorf gekommen. Gemeinsam diskutierten sie mögliche Lösungswege, um das Projekt zu stemmen. „Wir nehmen zwar die Herausforderung an“, sagte der stellvertretende Caritasdirektor Andreas Steppberger, „doch alleine geht es nicht.“

„Es ist ein wuchtiges Projekt“, gab die Ministerin zu, machte aber gleichzeitig deutlich, dass die Investitionskostenzuschüsse des Freistaats Bayern bereits 2011 abgeschafft worden seien. Re-gierungsrat Bernhard Scholl erinnerte an die Instandhaltungs- und Investitionskosten aus den Pflegesätzen der vergangenen Jahrzehnte, die in das Sanierungsprojekt mit eingebracht werden müssten. „Diese reichen bei weitem nicht aus“, legte Verwaltungsleiter Florian Fischer dar. Man könne zwar den Weg der Neuverhandlung der Pflegesätze gehen, brachte Landrat Alexander Anetsberger in die Diskussion ein, doch das bedeute „im Moment nichts Greifbares für den Trä-ger“. Der Caritasverband müsste komplett in Vorleistung gehen. Andere Fördermittel oder Unter-stützer lassen sich zwar für einzelne Maßnahmen finden, doch die dort abrufbaren Summen reichten bei weitem nicht aus, um ein Millionenprojekt wie dieses zu stemmen, betonte Wolfgang Gürtner von der Projektsteuergruppe Hitzler Ingenieure. „Wenn es nicht zum Stillstand kommen soll, brauchen wir Planungssicherheit.“

Diese war nach dem rund einstündigen Gespräch nicht zu erreichen. „Wir suchen nach der Tür in der Wand“, meinte Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel und versprach, sich im Haus-haltsausschuss für das Projekt einzusetzen. „Wir müssen alle den Willen haben, was zu bewe-gen.“ Dabei hob sie die Bedeutung der Einrichtung hervor. Auch Oberbürgermeister Josef Grien-berger sah die öffentliche Hand in der Pflicht und mahnte die „volkswirtschaftlichen Vermeidungs-kosten“ an: Wie viel mehr würde es den Staat kosten, wenn die Kinder und Jugendlichen später auffällig werden? „Man muss es schaffen, das Projekt auf die Beine zu stellen“, appellierte er. „Niemand ist da, der die Jugendhilfe in Frage stellt“, sagte die Ministerin am Ende ihres Besuchs. So zeigte sich der Caritas-Vorstand „verhalten positiv“ doch noch staatliche Fördermittel zu be-kommen. Es sei ein Signal gewesen.

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