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24.10.2008

Rein ehrenamtlich geleistete „nächste Hilfe“ - 60-jähriges Jubiläum der Bahnhofsmission Ingolstadt gefeiert

Jubiläum der Bahnhofsmission

Caritasdirektor Willibald Harrer (links) und der evangelische Dekan Thomas Schwarz verabschiedeten Leni Jofer (Dritte von links) nach 26-jährigem Engagement und Erika Peters (Zweite von rechts) nach 24-jähriger Mitarbeit aus dem Dienst. Ferner ehrten sie Gisela Schulz (Zweite von links) für zehnjähriges sowie Erika Gut für fünfjähriges Engagement.

Die Ingolstädter Bahnhofsmission hat 60-jähriges Jubiläum gefeiert. Zu einem vom Eichstätter Caritasdirektor Willibald Harrer zelebrierten Wortgottesdienst und dem anschließenden Festakt kamen gestern (23.10.) Nachmittag knapp 40 heutige und ehemalige Engagierte sowie Vertreter von Kirchen, Caritas und Diakonie in die katholische Pfarrgemeinde St. Anton.

Caritasdirektor Harrer ging in seiner Predigt auf die Vielfalt der Aufgaben der derzeit 14 Mitarbeiterinnen und eines Mitarbeiters ein: vom Tragen des schweren Koffers alter gebrechlicher Menschen zum Zug über Auskünfte für jene, die sich am Bahnhof nicht zurechtfinden, und spontane Unterstützungen für bestohlenen Reisende bis zu Gesprächen über privates Leid, Not und Sinnfragen mit Menschen, die unterwegs sind. Ob bei praktischen Hilfen oder persönlichem Beistand: „Sie erweisen sich entsprechend des Auftrages ‚Bahnhofsmission’ als Missionarinnen der Nächstenliebe“, dankte Harrer den Engagierten.

Der Ingolstädter evangelische Dekan Thomas Schwarz betonte, dass aus diesem Grund die Ingolstädter Bahnhofsmission ökumenisch vom Caritasverband für die Diözese Eichstätt und dem Diakonischen Werk Ingolstadt getragen werde: Dies geschehe nicht, „weil man halt zusammenarbeitet und das im 21. Jahrhundert so üblich ist, sondern weil das Wohl der Menschen, weil die Nächstenliebe im Mittelpunkt steht. Und Nächstenliebe ist weder evangelisch noch katholisch. Nächstenliebe ist eine Herausforderung, die allen Christen aufgetragen ist“, so Schwarz.

Die Leiterin der evangelischen Bahnhofsmission München, Gabriele Ochse, würdigte, dass in Ingolstadt im wahrsten Sinne des Wortes  „nächste Hilfe“ geleistet werde: „Es gibt hier am Bahnhof viele Treppen zu bewältigen. Da ist es hilfreich, wenn einen jemand begleitet und den Stress herausnimmt, der mit Reisen verbunden ist und ohne dessen Hilfe mancher vielleicht nicht reisen würde.“ „Nächste Hilfe“ werde geleistet von der Bereitstellung einer Wickelmöglichkeit bis zum Krisengespräch mit Reisenden, die ihren Partner verloren haben. „Man kann hier einfach Mensch sein, ohne einen Termin zu vereinbaren“, brachte Gabriele Ochse die Atmosphäre der Bahnhofsmission auf den Punkt. Die Bahnhofsmission sei zudem ein Barometer für die gesellschaftliche Entwicklung: In den Vierzigerjahren seien Reisende oft Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer gewesen, in den Sechzigern Gastarbeiter, in den Neunzigern nach der Maueröffnung Menschen aus den neuen Bundesländern. Heute treffe man nach der EU-Erweiterung vielfach Reisende aus östlichen Ländern Europas an.

Der Leiter des Bahnhofsmanagements Ingolstadt, Ludwig Hell, bezeichnete die örtliche Bahnhofsmission als „60 Jahre Hilfsstellung für alle Menschen im Großraum Bahnhof“. Leider würden Reisende nicht immer von Bekannten, Freunden oder Familienangehörigen verabschiedet oder empfangen. „Für manche Reisende ist die Bahnhofsmission an einem fremden Bahnhof die wichtigste Anlaufstelle. Dort erfahren sie Hilfe und die menschliche Wärme, die in der Hektik des Bahnbetriebes oft verloren geht.“

Die Ingolstädter Sozialamtsleiterin Christine Einödshofer hielt es - wie andere bei dem von Caritas-Kreisstellenleiter Bernd Leitner moderierten Festakt - vor allem für bewundernswert, dass die Ingolstädter Bahnhofsmission als einzige in Bayern ausschließlich ehrenamtlich arbeite. Sie bat darum, dieses Engagement aufrechtzuerhalten.

Die Engagierten selbst präsentierten ihre Arbeit in einer Darbietung in Bahnhofskleidung, einer Ausstellung im Pfarrsaal von St. Anton und in einer Chronik. Nach ihren Informationen haben sie im Jahr 2007 über 3.500 Menschen mit vielfältigen Hilfen unterstützt. Das Angebot suchten zunehmend psychisch beeinträchtigte Menschen auf. Auf Reisehilfen seien vor allem ältere Menschen immer mehr angewiesen. In Zukunft sei es wichtig, weitere ehrenamtliche Engagierte zu gewinnen.

Caritasdirektor Harrer und Dekan Schwarz verabschiedeten Leni Jofer nach 26-jährigem Engagement und Erika Peters nach 24-jähriger Mitarbeit dankend aus dem Dienst der Bahnhofsmission. Zudem ehrten sie Gisela Schulz für zehnjährige – und Erika Gut für fünfjährige ehrenamtliche Arbeit. Ferner dankten sie Sonja Schäfer, Referentin für Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit bei der Diakonie Ingolstadt, und Caritas-Sozialberater Bernhard Gruber für die fachliche Begleitung der Bahnhofsmission.

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