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04.11.2015

Psychische Probleme und Versorgung von Flüchtlingen in Caritashaus erörtert

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) - Wie steht es um die Versorgung psychisch belasteter Asylbewerber und Flüchtlinge? Mit dieser Frage haben sich über 100 Fachleute und Interessierte aus Politik, Kirche, Caritas und dem Gesundheitswesen gestern Abend im Caritas-Wohnheim St. Alfons in Ingolstadt auseinandergesetzt: bei Fachvorträgen, einer von Radio K1-Redakteur Bernhard Löhlein moderierten Podiumsdiskussion und persönlichem Austausch. Organisiert hatte die Veranstaltung die Steuerungsgruppe Psychische Gesundheit Ingolstadt.

Die Ingolstädter Caritas-Asylberaterin Veronika Pfaffel informierte über die belastende Situation vieler Asylbewerber in den neuen Aufnahme- und Rückführungseinrichtungen für Balkanflüchtlinge mit geringer Bleibeperspektive. Unter ihnen befänden sich unter anderem Menschen mit Herzleiden und seelischen Erkrankungen sowie Kinder mit Behinderung. Auch kämen immer wieder Flüchtlinge der Volksgruppe Roma, „die in ihren Ländern diskriminiert wurden“. Da diese Menschen aus sogenannten sicheren  Herkunftsstaaten nicht mehr integriert werden sollen, würden jetzt keine  Deutschkurse mehr angeboten. Im Vordergrund der Gruppenangebote stehe nun die Kinderbetreuung. In den beiden Einrichtungen Max-Immelmann-Kaserne und P3, in denen die Berater der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt tätig sind, gebe es Familien mit oft drei oder vier Kindern. Sie litten unter fehlender Privatsphäre und Tagesstruktur, Perspektivlosigkeit sowie strengen Regeln. „Alles in allem ist der Alltag für sie sehr belastend. Viele sind schon psychisch vorbelastet und brauchen Hilfe“, so Veronika Pfaffel

Rabee Mokhtari-Nejad, Leiterin der Migrationsambulanz der Klink für Psychotherapie und Psychiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität München, berichtete aus ihrer Erfahrung: „Der Anteil der schweren Traumatisierungen steigt und wir sind mit diesen zunehmend konfrontiert.“ Betroffene würden häufig körperliche Symptome wie Krämpfe, Atemnot oder Kopf- sowie Bauchschmerzen angeben, hinter denen aber seelische Probleme stünden. „Es gibt keinen ausreichenden Zugang zu psychiatrischen Versorgungsangeboten“, legte sie den Finger in die Wunde. Um schneller als bisher Hilfe anzubieten, braucht es aus ihrer Sicht zum einen den Aufbau eines Dolmetscherpools und zum anderen ein Multiplikatorentraining, an dem zum Beispiel Freiwillige und Studenten teilnehmen könnten.

Prof. Dr. Thomas Pollmächer, Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit am Klinikum Ingolstadt, warnte allerdings davor, eine „Laien-Psychotherapie“ etablieren zu wollen. Dies sei auch angesichts zunehmender Herausforderungen nicht hilfreich. Natürlich sollten Ehrenamtliche für die Problematik sensibilisiert werden, sich dann aber an Experten wenden. Pollmächer forderte zudem einheitliche und großzügige Verfahren, um Flüchtlinge mit psychischen Problemen behandeln zu können. Der Eichstätter Caritas-Asylberater Mathias Schmitt berichtete über einen jungen Mann aus Syrien, der unter großen psychischen Belastungen leide, unter anderem Schlafstörungen habe und für den eine Behandlung aber abgelehnt worden sei. Schmitt ist dies umso mehr unverständlich, als dieser syrische Asylbewerber schließlich eine hohe Bleibeperspektive habe.

Als sehr wichtig für Flüchtlinge und deren psychisches Wohlbefinden bezeichnete der Caritas-Asylberater eine Vielfalt von Angeboten. Dass viele den Wunsch hätten, in die Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward in Eichstätt zu kommen, liege auch daran. Als Beispiele nannte Schmitt die dort geleistete Kinderbetreuung durch Ehrenamtliche, einen regelmäßigen Sprachkurs, den Fahrradverleih und sportliche Möglichkeiten. Doris  Templer, Sachgebietsleiterin für Soziale Dienste beim Amt für Kinder, Jugend und Familie in Ingolstadt, sagte, dass sich für die Versorgung unbegleiteter junger Flüchtlinge in der Stadt „viel verbessert hat“. Sie kämen sofort in einen Sprachkurs und dann in die Berufsschule, „und ihnen werden auch Werte vermittelt“.

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