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11.07.2002

Praktische Hilfe muss durch Öffentlichkeitsarbeit ergänzt werden - Bilanz und Erfahrungen mit dem Netzwerk Leben im Bistum Eichstätt

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) – Nachbarschaftshilfe und zentrale Angebote der Caritas, ehrenamtliches Engagement und berufliche Fachdienste verknüpft das Netzwerk Leben im Bistum Eichstätt. Seit Oktober 2001 werden die praktischen und finanziellen Hilfen, die das Netzwerk leistet, durch den Förderkreis Netzwerk Leben ergänzt, der in Projekten, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit seine Schwerpunkte setzt.

Grundlage der Idee Netzwerk Leben ist die Rückbesinnung auf die Wertschätzung und das Bewusstsein der Unverfügbarkeit menschlichen Lebens, so Diözesanreferentin Teresa Loichen. Auf dieser Basis bilden ein Spendenfonds für Menschen in außergewöhnlichen Notlagen, das eigentliche Netzwerk der verschiedenen Hilfsangebote und die Lebensschutzinitiative des Förderkreises die tragenden Säulen. Knotenpunkt ist das Referat Netzwerk Leben im Bischöflichen Seelsorgeamt Eichstätt, wo Informationen, Kontakte und Vermittlungen zusammenlaufen.

Die bisherige Bilanz der konkreten Hilfe vor Ort sei ermutigend - so Diözesanreferentin Loichen. Entsprechend den Einzugsgebieten der sieben Caritas-Kreisstellen wurde das Bistum in sieben Regionen eingeteilt, in denen regionale Netzwerke die Möglichkeiten der Nachbarschaftshilfe und Selbsthilfegruppen mit Fachdiensten verknüpfen. Die regionalen Netzwerke Nürnberg und Neumarkt bestehen bereits, die Regionen Eichstätt und Ingolstadt befinden sich im Aufbau und die Regionen Herrieden, Roth und Weißenburg werden im Anschluss daran koordiniert. Derzeit haben sich im Bistum ca. 35 ehrenamtliche Gruppen und Kontaktpartner dem Netzwerk angeschlossen. Im Bereich der Hauptamtlichen bestehen Partnerschaften mit der Caritas und dem Sozialdienst katholischer Frauen, mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der Christlichen Arbeiterhilfe (CAH), der Diakonie, Jugendämtern, Gleichstellungsstellen und anderen Sozialdienstleistern unterschiedlichster Träger. Die regionalen Netzwerke verfügen über Ansprechpartner, verschiedene Helfer- und Beraterkreise sowie Einrichtungen des gegenseitigen Erfahrungsaustausches und der Hilfestellung.

Das Konzept bewährt sich in der Praxis, wie Teresa Loichen in einem Beispiel schildert: Eine 17-jährige werdende Mutter wendet sich hilfesuchend an das Referat Netzwerk Leben. Aufgrund der Schwangerschaft haben die Eltern die Frau aus der Wohnung gewiesen und der Partner hat den Kontakt abgebrochen. Im Verbund mit der Schwangerschaftsberatungsstelle, Existenzberatung und Nachbarschaftshilfe wurde versucht, Wohnraum zu finden, Finanzierungen zu erlangen und ein soziales Umfeld aufzubauen.

Die Praxis zeigt allerdings auch: Tatkräftig vor Ort handeln und mittels Netzwerk weitergehende Hilfen ermöglichen genügt heute nicht mehr. Die Erfahrungen müssen an Gesellschaft und Politik weitergegeben werden, damit neue Rahmenbedingungen geschaffen werden. So wurde der Förderkreis unter Vorsitz von Professor André Habisch (Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) gegründet. Der Förderkreis will dazu motivieren, sich neu und grundsätzlich auf die Würde des Menschen zu besinnen. Nach Ansicht des Förderkreises kann ungeborenes Leben nur geschützt werden, wenn das Kind im Verbund mit seinen Eltern und seinem sozialen Umfeld gesehen wird, wenn Familien wieder gestärkt werden. Der schnelle technische Fortschritt im Bereich der Biomedizin stelle hier ebenso eine Herausforderung dar wie die gesellschaftlichen Individualisierungstendenzen und die Schwächung menschlicher Bindungen, so Habisch. Der Förderkreis Netzwerk Leben hat sich deshalb drei Schwerpunkte gesetzt: über die Gefährdung menschlichen Lebens informieren, der Bildungs-, Erziehungs- und Sozialarbeit sowie Kommunen und Parteien Impulse geben, um finanzielle Unterstützung für den Spendenfonds Netzwerk Leben werben. Netzwerk Leben versteht sich nicht als eine Einrichtung im Sinn einer Beratungsstelle, sondern nach den Worten von Förderkreis-Vorsitzendem Habisch als ein Ansatz, mangelnder Vernetzung und dem Abbau von gewachsenen Sozialnetzwerken in der Gesellschaft zu begegnen. Damit sei Netzwerk Leben neu und in Deutschland bisher einmalig. Es gehe um Hebung von Ressourcen im ehrenamtlichen Bereich, die in den katholischen Gemeinden reichlich vorhanden seien, so Vorstandsmitglied Dr. Werner Richler, Ingolstadt.

Dass diese Anliegen auf breiter und vor allem auch auf ökumenischer Basis verwirklicht werden sollen, deutet schon die Besetzung des Förderkreisvorstandes an. Ihm gehören neben Professor Habisch die evangelische Theologin Ortrun Griebel (Altdorf bei Nürnberg), die ehemalige Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben Sara Bergerhausen (Wemding), der renommierte Pädagoge Helmut Zöpfl, der Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung (IFG) Ingolstadt Dr. Werner Richler, der Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes Eichstätt Domkapitular Rainer Brummer und die Diözesanreferentin für das Netzwerk Leben Teresa Loichen an. Der Förderkreis Netzwerk Leben hat derzeit 74 Mitglieder, darunter neben Einzelpersonen auch Pfarrgemeinden und Landkreise.

 

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