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06.09.2022

„Besuchen vor der Tür“: Aktionstag der Caritas am 7. September in Seniorenheimen

Protestaktion mit Banner

Mit Bannern an den Seniorenheimen will der Caritasverband für die Diözese Eichstätt auf die prekäre Situation in der Pflege aufmerksam machen. Hier tun dies Andreas Steppberger, stellvertretender Caritasdirektor, Katharina Tröster, Fachreferentin in der Abteilung Pflege und Woh-nen, Hedwig Kenkel, Abteilungsleiterin für Pflege und Wohnen, und Caritasdirektor Alfred Frank (von links). Foto: Andrea Schödl

Eichstätt - Mit einem Aktionstag am Mittwoch, 7. September, wollen mehrere Caritas-Seniorenheime im Bistum Eichstätt auf die prekäre Lage in der Pflege aufmerksam machen. Mit den „Besuchen vor der Tür“ schließen sich die Einrichtungen dem bundesweiten Aufruf des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) an, der die Interessen von rund 1.200 Mitgliedseinrich-tungen vertritt. Als symbolisches Zeichen des Protests gegen die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes, das weitere bürokratische Maßnahmen vom Pflegepersonal abverlangen wird, sollen am 7. September Besuche in den Seniorenheimen nur in der Zeit von 14.00 bis 16.00 Uhr draußen vor der Tür stattfinden. Angehörige und Freunde der Bewohnerinnen und Bewohner sind eingeladen, sich daran zu beteiligen und damit ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Besuche vor der Einrichtungstür

„Mit dieser Aktion suchen wir den Schulterschluss mit den Angehörigen und Besuchern, deshalb freuen wir uns, wenn sich viele beteiligen“, erklärt Hedwig Kenkel, die zuständige Abteilungsleiterin für stationäre und ambulante Pflege im Caritasverband. Dabei weist sie darauf hin, dass es vor der Einrichtungstür durchaus ungemütlich sein kann, weil keine Tische oder Stühle bereitgestellt werden. „Wir können unser Pflegepersonal nicht dadurch noch zusätzlich belasten“, sagt Kenkel. Gleichzeitig ruft sie die Angehörigen auf, selbst für Sitzgelegenheiten oder Verpflegung zu sorgen. „Camping-Stühle oder Hocker verdeutlichen der Öffentlichkeit noch mehr, wie prekär und unbefriedigend die Lage der stationären Einrichtungen ist.“

Infektionsschutz geht alle an

„Während Corona in der Mitte der Gesellschaft keine Rolle mehr zu spielen scheint, ist die Pandemie in der Pflege noch lange nicht vorbei“, erklärt Kenkel. Noch immer bestehen in den Pflegeeinrichtungen strenge Einlasskontrollen und Maskenpflicht. Pflegekräfte müssen Testergebnisse überprüfen und die Vorgänge dokumentieren. Das wird sich mit dem neuen Infektionsschutzgesetz, über das der Bundestag am 8. September – also einen Tag nach der Aktion – abstimmen wird, voraussichtlich nicht ändern. Stattdessen erwarten die Pflegeeinrichtungen, dass sie weiterhin zeitintensive und in der Bevölkerung ungeliebte Maßnahmen zum Infektionsschutz wie Einlass- oder Zertifikatskontrollen sowie die Maskenpflicht umsetzen müssen.

Corona-Rettungsschirm ausgelaufen

Bis Juni 2022 konnten die Pflegeeinrichtungen die Aufwendungen, die durch die Umsetzung der Corona-Maßnahmen entstanden, über den Pflegerettungsschirm geltend machen. Das ist durch das Auslaufen des Rettungsschirms nicht mehr möglich. „Auf mehr Bürokratie folgt weniger Personal und damit weniger Zeit für die Versorgung von Pflegebedürftigen“, bekräftigt Caritasdirektor Alfred Frank. Deshalb fordert er „eine Entlastung der Pflege durch die dauerhafte und sichere Refinanzierung von Corona-Schutzmaßnahmen“. Der vorliegende Gesetzesentwurf zum Infektionsschutzgesetz muss dahingehend verbessert werden, dass diese Maßnahmen zum In-fektionsschutz grundsätzlich refinanziert sind.

Pflege hat Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht

Aufgrund der Pandemie ist die Langzeitpflege an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gekommen. „Die Mitarbeitenden arbeiten seit über zweieinhalb Jahren über ihr Limit hinaus“, sagt Caritasdirektor Frank. „Sie haben unzählige, sich ständige ändernde Verordnungen umgesetzt und so manche Ausnahmesituation geschultert.“ So sind durch Corona-Infektionen und Quarantäne oder Erschöpfung und durch die Überarbeitung die Krankenstände überdurchschnittlich gestiegen. Diese prekäre Personalsituation wird durch den Weggang von Mitarbeitenden verschärft, die der Pflege den Rücken kehren oder durch die berufsbezogene Impfpflicht aus dem Berufsfeld herausgedrängt werden. „Dieser Trend muss umgekehrt werden“, bekräftigt Abteilungsleiterin Kenkel. „Die Pflege braucht mehr Zeit, mehr Geld, mehr Anerkennung. Infektionsschutz ist nicht allein Aufgabe der Pflege, sondern es braucht eine gesamtgesellschaftliche und politisch geförderte Solidarität.“

Quelle: Caritas

 

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