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07.10.2020

Neue Medien in katholischen Kindertagesstätten

Beim Bildungsdialog katholischer Kitas diskutierten auch die Organisatorinnen Isabelle Escher-Bier (rechts) und Maria Magdalena Hellfritsch mit der eingeladenen Professorin Dr. Daniela Braun (links). Foto: Caritas/Esser

Eichstätt/Plankstetten. (pde) – „Pro Kreativität trifft digitale Welt in der Kita“. Unter diesem Motto stand ein Bildungsdialog des Referates Kindertageseinrichtungen des Diözesan-Caritasverbandes in Kooperation mit dem Verband katholischer Kitas Bayern. Rund 60 Leiterinnen und Trägervertreter von Einrichtungen im Bistum Eichstätt waren ins Kloster Plankstetten gekommen. „Viele Eltern, aber auch Fachkräfte sind verunsichert, was die Nutzung digitaler Medien für die Kinder anbelangt“, begründete die Geschäftsführerin des bayerischen Verbandes, Maria Magdalena Hellfritsch, die Wahl des Themas. Diese moderierte die Veranstaltung gemeinsam mit der Eichstätter Caritas-Referatsleiterin Isabelle Escher-Bier. Als Referentin eingeladen hatten sie Prof. Dr. Daniela Braun, Vizepräsidentin der Hochschule Koblenz sowie Leiterin des Studiengangs Bildung und Erziehung. Deren Kernaussage war: „Tablet und PC sollten in der frühpädagogischen Bildung kein Tabu sein.“

„Die digitale Welt ist nicht mehr weit weg und Corona hat das nochmals gefördert. Wenn wir meinen, die Kinder davor behüten zu können, haben wir keine Chance“, stellte die Professorin zu Beginn ihres Vortrages fest. Ob der Umgang mit einem Tablet für Kinder gut oder schlecht ist, sei bisher nicht durch Studien belegt. Nach Meinung Brauns spielt es gar keine so große Rolle, ob Kinder mit einem PC oder Tablet oder mit herkömmlichen Mitteln agieren. Entscheidend ist aus ihrer Sicht in beiden Fällen: „Kindliche Lernprozesse müssen auf Kreativität fokussiert sein.“ Dies bedeute für die Arbeit in der Kita, dass Kinder dort möglichst nicht einfach beschäftigt werden sollten, sondern neugierig erkundend und schöpferisch gestaltend tätig sind.

Für die Arbeit von Erzieherinnen hat das zur Folge, dass sie weniger einfach etwas vormachen sollten, das die Kinder dann nachmachen – etwa einen Kreis mit der Schere ausschneiden –, sondern ihnen Impulse geben sollten, um kreativ zu sein. Als originelles Beispiel für Kreativität erzählte die Referentin eine Geschichte aus dem Kindergartenalltag eines Jungen, der seine Regenjacke vergessen hatte. Als die anderen Kinder bei Regen rausgingen, schnappte sich der Junge eine blaue Mülltüte, schnitt zwei Löcher hinein, tackerte zwei Ärmel daran und stülpte sie sich über. „Wir brauchen eine Ermöglichungspädagogik“, sagte die Professorin und ergänzte. „Viele Ideen, auch unübliche, sind wichtig. Nichts ist unbrauchbar.“ Insofern sollte auch der PC experimentell durch entdeckendes Lernen erfahren werden. „Es kann nichts falsch daran sein, wenn ein Kind einmal selbst probiert, wie man eine Datei öffnet“, erklärte sie.

Mit diesem Vorschlag „kreativen digitalen Ausprobierens“ zog die Professorin aber auch eine klare Grenze zu einem aus ihrer Sicht nicht förderlichen Umgang mit den neuen Medien. So hält sie es für falsch, diese in der Kita für gezielte Lerntrainings zu verwenden, geschweige denn den Computer als Spielekonsole zu vermitteln. Er sollte vielmehr in alltägliche Lebenszusammenhänge einbezogen und in einen eindeutigen Wertekanon einbezogen werden. Wie die Kita eigene Wertvorstellungen für einen kritischen Umgang mit problematischem Medienverhalten durchsetzen kann, machte eine Teilnehmerin an dem Bildungsdialog deutlich. In ihrer Einrichtung seien bis vor kurzem Eltern mit ständigem Blick auf ihr Smartphone hineinspaziert. „Daraufhin haben wir unsere Kita zur handyfreien Zone erklärt.“ Daniela Braun lobte dieses Vorgehen, aus dem sicherlich auch die Kinder ableiten würden „Mama, guck hier mich bitte an“.

Die Professorin sprach sich dafür aus, aus einem Pro-Contra-Denken hinsichtlich digitaler Medien herauszukommen. „Stattdessen sollte man mit einer ausbalancierten Meinung an das Thema herangehen.“ Die Reaktionen der am Bildungsdialog Beteiligten auf den Vortrag schwankten zwischen Skepsis sowie Vorsicht einerseits und Zuversicht sowie Ermutigung andererseits. Eine Frau meinte: „Ich muss erst einmal darüber nachdenken. Für unsere Einrichtung ist das weit weg und ich muss dafür erst das Personal ins Boot holen.“ Eine andere Beteiligte meinte hingegen, der Vortrag habe sie sehr angesprochen: „Mir hat irgendwie noch der Ruck gefehlt. Ich bin offen für digitale Bildung und das heute bestätigt mich jetzt.“

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