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11.04.2003

Mehr Prävention gegen Gewalt bei Kindern und Jugendlichen gefordert - 60 Vertreter aus Sozialarbeit und Schulen bei Caritas-Fachtagung in Ingolstadt

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) – Schulsozialarbeit soll flächendeckend und nicht nur in sozialen Brennpunkten durchgeführt werden. Für Präventionsprojekte muss eine verlässliche und ausreichende öffentliche Finanzierung sichergestellt werden. Dies forderte Hilde Rainer-Münch, Referentin für Sucht, Psychiatrie und Gefährdetenhilfe beim Landes-Caritasverband Bayern und Geschäftsführerin der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe auf einer Fachtagung in der Ingolstädter Volkshochschule am Donnerstag. Unter dem Motto „Gewalt bei Kindern und Jugendlichen“ trafen sich rund 60 Vertreter aus Sozialarbeit und Schulen in ganz Bayern. Der Caritasverband, die Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe, der Sozialdienst Katholischer Frauen und einige andere Institutionen hatten dazu eingeladen.

Christoph Gebel vom Stadtjugendamt Ingolstadt bestätigte die Erfahrung der Referentin im Hinblick auf seine Stadt: „Die Schulen schreien hier schon nicht mehr so laut ‚Au‘ wie früher.“ Dazu hätten mehrere Initiativen beigetragen, die zum Teil auf der Fachtagung vorgestellt wurden: zum Beispiel Streitschlichtung an einer Reihe von Schulen Ingolstadts. Mit Hilfe eines Mediators lernten Schüler dort in einem Förderprogramm, so Gebel, „einen anderen Umgang mit Konflikten“. Das interdisziplinäre Präventionsprojekt „Michel“ des Sozialdienstes katholischer Frauen in Bayern verfolgt das Ziel, Kindern und Jugendlichen die Konsequenzen von Delikten nicht nur aufzuzeigen, sondern auch erlebbar zu machen, etwa in imaginären Schauprozessen. Ganz entscheidend, so der Stadtvertreter, sei es auch, verschiedene Institutionen miteinander zu vernetzen, wozu es in Ingolstadt „massive Versuche“ gegeben habe.

Um die Hemmschwelle für Eltern wie Kinder herabzusetzen, eine Erziehungsberatung aufzusuchen, befürwortete Hilde Rainer-Münch, Angebote verstärkt an Orte zu verlegen, zu denen die Betroffenen einen schnelleren Zugang fänden: zum Beispiel in die Volkshochschule oder auch in Pfarreien. Vonnöten, so die Caritas-Referentin, sei grundsätzlich aber auch „eine systematische Analyse, keine Hysterie“. Die Zahl der angezeigten Gewaltdelikte von Kindern und Jugendlichen habe laut polizeilicher Kriminalstatistik für den Freistaat Bayern von 2001 auf 2002 zwar um vier Prozent zugenommen: Danach gab es im vergangenen Jahr 21.387 Tatverdächtige im Bereich der Gewaltkriminalität, davon 8.644 Personen unter 21 Jahren - also gut 40 Prozent. Doch der Anstieg muss laut Rainer-Münch nicht heißen, dass auch tatsächlich zahlenmäßig immer mehr Kinder und Jugendliche gewalttätig werden. Dies könne nämlich auch daran liegen, dass infolge der breiten Diskussion über Jugendgewalt aggressives Verhalten von Kindern und Jugendlichen inzwischen weniger toleriert und häufiger angezeigt werde. Eine absolute Ausnahme in der Kriminalstatistik blieben Intensivtäter, also solche, die wegen mehrerer Körperverletzungen angezeigt worden sind: Dies war in 2002 nur 20 Mal der Fall.

 

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