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02.01.2012

Kettelers Soziale Frage ist auch heute noch aktuell

KAB-Diözesanvorsitzender Andreas Holl (links) und die KAB Bläser Eitensheim

KAB-Diözesanvorsitzender Andreas Holl (links) und die KAB Bläser Eitensheim

KAB Diözesanverband Eichstätt erinnert an den 200. Geburtstag des Mainzer Sozialbischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler(1811-1877)

Eitensheim (kab) – „Immer noch müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland und weltweit für ihre ureigensten Sozial- und Menschenrechte kämpfen“, erklärt Diözesanpräses Michael Konecny anlässlich des 200. Geburtstag von Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, dem Gründer der Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Der katholische Sozialverband kritisiert, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet. „Es ist ein Skandal, dass in Deutschland immer noch menschenwürdige Löhne versagt bleiben, weil es keinen bundesweiten Mindestlohn gibt“, betont Konecny.

Mit einem Gedenkgottesdienst am 30. Dezember 2011 in der St.Andreas-Kirche in Eitensheim würdigte der KAB Diözesanverband Eichstätt die großen Leistungen ihres Gründervaters, Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, der am 25. Dezember 1811 in Münster geboren wurde. Auch wenn er die Sozialreformen nicht mehr erleben sollte, so setzte er den entscheidenden Grundstein für unsere heutigen Sozialgesetze.

Mit immensem persönlichen Einsatz gegen das unglaubliche Elend der Menschen im 19. Jahrhundert, in der der Arbeiter nichts galt, und den Blick auf diese Not sollte Ketteler zeitlebens Getriebener auf der Suche nach Lösungen sein. Dabei scheute er sich nicht, Gedanken politischer Gegner zu prüfen. Er entwickelte Visionen, die seiner Zeit weit voraus waren und versuchte immer wieder und manchmal auf sich ganz allein gestellt mit einer grandiosen Rhetorik Verantwortliche zu überzeugen, so der Diözesanvorsitzende der KAB, Andreas Holl, in seinem anschließenden Vortrag vor über 100 Gästen.

Ketteler, der als Spätberufener 1844 mit seiner Pfarrstelle in Hopsten glaubte, das „Höchste erreicht zu haben, was Gott ihm schenkt“ (Zitat), wurde 1848 als Abgeordneter in die Paulskirche zur ersten deutschen Parlamentswahl berufen. Doch erst mit seiner politisch motivierten Leichenpredigt zweier getöteter Abgeordneter geriet er ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. 1850 wurde er Bischof von Mainz. Die soziale Frage beschäftigte ihn weiter. Mit einer neuen Publikation 1869 wurde er dann offensiv. Diese gilt bis heute zu Recht als Magna Charta der Christlichen Arbeitnehmerbewegung. Die Veröffentlichung fand auf der Liebfrauenheide in Offenbach vor 10.000 von Fabrikarbeitern statt. Im Zentrum seiner Predigt stand die Anerkennung der Legitimität der gewerkschaftlichen Zusammenschlüsse.

„Da wo Arbeitnehmerorganisationen und Gewerkschaften fehlen, müsse der Staat sich seiner Verantwortung stellen und Dumpinglöhne und die Ausbeutung von Arbeitnehmern gesetzlich verhindern“, so die Aktualität der Predigt vor 143 Jahren, betont Michael Konecny.

Am 13. Juli 1877 stirbt der große Sozialbischof auf seiner Rückkehr von Rom im Kapuzinerkloster in Burghausen. Er erlebt nicht mehr die in den 1880er Jahren erfolgreichen Bemühungen um den Aufbau von sozialen Einrichtungen und Gesetzen. Mit dem Sozialrundschreiben „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII im Jahr 1891 erhielten die katholischen Arbeitervereine ihre Anerkennung. Die KAB sieht sich gerade heute in der Tradition von Bischof von Ketteler verpflichtet.

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