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06.04.2022

Karwoche – eine Herausforderung für die Verkündigung

Kopie des "Isenheimer Altars" in Neumarkt. Foto: Andreas Schneidt

Kopie des bekannten "Isenheimer Altars", die in der Stadtkirche St. Johannes in Neumarkt zu sehen ist - mit Bezug zum Motiv "Jesus als Lamm". Foto: Andreas Schneidt

Im Mittelpunkt der Karwoche steht in den christlichen Gemeinschaften die Passionsgeschichte. Sie stellt als zentraler Glaubensinhalt eine bis heute aktuelle Herausforderung an die Verkündigung dar, um nicht auch nur ansatzweise der Gefahr eines antijüdischen Missverständnisses derselben zu erliegen.

Bereits 1947 wurde dazu auf der Seelisberger Konferenz gemeinsam von Katholiken, Protestanten und Juden ein 10-Punkte-Programm für eine von jedem Antijudaismus und Antisemitismus freie Predigt erarbeitet. Unter Punkt 7 heißt es:  „Es ist zu vermeiden, die Passionsgeschichte so darzustellen, als ob alle Juden oder die Juden allein mit dem Odium der Tötung Jesu belastet seien. Tatsächlich waren es nicht alle Juden, die den Tod Jesu gefordert haben. Nicht die Juden allein sind verantwortlich, denn das Kreuz, das uns alle rettet, offenbart uns, daß Christus für unser aller Sünden gestorben ist.“ (Judaica 4, 1948, 80). Daher muss bei der Darstellung des Passionsgeschehenes alles vermieden werden, was den Hass auf die Juden in allen Zeiten zur Folge haben könnte.

Dieser Programmgedanke findet sich bereits in den Aussagen des Konzils von Trient (1545 – 1563), das lehrt: „Wenn man den Grund sucht, warum der Sohn Gottes so ein bitteres Leiden erduldet hat, wird man finden, dass dies vor allem die Verbrechen und Sünden sind, welche die Menschen von Anbeginn der Welt bis auf den heutigen Tag begangen haben und die sie noch bis zum Ende der Zeit begehen.“

Blickt man in die Evangelien, so wird man dort – bei allen unterschiedlichen Sichtweisen der Verfasser – ebenfalls keinen Antijudaismus nachweisen können. So gibt z.B. Markus kein Gesamturteil über das jüdische Volk z.Z. Jesu ab, auch wenn er die Haltung der religiösen und politischen Autoritäten sehr kritisch beschreibt. Jesus Passion ist jedoch für ihn ein Teil des geheimnisvollen Plans Gottes. Matthäus und Lukas scheuen sich nicht, die Spannungen, die die Botschaft Jesu vor allem bei den Autoritäten hervorruft, darzustellen; bei aller Hochachtung des jeweils anderen. Und mit Blick auf die Passionsüberlieferung im Johannesevangelium schreibt die päpstliche Bibelkommission: „Man hat mit Recht vermerkt, dass ein großer Teil des Vierten Evangeliums dem Prozess Jesu vorgreift, in dem Jesus die Möglichkeit erhält, sich selbst zu verteidigen und seine Ankläger anzugreifen. Diese Ankläger werden oft ‚die Juden‘ genannt, ohne weiteren Zusatz, was leicht dazu führt, mit diesem Namen ein negatives Urteil zu verbinden. Doch handelt es sich hier nicht um einen grundsätzlichen Antijudaismus, denn das Evangelium erkennt an…, dass ‚das Heil von den Juden kommt‘ (4,22).“ (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 152, 4. korr. Auflage 2013, 191).

Einen entscheidenden Unterschied für das Verständnis und die Auslegung des Passionsberichtes in den Evangelien gibt es jedoch: die Festlegung des Datums der Kreuzigung. Dazu schreibt Rabbiner Walter Homolka: „Die Hinrichtung unter Pontius Pilatus als Stadthalter Judäas (26 – 36) geschah nach allen vier Evangelien am Vortag eines Shabbats, also an einem Freitag. Für die Synoptiker war es der Hauptfesttag des Pessach nach dem Sederabend, der 15. Nisan im jüdischen Kalender. Für das Johannesevangelium dagegen war es der Rüsttag zum Pessachfest, also der 14. Nisan. Diese Terminierung … hat theologische Bedeutung: Jesus wäre nämlich zur Zeit der Schlachtung der Pessach-Lämmer gestorben.“ (W. Homolka, Der Jude Jesus – Eine Heimholung, Freiburg i.Br., 2. Aufl. 2020, 57f).

Die christlichen Gemeinschaften haben die im Johannesevangelium überlieferte Datierung übernommen. In den Schriften der neutestamentlichen Briefliteratur wird Jesus zunehmend als das Lamm Gottes bezeichnet, das die Sünden der Welt hinweg nimmt. Dieser Gedanke fand im Laufe der Geschichte seinem Eingang in die Liturgie.

Darüber hinaus fand das Bild des Lammes Eingang in die christliche Kunst und über die Jahrhunderte hinweg auch in das gelebte Osterbrauchtum.

Text: Barbara Bagorski

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