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10.05.2024

Internationaler Tag der Pflege: Caritas fordert grundlegende Pflegereform

Foto: Peter Esser/Caritas

Der für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiter, Norbert Bittner (links), und sein Stellvertreter Christian Hillebrand fordern anlässlich des Internationalen Tages der Pflege eine grundlegende Pflegereform. Foto: Peter Esser/Caritas

Eichstätt – Eine grundlegende Pflegereform fordert der Caritasverband für die Diözese Eichstätt anlässlich des Internationalen Tages der Pflege am 12. Mai. „Angesichts der Tatsache, dass es in Kürze immer mehr pflegebedürftige Menschen geben wird, gleichzeitig aber immer schwieriger ist, Pflegekräfte zu gewinnen, brauchen wir neue Modelle“, erklärt der für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiter, Norbert Bittner.

Für Sockel-Spitze-Tausch plädiert

Mit besonderer Sorge sieht Bittner die zunehmende finanzielle Belastung für Heimbewohnerinnen und Bewohner: „Der Eigenanteil für einen Heimplatz ist zum Teil doppelt so hoch wie die Durchschnittsrente. Er ist gegenüber dem vergangenen Jahr um bis zu 500 Euro gestiegen. Das bedeutet, dass zwangläufig immer mehr in die Sozialhilfe abrutschen.“ Der Caritas-Verantwortliche stellt sich deshalb hinter die Forderung der Initiative Pro Pflegereform, fixe Eigenanteile durch einen „Sockel-Spitze-Tausch“ einzuführen. Bisher bezahlt die Pflegekasse den festen Sockel und die nach oben offene Spitze zahlen die Kunden als Eigenanteil. Dadurch treibt jede Verbesserung nur die Kosten der Kunden in die Höhe. „Mit dem Sockel-Spitze-Tausch drehen wir das um: Die Heimbewohnerinnen und -bewohner bezahlen den festen Sockel und alle weitere Kosten bezahlt die Pflegekasse“, erklärt Bittner.

Um die Pflegeversicherung für die Herausforderungen dauerhaft zu stabilisieren, wird es nach Ansicht des Abteilungsleiters nicht ohne höhere Beiträge jedes Einzelnen gehen. Um sie zu entlasten, schlägt er wie Pro Pflegereform zudem vor, dass die Behandlungspflege im stationären Bereich – also zum Beispiel Verbandswechsel und Spritzen –  nicht mehr von der Pflege-, sondern von der Krankenversicherung finanziert wird – so wie es in der ambulanten Pflege der Fall ist. Außerdem plädiert Bittner für „Wohnen und Pflege in einer Welt ohne Sektoren“. Bei diesem Modell entfällt die Grenzlinie zwischen ambulanter, teilstationärer und stationärer Pflege. „Der Trend geht ja dahin, dass alle Angebote verzahnt angeboten werden. Bisher ist es aber zum Bei-spiel so, dass wenn eine Pflegekraft in der Tagespflege ausfällt, dass dann dort nicht eine Pflege-kraft aus dem stationären Bereich einspringen darf oder umgekehrt. Das ist nicht mehr zeitgemäß und sollte flexibler gestaltet werden“, so Bittner.

Sichere Finanzierung für Seniorenheime gewünscht

Ein besonderes Anliegen ist dem Abteilungsleiter sowie seinem Stellvertreter Christian Hillebrand, dass die Caritas-Seniorenheime, die oft Wartelisten von über 50 Personen hätten, eine sichere Finanzierung erhalten. Laut dem Arbeitgeberverband Pflege mussten 2023 mehr als 800 Pflege-heime und ambulante Dienste Insolvenz anmelden oder schließen. Dies war zwar noch bei keinem der 20 Caritas-Seniorenheime im Bistum Eichstätt der Fall, „aber auch diese sind im Durchschnitt nur zu 92 Prozent ausgelastet, manche auch deutlich weniger“, so Bittner. Eine Verbesse-rung sollte eine von der Bundesregierung im vergangenen Jahr eingeführte neue Personalbemessung in stationären Einrichtungen bringen. Nach dieser muss nun nicht mehr eine Fachkraftquote von 50 Prozent, sondern nur noch von 43 Prozent erfüllt sein. Die anderen Stellen können mit sogenannten Pflegefachhelferinnen und –helfern mit einer einjährigen Ausbildung besetzt werden. „Das hat bisher in unseren Häusern aber noch keinen positiven Effekt gehabt“, erklärt Bittner.

Das Grundproblem, so Bittner, sei, dass es im Durchschnitt derzeit über sechs Monate dauere, um eine Fachkraftstelle zu besetzen. Daher sei auch die Quote von 43 Prozent noch sehr hoch. „Der Markt ist leergefegt, und deshalb bleiben Betten in den Einrichtungen unbelegt.“ Hillebrand meint: „Um attraktivere Arbeitsbedingungen zu bekommen und gut pflegen zu können, müssten wir noch mehr Pflegehelferinnen und –helfer gewinnen und auch refinanziert bekommen als bis-her.“ Solange dies nicht der Fall ist, würden Fachkräfte mit Tätigkeiten belastet, die ebenso von Hilfspersonal ausgeführt werden könnten.

Nach Meinung von Bittner hat die Politik es in den letzten Jahren versäumt, bei jungen Menschen den Pflegeberuf attraktiv zu machen. „Um Interesse für den Beruf zu wecken, sollte in Schulen ein verpflichtendes Praktikum im Sozialbereich eingeführt werden“, fordert der Caritas-Verantwortliche angesichts des Personalmangels in diesem Bereich.

Als belastend für die Seniorenheime sehen es Bittner und Hillebrand auch, dass gleich mehrere Behörden Qualitätsprüfungen in diesen vornehmen. „Es würde reichen, wenn eine kommt. Dies würde die Seniorenheime von Arbeitsaufwand entlasten“, so Bittner. Hillebrand bedauert grundsätzlich, dass die Qualität einer Einrichtung an deren schriftlicher Pflegedokumentation festgemacht wird. „Dies wird der Wirklichkeit nicht gerecht.“

Drei Initiativen gestartet

Der Caritasverband hat Bittner und Hillebrand zufolge zuletzt drei wesentliche Initiativen gestartet, um die Pflegebedingungen zu verbessern: Erstens führt er derzeit Schulungen von Wohnbereichsleiterinnen und -leitern zur Führungskräfteentwicklung durch. „Diese Führungskräfte sind besonders nah an den Mitarbeitenden dran, wissen, wo sie der Schuh drückt, und sollen sie künftig noch besser fördern und begleiten können“, informiert Bittner. Zweitens hat der Verband sein Arbeits-modell Flexpool von den Einrichtungen im Landkreis Neumarkt auf alle 20 Caritas-Seniorenheime im Bistum ausgeweitet. Dadurch will er noch mehr Pflegekräfte in Springertätigkeit gewinnen. Sie können ihre Arbeitszeit selbst wählen und werden in verschiedenen Einrichtungen nach Bedarf eingesetzt. „Dafür haben wir weitere 14 Fachkraftbewerbungen bekommen“, freut sich Bittner. Und drittens ist in allen Seniorenheimen eine neue Software zur Dienstplangestaltung, Abrechnung und Pflegedokumentation eingeführt worden, um die Digitalisierung voranzutreiben.

Quelle: Caritasverband für die Diözese Eichstätt

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