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26.02.2004

„Immense Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe“ - Eichstätter Bischof stellt beim Walburgitag die Rolle der Mutter in den Mittelpunkt

Eichstätt. (pde) – Hunderte von Frauen aus der ganzen Diözese sind am Walburgitag (26.2.) nach Eichstätt ans Grab der Bistumsheiligen gepilgert. Sie versammelten sich zum Gebet, deckten sich im Kloster mit Walburgiöl ein, kauften Kerzen und Rosenkränze und besuchten im Pfarrhaus St. Walburg eine farbenfrohe Patchworkausstellung. Höhepunkt war der Pontifikalgottesdienst, den Bischof Dr. Walter Mixa in der Pfarr- und Abteikirche St. Walburg zelebrierte. Dabei stellte er die Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft in den Vordergrund. „Jeder Mensch braucht eine Mutter, die Orientierung gibt, die Rücksicht nehmen lehrt“, betonte Mixa in seiner Predigt. „Wir brauchen Kinder und Jugendliche, die Mama und Papa sagen können und wissen: Hier bin ich zuhause.“

Für Frauen gebe es heutzutage viele Lebensentwürfe, die alle ihre Berechtigung hätten. Die einen seien beruflich aktiv, andere alleinerziehend, andere entscheiden sich gegen die Ehe. „Das alles wissen wir. Wir wissen aber auch, dass wir ein Zuhause brauchen.“ Die Rolle der Mutter sei mit nichts zu vergleichen. „Wir kommen alle aus der Frau“, betonte Mixa. „Auch ich komme aus einer Frau.“ Er erzählte, wie traurig er gewesen sei, als sein Vater starb. „Aber noch trauriger war ich, als meine Mutter gestorben ist.“

Es gebe eine „immense Sehnsucht des Menschen nach Geborgenheit und Liebe“, so der Eichstätter Bischof. „Wir brauchen alle eine Heimat.“ Wenn diese Ideale mehr Gewicht hätten, „dann wäre unsere Gesellschaft um 100 Prozent menschlicher“. Dann gäbe es eine größere Achtung voreinander und der Schutz von Leben, „ob geboren oder ungeboren, wäre eine viel, viel größere Selbstverständlichkeit“. Bei einer Diskussion mit Ingolstädter Studentinnen und Studenten sei zur Sprache gekommen, dass die „drei großen K.s“ - Kinder, Küche, Kirche - endgültig vorbei seien. Er sehe das anders. „Haben sich die Zeiten wirklich so grundsätzlich geändert? Sind wir ganz und gar anders, modernen geworden?“ Er erinnere sich gerne daran, als er einmal - und das sei gar nicht so lange her gewesen - eine Mutter mit ihrem neugeborenen Baby im Eichstätter Krankenhaus besucht hatte. „Die hat zu mir gesagt: Nie und nimmer möchte ich ein Mannsbild sein.“ Denn die wüssten nicht, was es bedeute, ein Kind zur Welt zu bringen und zu liebkosen.

Familie sei Heimat und gebe Geborgenheit, betonte Mixa. „Ich halte nichts von der antiautoritären Masche, wo die Mutter nicht mehr Mutter heißt, sondern Mary und der Vater nicht mehr Vater, sondern Jonny.“ Das seien vollkommene „Verirrungen unseres Zeit“. Die Heilige Walburga habe Verständnis gehabt für die Nöte der Frauen und habe so ihren Glauben gelebt. „Der liebe Gott ist nicht irgendein Monster, der Schicksale an die Menschen verteilt, er ist kein herzloser Herrscher über Himmel und Erde.“

Nach dem Pontifikalgottesdienst strömten die Wallfahrerinnen in das Pfarramt, wo der Frauenbund Kaffee und Kuchen anbot und Quilts ausgestellt wurden. Die kunstvollen Textilarbeiten stammten von Sigrid Müller aus Ingolstadt und Bobby Künert aus Heilsbronn. Zu sehen waren selbst genähte Wandgemälde, Decken, Taschen oder Kissen. „Jedes Stück ist ein Unikat“, betont Sigrid Müller. „Ein Maler malt sein Bild auch nur einmal.“ Ihre Arbeiten versteht sie als Kunstwerke - die freilich an der Nähmaschine fabriziert wurden. „Ich versuche, mit Stoff zu malen.“ Die Ideen gehen ihr nicht aus: „Im Kopf hab ich so viel Phantasie, da komme ich mit dem Arbeiten nicht nach.“ Ähnlich geht es ihrer Kollegin Bobby Künert aus Heilsbronn. Die gebürtige Amerikanerin hat sogar ihre Nähmaschine mit ins Pfarrheim gebracht und gab eine Vorführung ihres Könnens.

Die Heilige Walburga wird weit über die Bistumsgrenzen verehrt. Hilfe bei schwerer Krankheit, bei Augenleiden, Säuglingskrankheiten und Schwangerschaftsproblemen werden ihr zugeschrieben. Bis heute wird jedes Jahr der Tag mit besonderer Spannung erwartet, an dem das Walburgisöl zu fließen beginnt. Dann rinnt aus der Gruft der Heiligen eine Flüssigkeit, die in kleine Ampullen abgefüllt wird und der starke Heilkraft zugeschrieben wird. Die Fläschchen werden bis in die USA verschickt. Der 25. Februar 779 gilt als der Todestag der Heiligen. Wegen des Aschermittwoches wurde der Walburgistag in diesem Jahr erst am 26. Februar gefeiert.

 

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