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08.03.2023

Blog: „Quo vadis, Kirche?“ – Erwartungen und Eindrücke zur Synodalversammlung

Bischof Gregor Maria Hanke und Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner bei der Synodalversammlung in Frankfurt. Foto: Christian Klenk

Bischof Gregor Maria Hanke und Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner bei der Synodalversammlung in Frankfurt. Foto: Christian Klenk

Wohin führt der Weg der katholischen Kirche? Über diese Frage nach der Zukunft beraten die deutschen Bischöfe und Laienvertreter seit März 2019 im Synodalen Weg. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frau in der Kirche. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner berichten in unserem Blog von ihren Erwartungen und Eindrücken von der fünften Synodalversammlung, die vom 9. bis 11. März in Frankfurt am Main stattfindet.

Christian Gärtner: Meine Erwartungen an die letzte Synodalversammlung

„Vieles ist nach drei Jahren auf dem Synodalen Weg vertraut: die Menschen, die man wieder treffen wird - auf die Begegnung mit ihnen allen freue ich mich am meisten, die Unterbringung im immer gleichen Hotel, wahrscheinlich auch wieder die Art und der Ablauf der Textdebatten.“

Theologie und gelebte Wirklichkeit des priesterlichen Dienstes

„Man kann sich daran gewöhnen, seine Argumente in das Korsett eines Ein-Minuten-Redezeit-Taktes zu packen, das hat fast etwas von einer asketischen Übung an sich, passt damit eigentlich gut zur Fastenzeit, ist aber wahrscheinlich vor allem für so manche wortgewaltigen Theologen unter den Synodalen (mit und ohne Weihe) besonders herausfordernd. Aber wirklich synodal sind diese geschäftsordnungsmäßigen Redezeitbegrenzungen natürlich nicht, eher der Zeitnot geschuldet, um die Fülle der Textvorlagen überhaupt noch irgendwie vernünftig abarbeiten zu können. Knapp 80 Seiten Text in der komprimierten Druckversion stehen diesmal zur Debatte, aber dahinter stecken bei jedem der neun Textentwürfe jeweils eine ganze Menge einzelne Änderungsanträge, am meisten, nämlich 155, beim Grundtext des Synodalforums „Priesterliche Existenz heute“. Die Einleitung dieses Textentwurfs fasst sehr gut zusammen, warum es beim Synodalen Weg so viel zu debattieren gibt, wahrscheinlich viel mehr als sich die deutschen Bischöfe vor nunmehr vier Jahren vorstellen konnten, als sie den Synodalen Weg initiiert haben: „Theologie und gelebte Wirklichkeit des priesterlichen Dienstes befinden sich seit Jahren in einer Krise, welche Auswirkungen auf das gesamte Leben der Kirche hat. Manche der vorliegenden Fragen zum Thema priesterliche Existenz sind bereits seit 50 Jahren gestellt und nicht zufriedenstellend beantwortet; andere sind durch die sich ändernden pastoralen Bedingungen und die Erschütterung über den Missbrauch durch Priester neu hinzugekommen.“

„Was hier zum Thema „Priesterliche Existenz“ formuliert ist, gilt genauso auch für die anderen drei Themenkomplexe, mit denen sich der Synodale Weg befasst: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Sexualmoral“. Auch diese fünfte Synodalversammlung wird wieder voll Textarbeit sein und diese Textarbeit wird wieder in ähnlicher Form und nach ähnlichen Regeln stattfinden, wie sie auch bei anderen Vollversammlungen einer ähnlichen Größenordnung Anwendung finden, z.B. in Parlamenten oder auf Parteitagen. Aber auch das Zweite Vatikanische Konzil oder die Würzburger Synode haben ebenfalls Texte produziert, vorbereitet in Ausschüssen und beschlossen im Rahmen von geschäftsordnungsmäßigen Debatten und Abstimmungen im Plenum. Davon unterscheidet sich der Synodale Weg wohl im Detail, aber doch nicht grundsätzlich.“

„Manches wird bei dieser letzten Synodalversammlung aber auch anders sein: Es wird noch einmal einen neuen Tagungsraum geben, wahrscheinlich weil wir nach dem Ende aller corona-bedingten Einschränkungen wieder enger zusammenrücken dürfen, und zweimal geht es in den Frankfurter Dom, wo auch der Eröffnungsgottesdienst vor der ersten Synodalversammlung stattgefunden hat. Am Donnerstagabend gibt es dort eine Performance, die sich in künstlerischer Form mit der Frage nach der je eigenen persönlichen Verstrickung, auch der Synodalen, in die Missbrauchsgeschichte der Kirche auseinandersetzen soll, und am Samstagnachmittag wird dort der Synodale Weg mit einem Gottesdienst abgeschlossen.“

Aktive Diskussion

„Ich hoffe, dass sich bei dieser letzten Synodalversammlung nach den Debatten und Auseinandersetzungen zwischen den deutschen Bischöfen und „Rom“ und auch zwischen den deutschen Bischöfen untereinander, wieder mehr Bischöfe aktiver in die Diskussion einbringen werden als bisher. Die zunehmende Heftigkeit der Debatten überrascht mich nicht, weil auf dem Synodalen Weg ja zentrale wichtige Zukunftsfragen für die Kirche nicht nur in Deutschland mit einer bisher so nicht gekannten Offenheit behandelt werden. Gelöst werden diese Fragen auf dieser fünften Synodalversammlung aber sicher nicht. Deshalb hoffe ich, dass dieser gemeinsame Weg der Synodalität weitergeht.“

Chance für den "Weg der Synodalität"

„Mit den vielen guten und auch manchen weniger guten praktischen Erfahrungen, die wir in den letzten drei Jahren auf dem Synodalen Weg machen durften, haben wir die Chance, ein für die Kirche in Deutschland passendes konkretes Modell umzusetzen für den „Weg der Synodalität“, von dem Papst Franziskus sagt, dass er genau das ist, „was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“. Dieses konkrete Modell soll für die nächsten drei Jahre „Synodaler Ausschuss“ heißen, und dann vielleicht „Synodaler Rat“, aber der Name ist eigentlich nicht so wichtig, entscheidend ist, dass Synodalität auch nach dem kommenden Samstag weitergeht.“

Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner

 

Bischof Gregor Maria Hanke: Meine Erwartungen an die letzte Synodalversammlung

Innere Bereitschaft, aufeinander zu hören

„Ich rechne wiederum mit Kontroversen in den Aussprachen. Daher wünsche ich mir eine innere Bereitschaft des Hörens aufeinander, die nicht von Emotionen überlagert wird. Vielleicht gelingt es diesmal besser als bei der letzten Synodalversammlung, in der ich mich bei Minderheitenpositionen streckenweise atmosphärisch unter Druck gesetzt fühlte.“

Wachsen von Einheit – trotz Differenzen

„Gerade dann, wenn wir uns aufgrund von Meinungsverschiedenheiten aneinander reiben und übereinander ärgern, sollten wir füreinander beten. Bei allen Differenzen und Gegensätzen muss es uns um mehr gehen als um Mehrheiten und Minderheiten. So hoffe und bete ich um das Wachsen einer Einheit, die spürbar werden kann im Blick auf den Herrn und sein Wort, das uns verbindet und bindet.“

Bischof Gregor Maria Hanke

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