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07.10.2002

„Heilungsauftrag bei Menschen, die unheilbar erkrankt sind“ - Caritasverband führte Fortbildung „Seelsorge bei altersverwirrten Menschen“ durch

Eichstätt/Beilngries. (pde) - Kann ein demenziell erkrankter Mensch noch beichten? Versteht ein altersverwirrter Mensch noch das Sakrament der Eucharistie? Um solche Fragen ging es bei einer Fortbildung „Seelsorge bei altersverwirrten Menschen“ für Priester in Caritas-Altenheimen in Schloss Hirschberg, zu welcher der Caritasverband eingeladen hatte. Zwölf Geistliche und andere Verantwortliche in der Pastoral nahmen daran teil. Nachdem der Verband in letzter Zeit in Theorie und Praxis begonnen hat, sich des Themas Demenz – chronische Verwirrtheit aufgrund organischer Hirnschädigungen - aufgrund seiner wachsenden Bedeutung in sozialer Hinsicht stärker anzunehmen, führte er damit erstmals nun auch gezielt eine Fortbildung zur religiösen Dimension durch.

Die Problematik fasste Domkapitular i.R. Ernst Rupprecht zusammen: Priester hätten gemerkt, dass demenzkranke Menschen oft nicht mehr begreifen, dass sie bei der Kommunion „erstens etwas Heiliges, den Heiland selbst, empfangen und zweitens ihn nicht in würdiger Form empfangen“. Prälat Wilhelm Reitzer, der seelsorglich im Heilig Geist Spital sowie in der Stadtkirche und Münsterpfarrei Ingolstadt tätig ist, erklärte daher auch aus seiner Praxis: „Die Entscheidung, ob ich die heilige Kommunion geben kann, fällt mir oft schwer. Ich mache das vom Augenblick abhängig.“ Auch Beichtgespräche von Demenzkranken, so Reitzer, „haben mit der Beichte im Beichtstuhl oft wenig gemein, weil ein Schuldbewusstsein und Reue nur in Ansätzen vorhanden sind. Daher ist es mehr ein Gespräch mit dem Kranken, bei dem er merkt, dass man ihm einfach helfen will“. Oft bete er mit den Menschen ein „Gegrüßet seist du Maria“, und wenn sich dann die Lippen des Kranken dem Wortlaut entsprechend mitbewegen, „dann spürt man, dass er da ist, ihm dies etwas bedeutet und wohl tut“, berichtete der Prälat.

Matthias Helfrich, Referent für Qualität und Bildung im Pflegebereich beim Caritasverband, betonte denn auch, dass eine intensive Beziehungsarbeit von Geistlichen mit demenzkranken Menschen unerlässlich sei, um diesen noch eine „religiöse Lebensqualität“ zu ermöglichen: Zunächst müsse es darum gehen, den Bedarf zu erkennen, zum Beispiel das Bedürfnis eines Kranken, über seine Schuld zu sprechen. Daran sollten sich Gespräche mit den Betroffenen, aber auch den Pflegepersonen anschließen, um „in seine Lebensspur einzugehen“. Dann könne ihm zum Beispiel durch Berührung und Hand auflegen vermittelt werden: „Du bist nicht allein und stehst unter einem Schutz“.

Ganz wichtig, um das religiöse Leben Demenzkranker zu fördern, sind äußere Zeichen und Gegenstände, die für die Betroffenen von jeher eine Rolle gespielt haben: zum Beispiel das Kreuz, Kerzen oder der Rosenkranz. Kurt Wirsing, Leiter vieler Fortbildungen im Caritasverband und Fachmann im Bereich der Gerontopsychiatrie, verdeutlichte dies mit einer Präsentation „Lebensfluss“. Was Caritasmitarbeiter vor einigen Wochen einmal auf die allgemeine Situation Demenzkranker als „Biographiearbeit“ herausgestellt hatten, gelte auch für ihr religiöses Leben: Ihre Erinnerungen lösen sich nach und nach auf, doch es sei möglich, ihnen zu helfen, Vergangenes zu vergegenwärtigen und so ihr Wohlergehen zu fördern.

Wie dies in speziellen Gottesdiensten für Demenzkranke geschehen könne, erläuterte Michael Schmidpeter, Referent für Altenarbeit im Seelsorgeamt des Bistums, mit einigen Beispielen: Damit die Betroffenen ein Gefühl der Beheimatung bekommen, müsse die Kapelle zunächst entsprechend geschmückt sein. Die Lesung oder das Evangelium müssten erzählt und „anschaulich begreiflich“ gemacht werden, nicht nur verbal. Hilfreich seien bekannte Gebete und Lieder. Die Kranken könnten aktiv einbezogen werden, indem sie etwa Blumen berühren. Bei einer Eucharistie sollten Hilfestellungen beim Empfang gegeben werden, die es auch sonst als Speisehilfen gibt.

Dompropst i.R. Josef Pfeiffer regte am Ende der Tagung an, der Caritasverband solle zur Förderung des religiösen Lebens demenzkranker Menschen eine Vorreiterrolle übernehmen. Caritasdirektor Willibald Harrer sagte zu, dass er dies bei den Altenheim-Leiterkonferenzen einbringen werde – auch, dass die Mitarbeiter sich dafür während ihrer Arbeitszeit einbringen können. Michael Schmidpeter wünschte sich, dass aber auch andere Heime in den Blick genommen werden, „da es auch dort Mitarbeiter gibt, die sich als christlich verstehen und in diese Richtung etwas tun wollen“. Einig waren sich alle Teilnehmer in dem, was Kurt Wirsing zusammenfasste: Es gehe um „einen Heilungsauftrag bei Menschen, die unheilbar erkrankt sind – medizinisch, aber nicht seelisch“.

 

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