Zum Inhalt springen
10.02.2003

"Gut ernährt und doch krank" - Fiegenstaller Forum diskutierte über Lebensmittelqualität

Fiegenstall - Weg von Fast food, Billig- und künstlich aufgepeppten Lebensmitteln hin zur natürlichen Ernährung mit frischen Produkten aus der Region, war das Kredo von Prof. Dr. Hoffmann aus Triesdorf beim Fiegenstaller Forum. Was bei den Alten eine Binsenweisheit war, finde langsam wieder Eingang in Hörsäle und wissenschaftliche Arbeiten. Großangelegte Studien hätten den eindeutigen Nachweis geliefert, dass sekundäre Pflanzenstoffe wie Farb-, Geschmackstoffe und ätherische Öle also Antioxidantien auch für die menschliche Gesunderhaltung, den Schutz vor vorzeitigem Altern, gegen Krebs und Herzinfarkt von größter Wichtigkeit sind.

Prof. Hoffmann, eine Kapazität auf dem Gebiet der Lebensmittelqualität, beschäftigt sich auch nach seinem Ruhestand mit der Forschung zur Lebensmittelqualität. Den Ernährungsbericht der Bundesregierung von derzeit unbedenklichen Lebensmitteln kommentierte Hoffmann mit einem leicht spöttischen Unterton. Wer sich nur auf Kohlehydrate, Eiweißstoffe oder Fette stütze, sage nur die halbe Wahrheit. Zahlen aus der Wissenschaftsliteratur zeigen nach Hoffmann, dass bei unseren Lebensmitteln nicht alles zu Besten steht. So seien 30% aller Krebsfälle ernährungsbedingt. Während 14 % des Verdienstes für Krankheiten ausgegeben würden, gebe man nur 11% für die Ernährung aus. Bei gesunder Ernährung bräuchte man keine 40 Milliarden Euro pro Jahr für ernährungsbedingte Krankheiten auszugeben.

Von großer Bedeutung für die Gesundheit seien die sekundären Pflanzenstoffe, jene Verbindungen, welche die Pflanze zu ihrem eigenen Schutz gegen Krankheiten und Schädlinge anlege und welche meist unter den Sammelbegriffen Polyphenole, Antioxidantien, Enzyme und ACE-Vitamine geführt würden. Nach den gewaltigen Fortschritten auf dem Gebiet der Chemoanalyse könne man nachweisen, dass produktionstechnische Eingriffe in das Wachstum von Pflanzen und Tieren Stress verursachten. Das werde deutlich im Redoxpotenzial von Nahrung, welche ihre Elektronen und somit die Reduktionsfähigkeit verloren habe. Solche Nahrung sei tot. Sie könnte unseren Körper nicht mehr aufladen, was sich nachteilig auf Zellteilung und Wohlbefinden auswirke. Amoklaufende Atome wie freie Radikale könnten nicht mehr aufgefangen werden, mit der Folge von Zellschädigungen. Jeder menschliche Körper erlebe täglich eine gigantische Zahl von DNA–Schädigungen, mit denen er fertig werden müsse und meist auch fertig werde. Ungesunde Ernährung fördere diesen Prozess, mit der Folge frühen Alterns oder von Krebserkrankungen.

In den letzten hundert Jahren sei der Körper immer mehr zur Giftmülldeponie verkommen. Bei einer Un-tersuchung wurden in einer einzigen Körperzelle eines Menschen 500 künstlich hergestellte Chemikalien nachgewiesen. Ein Zug aus einer Zigarette schaffe 1 Billiarde freie Radikale mit ihren zellschädigenden Wirkungen. Ein Kettenraucher habe einen erhöhten Bedarf an Elektronen, der nur über eine gesunde Ernährung mit viel sekundären Pflanzenstoffen gedeckt werden könne. Ebenso sei unser Organismus bei körperlichen Anstrengungen, durch Lösungsmittel, Konservierungsmittel und übertriebenes Sonnenbaden immer stärker mit freien Radikalen konfrontiert. Dabei handle es sich um Verbindungen, denen ein oder zwei Elektronen für ein neutrales Verhalten fehlten. Bioaktive Substanzen würden diese Lücken wieder schließen und das Krebsrisiko deutlich senken. Am unproblematischsten geschehe dies über Nahrungsmittel mit viel sekundären Pflanzenstoffen wie Gemüse und Obst.

Viele Billiglebensmittel würden diese Substanzen kaum mehr enthalten. Schnäppchenjäger könnten Qualitäten nicht mehr unterscheiden, sondern nur noch rechnen. Bei denen zähle nur noch der Preis, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit. Natürlich, stressarm und mit wenig Düngung gezogene Pflanzen hätten nachweislich einen höheren Gehalt an sekundären Pflanzensoffen. Bei Apfelsäften zeige sich bei den Billigprodukten der Discounter gegenüber von Säften aus Gartenbauvereinen eine deutlich schlechtere Qualität im Redoxpotenzial. Überhaupt habe der Konsum eines Apfels pro Tag nachweislich ein positive Wirkung gegen Darm- und Leberkrebs. „Ein Apfel pro Tag erspart viel Plag“ sei ein Sprichwort, das nicht von ungefähr komme. Eines der gesündesten Lebensmittel wäre das so viel geschmähte Sauerkraut. Von den 250-270 bekannten bioaktiven Substanzen berge das Sauerkraut alleine 47. Sauerkrautsaft habe nach dem Rote-Beete-Saft das beste Redoxpotenzial. Nach dem Spruch von Benedikt von Nursia: „Brüder lebt regelmäßig mäßig“ solle aber niemand denken, von jetzt an nur noch Sauerkraut zu essen und Rote-Beete-Saft zu trinken. Ein zuviel an Elektronen sei ebenso ungesund wie ein zu wenig. Entscheidend sei eine ausgewogene Ernährung. Die Lebensmittel sollten frisch, der Jahreszeit gemäß aus der Region kommen.

Während bei den meisten Lebensmitteln nach dem Kochen die biologische Wertigkeit abnehme, trete bei den Tomaten das Gegenteil ein. Gekochte Tomaten seien außerordentlich gesund, –so gesund, dass eine tomatenreiche Ernährung bei Männern sogar einen Herzinfarkt vorbeugen könne. Dies sei das Ergebnis einer neuen amerikanischen Studie. Tomaten enthalten viel Lykophen ein Antioxidans, das die Körperzellen vor schädlichen freien Radikalen schütze. Überraschend sei, dass der menschliche Körper das Lykophen viel besser aufnehme, wenn die Tomaten gekocht seien.

Wir sollten uns ein Beispiel an den Franzosen nehmen. Trotz ihres exorbitanten Weinkonsums hätten sie mit die höchste Lebenserwartung. Bei ihnen werde das Essen noch zelebriert und für die Nahrung noch viel Geld ausgegeben. Nicht der Preis entscheide, sondern die Qualität.

Wer heute denke mit Vitaminen durch Pillen seinen Körper was gutes zu tun, sei auf dem Holzweg. Ohne lebendige Nahrung helfen alle Vitamine nichts. Vitaminpillen seien allenfalls bei Therapien unter ärztlicher

Kontrolle nützlich, nicht hingegen für eine dauerhaft gesunde Ernährung.

Auch wenn die Hintergründe noch nicht genau erforscht seien, wäre ein gute Methode gegen Herzinfarkt die sogenannte Kreta Diät, in der alle Öle durch Olivenöl ersetzt würden. In dieser Studie aßen die Patien-ten weniger Fleisch und dafür mehr Obst und Gemüse. Schon nach 2 Monaten zeigte die Versuchsgruppe po-sitive Veränderungen. Nach einem Beobachtungs-zeitraum von 27 Monaten waren die Vorzüge der Kre-ta-Diät unübersehbar, so Hoffmann. Gegenüber der Kontrollgruppe, die sch weiterhin wie bei uns üblich ernährte, traten 73% weniger Herzprobleme auf. Die Sterblichkeit lag um 70% niedriger.

 

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.