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08.04.2024

„Gebet des Herzens“: Kontemplation und Stille im Kloster Heidenheim

Foto: Alexandra Rank/pde

Im Kloster Heidenheim können Interessierte Ruhe finden im kontemplativen Gebet, auch „Herzensgebet“ genannt. Foto: Alexandra Rank/pde

Eichstätt. (pde) – Eine Übungsreihe zum sogenannten „Herzensgebet“ veranstaltet das ehemalige Benediktinerkloster Heidenheim zusammen mit dem Dekanat Weißenburg-Wemding und dem Exerzitienreferat der Diözese Eichstätt. Das ökumenische Angebot greift eine Tradition frühchristlicher Mönche auf und ist ein Schwerpunkt des geistlichen Lebens in Heidenheim.

Jeweils am Freitag vom 19. April bis 17. Mai von 19 Uhr bis 20.30 Uhr treffen sich die Betenden im „Raum der Stille“ (Ringstr 8 – grüne Tür links vom Haupteingang des Klosters). Die Abende beinhalten jeweils einen Impuls, praktische Hinweise, zwei Mal eine 20-minutige Stille sowie einen kurzen Austausch und abschließend eine Segensbitte. Es sind keine Vorkenntnisse notwendig.

Die Abende bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln besucht werden. Meditationsanleiter ist Erwin Schuster, evangelischer Pfarrer im Ruhestand. Die Teilnahme an der Übungsreihe ist kostenlos, Spenden an das Kloster sind willkommen. Anmeldung beim Kloster Heidenheim, Tel. (09833) 7709888, E-Mail: seminare(at)kb-hdh(dot)de.

Immerwährend ökumenisch beten

Das ehemalige Kloster Heidenheim, 752 vom englischen Mönch Wunibald mit Hilfe seines älteren Bruders Willibald, dem ersten Bischof von Eichstätt, als Missionszentrum gegründet, versteht sich heute als „Ideenschmiede für gelebte Ökumene“. In Stundengebeten, Taizé-Andachten und gemeinsamen Pilgerwegen, bei Exerzitien, Einkehr-und Oasentagen wird Ökumene am Kloster gelebt. Dabei wird versucht, die benediktinisch-klösterlichen Wurzeln und die evangelische Prägung seit der Reformation in ökumenischen Formen des Gebets und des Gottesdienstes zusammenzuführen. So werden zum Beispiel jährlich zwei Übungsreihen zum „Herzensgebet“ abwechselnd von Marille Neufanger als Beauftragte für Geistliche Begleitung im Exerzitienreferat der Diözese Eichstätt und dem evangelischen Pfarrer im Ruhestand Erwin Schuster geleitet.

„Die Begriffe Herzensgebet, kontemplatives Beten, christliche Meditation, Jesusgebet, kontemplative Meditation sind Synonyme“, erklärt Neufanger. „Beim ‚Herzensgebet‘ gibt es einige ‚Schulen‘, die die Tradition der sogenannten ‚Wüstenväter‘ aufgreifen.“ Gemeint sind damit frühchristliche Mönche, die sich seit dem späten 3. Jahrhundert – entweder einzeln als Eremit oder in Gruppen als sogenannte Koinobiten –in die Wüsten Ägyptens und Syriens zurückzogen, um in der Abgeschiedenheit Gott unmittelbarer zu suchen, nachdem das Christentum als Staatskirche „lau“ zu werden drohte. Sie lebten den christlichen Glauben nach dem Leitwort „ora et labora“ (bete und arbeite – dem späteren Motto der Benediktiner) und entdeckten die Erfahrung der „hesychia“, des inneren Friedens. Das „Herzensgebet“ war dabei eine Möglichkeit, immerwährend zu beten, also sich auf Gott zu konzentrieren, mit ihm Zeit zu verbringen. Eine der ältesten Gebete war: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.“ Diese Form des Gebets ist besonders in den orthodoxen Kirchen weit verbreitet und zum Beispiel oft im ostkirchlichen Priesterseminar Collegium Orientale Eichstätt zu hören. Sie bezieht sich auch auf die Aufforderung „Betet ohne Unterlass“ des Apostels Paulus.

Im Kloster Heidenheim orientieren sich laut Neufanger alle Angebote zum kontemplativen Gebet an den Schriften des ungarischen Jesuiten und Autors geistlicher Bücher Franz Jalics. Er lebte von 1978 bis 2017 in Deutschland und leitete Exerzitien und eine Hausgemeinschaft von 1984 bis 2017 in dem von ihm gegründeten Haus Gries in Wilhelmsthal. „Er war überzeugt, dass diese Gebetsweise dem heutigen Menschen entgegenkommt, und hat damit vielen Menschen einen Zugang zu einem kontemplativen Weg in unserer Zeit geöffnet, der sich auch in unserer heutigen Lebensweise heilend auswirken kann“, sagt Marille Neufanger. Seine Gebetspraxis war auch stark durch seine Hafterfahrungen während der argentinischen Militärdiktatur geprägt. Jalics wirkte von 1957 bis 1976 als Ordensmann und Professor in Argentinien und wurde wegen des Verdachts der Kollaboration mit der Guerilla verhaftet. Damaliger Ordensprovinzial war Jorge Mario Bergoglio, der heutige Papst Franziskus.

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