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20.05.2021

Gabriel de Gabrieli: Eine steile Karriere vom Maurergesellen zum Eichstättisch fürstbischöflichen Hofbaudirektor

Die Bauten Gabriel de Gabrielis prägen den gesamten Dombezirk Eichstätts, wie diese Luftaufnahme zeigt: Foto: Gerd Löser

Viele der Gabrielibauten zeigt auch das Städtebild von Johann Michael Franz in Hirschberg. Foto: Ingeborg Limmer, Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt

Eichstätt. (pde) – Anlässlich des 350. Geburtstages von Gabriel de Gabrieli widmet sich der „Geistige Mittagstisch“ des Monats Mai in Schriftform der Karriere und dem Schaffen des Barockarchitekten. Kunsthistorikerin Dr. Claudia Grund, Leiterin des Domschatz- und Diözesanmuseums Eichstätt, zeichnet seinen Berufsweg nach.

Gabrieli wurde am 18. Dezember 1671 in Roveredo, dem Hauptort des italienisch-sprachigen Misoxtales im Schweizer Kanton Graubünden geboren. Nachdem er aus einer traditionsreichen Bauhandwerkerfamilie entsprang – seine Mutter Domenica stammte aus der bekannten Familie Zuccalli – absolvierte er zunächst wohl beim Vater die von der Zunft vorgeschriebene dreijährige Lehrzeit als Maurer. Bald dürfte er die verantwortliche Position eines Bauleiters, des sogenannten Poliers, bekleidet haben, so dass er zum Meister aufsteigen konnte. Damit hatte Gabrieli eine damals typische, vor allem praktisch ausgerichtete Ausbildung zum Architekten absolviert. Diese gründete einerseits auf fundierten Kenntnissen des Handwerks und wurde um besondere Kenntnisse in Mathematik, Geometrie und in der Zeichenkunst ergänzt, so dass er selbständig planen und entwerfen konnte.

Seit dem Frühjahr 1694 stand Gabrieli in den Diensten des Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein zu Wien, wohin er vermutlich durch seinen Verwandten Enrico Zuccalli vermittelt worden war. Hier nennen ihn die Quellen zum ersten Mal als Maurermeister, später führte er den Titel des fürstlichen Baumeisters. Seine Aufgabe war es vor allem, die Pläne des Italieners Domenico Martinelli, der gleichzeitig sein wichtigster und prägendster Lehrmeister war, auszuführen. Die Wiener Zeit, die in eine der fruchtbarsten Bauphasen der Stadt fiel, sollte einen großen Einfluss auf Gabrielis spätere Architektursprache haben.

Bereits parallel zu seinem Wiener Schaffen war Gabrieli 1694-1703 für den Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach tätig. Nun entstanden seine ersten selbständig geplanten Bauten. Die Dienstreisen zwischen seinen weit voneinander entfernten Dienstorten nutzte er für Studienzwecke. So hielt er sich 1695 in Rom auf, besuchte Venedig und Frankreich und lernte wohl auch bedeutende Bauten in Böhmen und Mähren sowie in Österreich und Bayern kennen.

1704 übersiedelte er endgültig nach Ansbach und stieg hier in den Rang eines Ansbachischen Hofbaumeister auf und erhielt 1709 auch die Titel Baudirektor und Hofkammerrat. In Ansbach widmete er sich zahlreichen profanen wie sakralen Bauaufgaben. Seine bedeutendsten Werke sind hier der 1706-09 errichtete Arkadenhof und der wohl 1713-16 dem Altbau vorgelagerte Südostflügel des Ansbacher Schlosses.

Bereits 1702 hatte Gabrieli sein Interesse an der Nachfolge des Eichstätter Hofbaumeisters Jakob Engel angemeldet. Da sich im Ansbachischen die finanziellen Verhältnisse zunehmend verschlechterten und damit die Bautätigkeit erlahmte, wandte sich Gabrieli im Jahre 1714 erneut nach Eichstätt, dessen Baubestand infolge des Dreißigjährigen Krieges noch weite Lücken aufwies. Er wurde noch im gleichen Jahr zum Direktor des fürstbischöflich Eichstättischen Hofbauamtes ernannt und durch Fürstbischof Johann Anton Knebel von Katzenellenbogen mit dem Bau der Westfassade des Eichstätter Domes beauftragt. 1715/16 wechselte Gabriel de Gabrieli endgültig nach Eichstätt über, wo er bis zu seinem Lebensende unter zwei weiteren Bischöfen, Franz Ludwig Schenk von Castell (1725-1736) und Johann Anton II. von Freyberg (1736-1757), dienen sollte. In Eichstätt war Gabrieli einerseits Architekt des Fürsten und Leiters des Hofbauamtes, andererseits beaufsichtigte er die Baufälle im ganzen Hochstift und entfaltete zudem teils offiziell, teils privat eine reiche Bautätigkeit im Bistum und darüber hinaus.

Über 30 Bauten in Eichstätt

Die Liste der in seiner Eichstätter Zeit durch ihn selbst errichteten oder nur geplanten Bauten erscheint für ein Berufsleben unter damaligen Verwaltungs-, Kommunikations- und Reisebedingungen für 32 Berufsjahre fast unglaublich. Allein in Eichstätt haben sich über 30 Bauten von Kirchen über Schlösser, Staats- und Verwaltungsbauten bis hin zu Bürgerhäusern erhalten. Neben seine fürstlichen Bauherren zählte er Domherren, Klostergemeinschaften sowie vermögende Privatleute zu seinen Bauherren.

Beachtlich ist auch die Zahl der nach seinen Plänen ausgeführten Bauten in Hochstift und Bistum Eichstätt. Dazu gehören zahlreiche Landkirchen wie Hitzhofen, Paulushofen, Euerwang, Esselberg und Weigersdorf sowie die Wallfahrtskirche von Mettendorf oder die Stadtkirche St. Jakob in Greding. An vielen Orten finden sich Pfarrhäuser und Verwaltungsgebäude, die meist für kirchliche Auftraggeber entstanden. Andererseits zählten bedeutende Privataufträge zu seine Aufgaben: in Allersberg errichtete er 1722/23 für den italienischen Händler und Drahtfabrikanten Giovanni Giacomo Gilardi eine Fabrik mit Kontor und Wohnhaus und in der Nachbarschaft ein Palais für dessen Verwandte. Einer der größten privaten Aufträge war das Schloss Bertoldsheim, das er von 1718 bis 1724 für General Freiherr Fortunat von Isselbach fertig stellte. Für Graf Albrecht von Oettingen entstanden die Georgskirche in Gnotzheim und die verwandte Kirche von Großschafhausen.

Eichstätt wäre weitaus ärmer an Charme ohne die wienerisch-italienisch beeinflussten, vornehmen Bauten Gabrielis, wie kein anderer Architekt hat er das Stadtbild geprägt. Ihr bis heute heiter barockes Gepräge ist ihm zu verdanken.

Dr. Claudia Grund/pde
 

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