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15.07.2005

Franziskaner verlassen Ingolstadt: Diözese Eichstätt will Franziskanerbasilika als Gotteshaus erhalten – Geändertes Konzept der City-Pastoral nötig

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) - Personelle und finanzielle Engpässe zwingen die bayerischen Franziskaner, zum 31. Dezember 2005 das Franziskanerkloster in Ingolstadt aufzugeben und eine seit 1275 bestehende Klostertradition zu beenden. Lediglich Bruder Martin Berni wird mit seiner Straßenambulanz in Ingolstadt bleiben, aber zur Miete in eine Wohnung ziehen. Die Diözese Eichstätt wird nach den Worten von Bischof Walter Mixa in der bisher von Franziskanern betreuten Basilika geistliche Angebote wie Gottesdienste und Sakramentenspendung aufrechterhalten. Das beliebte Gotteshaus solle auch weiterhin eine Anlaufstelle in der Innenstadt sein für Menschen, die Stille, Begegnung mit Gott und die Hilfe der Sakramente suchen. Die unterschiedlichen Angebote, die darüber hinaus bisher von den Franziskanern geleistet wurden, sollen in einer neuen Planung der City-Seelsorge berücksichtigt werden.

Bereits 1998 waren die Franziskaner nahe daran, Ingolstadt zu verlassen. Das Projekt einer „franziskanisch-geschwisterlichen Gemeinschaft“ war damals die rettende Initiative. Mittlerweile allerdings hat sich die franziskanisch-geschwisterliche Gemeinschaft aufgelöst. „Mangelnder Nachwuchs und ein hoher Anteil an älteren Mitbrüdern fordern eine Konzentrierung der noch vorhandenen Kräfte auf weniger Standorte“, stellt der Provinzial der bayerischen Franziskaner, Pater Maximilian Wagner, in einem Schreiben an die Eichstätter Bistumsleitung fest. Deshalb hat die Provinzleitung auch entschieden, ihre Jugendarbeit „Orientierung an Franziskus“ mit einem Team zu gestalten, das in Bad Tölz angesiedelt ist. Für das Kloster Ingolstadt entfalle damit ein weiteres Standbein.

Eigentümer des Klosters ist der Freistaat Bayern, die große Baulast aber liegt bei den Franziskanern. Die anstehende Kanalsanierung, die längst fällige Erneuerung der elektrischen Leitungen, die Renovierung der Rohre aus der Nachkriegszeit, der hohe Energieverbrauch des Hauses und verschärfte feuerpolizeiliche Bestimmungen und Auflagen bedeuten eine hohe finanzielle Belastung, welche für die Franziskaner nicht mehr zu tragen sei, so der Franziskanerprovinzial.

In einem Schreiben an Franziskanerprovinzial Maximilian Wagner hat Bischof Walter Mixa sein großes Bedauern geäußert, dass die Franziskaner nach jahrhundertelangem anerkannten seelsorglichen Wirken das Kloster Ingolstadt mit der Basilika aufgeben müssen. Zugleich dankt der Bischof für die „wertvolle seelsorgliche Arbeit und geistliche Betreuung“ durch die Gemeinschaft der bayerischen Franziskaner. Generationen von Franziskanern seien für viele Gläubige in der Stadt Ingolstadt und aus den umliegenden Gemeinden menschliche und geistlich gute Ansprechpartner gewesen, die vielen suchenden und fragenden, vielen belasteten und bedrückten Menschen im Bußsakrament die Gabe der alles verstehenden und verzeihenden Barmherzigkeit Gottes vermittelt haben. Die Diözese und die Seelsorger der Stadtkirche Ingolstadt seien nun herausgefordert, gemeinsam nach Möglichkeit die entstehende seelsorgliche Lücke mit Geist und Inhalt zu füllen.

Die Franziskaner siedelten sich auf Wunsch Herzog Ludwigs des Strengen in Ingolstadt an. 1275 schenkte er den Minderbrüdern einen Bauplatz für Kirche und Kloster nahe dem nördlichen Stadtwall. Ingolstadt ist das älteste heute noch erhaltene Haus der bayerischen Franziskanerprovinz und auch Sitz des Marianischen Messbundes. Diese 1729 gegründete weltweite Gebetsgemeinschaft mit rund eineinhalb Millionen Mitgliedern war bisher bei den Franziskanern angesiedelt. Ihre Kirche mit dem Patrozinium Mariä Himmelfahrt wurde von Papst Paul VI. im Jahr 1964 zur „Basilica minor“ erhoben. Sie beherbergt die volkstümliche „Schuttermutter“, eine Marienstatue aus dem 14. Jahrhundert, die auch heute noch als Gnadenbild in einer eigenen Seitenkapelle verehrt wird. Derzeit sind im Franziskanerkloster Ingolstadt zwei Patres und zwei Brüder.

 

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