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08.08.2005

Figur des Jesuskindes als „Seelentrösterlein“ - Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt präsentiert „Exponat des Monats“

Eichstätt. (pde) – Als besonderen Hingucker präsentiert das Eichstätter Domschatz- und Diözesanmuseum im August ein „Seelentrösterlein“. Dieses „Exponat des Monats“ ist im Raum I des Museums zu sehen. In zahlreichen Frauenklöstern wurden früher Figuren des Jesuskindes als Andachtsbilder aufbewahrt. Sie gingen gelegentlich in den Besitz öffentlicher und privater Sammlungen über. Vielfach wurden diese Figuren, die in einem verglasten Schrein geborgen sind, als „Seelentrösterlein“ bezeichnet. Der Name ist damit zu erklären, dass durch diese Darstellung des Jesuskindes der Trennungsschmerz der jungen Novizin von ihrer Familie und von der gesamten bürgerlichen Gesellschaft gemildert werden sollte. Es handelte sich somit um ein Abschiedsgeschenk der Familie. Ein anderer Name ist „himmlischer Bräutigam“, was für die mystische Vermählung der Novizin mit Jesus beim Eintritt in das Kloster steht.

Das Kind trägt immer weibliche Züge. Die andächtige Hinwendung zum Jesuskind in Gebet und Meditation geht bis ins hohe Mittelalter zurück, so Dr. Emanuel Braun, Leiter des Diözesanmuseums. In den Frauenklöstern wurden die Figuren in den Tages- und Jahresablauf miteinbezogen und wie Kinder versorgt. Der Umgang mit dem Jesuskind kann durchaus fröhlich verspielt gewesen sein. Der Barock war eine Epoche, in der das Kindliche synonym für religiöse Schlichtheit stand und in der diese angemessene Haltung fraulicher klösterlicher Frömmigkeit geradezu propagiert wurde. Einzelne dieser Jesuskinder wurden zu Mittelpunkten von Wallfahrten, so zum Beispiel das „Loretokindl“ bei den Kapuzinerinnen von Salzburg oder das „Prager Jesulein“ in der Kirche Maria de Victoria in Ingolstadt.

Das Exponat im Diözesanmuseum mit seinem Formenvokabular des Rokoko ist in die Zeit um 1730 bis 1770 zu datieren. Als Provenienz ist das Benediktinerinnenkloster St. Walburg in Eichstätt anzunehmen. Der vergoldete, reich verzierte Schrein aus Holz ist 57 Zentimeter hoch und 39 Zentimeter breit. Die Figur aus Wachs steht auf einem schlanken Podest, das mit Rocaille dekoriert ist, und trägt eine große Krone. Typisch sind die blonden Locken. In der rechten Hand hält das „Seelentrösterlein“ ein Zepter und in der linken einen Reichsapfel als Symbole der Weltherrschaft. Das reich gestickte lange Kleid aus weißer Seide ist ausgestellt. Es kann als Brautkleid aufgefasst werden. Boden und Rückwand des Schreins sind dicht gefüllt mit Blumen, die Blätter sind feine Wickelarbeiten aus Gold- und Silberdraht, die man als Klosterarbeit bezeichnet. Dominierend sind zwei weiße Rosen als Symbole der Jungfräulichkeit.

Das Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt ist am Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 10.30 Uhr bis 17 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Sonderführungen, auch für Kinder und Jugendliche, sind nach Vereinbarung möglich. Auch auf den Internetseiten des Museums wird das „Exponat des Monats“ vorgestellt. Die Adresse: „www.bistum-eichstaett.de/dioezesan-museum“.

 

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