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11.08.2022

Ferienwoche für Trennungskinder bei der Caritas

Mit einem „Luftballon-Ritual“ konnten die Mädchen und Buben in der Trennungskindergruppe der Erziehungsberatung Ingolstadt in den Ferien Abschied von dem unerfüllbaren Wunsch nehmen, dass die Eltern sich wieder versöhnen. Foto: Erziehungsberatung Ingolstadt /Caritas

Eichstätt/Ingolstadt – Mit therapeutischer Arbeit aber auch Freizeitaktivitäten gefüllt war eine Ferienwoche für Trennungskinder, welche die Erziehungsberatung Ingolstadt des Caritasverbandes erstmalig durchführte. Die Gruppe mit sieben Kindern im Alter von acht bis elf Jahren traf sich in der ersten Ferienwoche von Montag bis Freitag von 8.30 bis 14.30 Uhr. Für die betroffenen Familien war sie einschließlich des Mittagessens im Caritas-Restaurant St. Alfons kostenfrei. Finanziert wurde sie zum Teil aus Geldern des Sozialpreises des Rotary Clubs Ingolstadt, den die Erziehungsberatung im Mai dieses Jahres verliehen bekam. Das Preisgeld hatte damals 8.400 Euro betragen.

„Ich musste den anderen nicht erst erklären, dass meine Eltern getrennt sind – das war bei uns allen gleich“, sagte ein Kind, das an der Trennungskindergruppe teilnahm. Und es ergänzte: „Jeder konnte, wenn er wollte, ehrlich erzählen, wie es ihm mit der Trennung der Eltern erging, ohne Angst haben zu müssen, für seine Gefühle von den anderen ausgelacht zu werden. Ganz im Gegenteil: Wir haben uns zugehört und unterstützt.“

Grund für die neue Variante der Gruppe ist nach Mitteilung der Diplom-Psychologin und Leiterin der Erziehungsberatung, Ulrike Foidl, „die Tatsache, dass Familien nach den Pandemiejahren massiv belastet sind und zunehmend weniger Eltern es leisten können, ihre Kinder zu wöchentlichen Gruppenstunden zu bringen“. Die Gruppe in den Ferien bringe mehrere Dinge unter einen Hut: „Die Eltern wissen ihre Kinder eine Woche lang versorgt und beaufsichtigt. Die Kinder bekommen in der Woche neben der therapeutischen Arbeit auch Verpflegung und Freizeitaktivitäten – und das in einer Zeit, in der die Familien nicht auch noch Schule, Hausaufgaben, Lernen und andere Termine parallel stemmen müssen.“

Therapeutische Arbeit und Freizeitaktivitäten gingen in der Woche Hand in Hand. In Gruppenarbeit wurde den Kindern die Gründe für die Trennung der Eltern verständlich gemacht und damit auch: „Kinder sind nie schuld“. Mit einem „Luftballon-Ritual“ konnten die Mädchen und Buben Abschied von dem unerfüllbaren Wunsch nehmen, dass die Eltern sich wieder versöhnen. Für jedes Kind wurde ein seiner Problemsituation entsprechender Lösungsansatz erarbeitet und ausprobiert, vor allem im Rollenspiel. Durch die Anfertigung eines „Stärkenplakates“ sensibilisierte man die Kinder für ihre eigenen Leistungen und Fähigkeiten und dokumentierte dies nach außen. Dafür dass sie vieles bei der Trennung aushalten und leisten müssen, erhielten die Mädchen und Buben in der Gruppe als Anerkennung eine „Tapferkeitsurkunde“. In der Freizeit spielten die Kinder gemeinsam, bastelten und nutzen unter anderem die Angebote Kletterhaus und Rutsche im Motorikraum. Zum kreativen Programm der Freispielzeit gehörten auch eine Rutschmeisterschaft mit Stuntsprüngen auf eine Matte sowie ein Spiel „Ritter und Prinzessinnen auf der Burg“.

„Die Kinder zeigten sich im Feedback begeistert von der Gruppe und würden sie anderen Kindern weiterempfehlen“, so die positive Bilanz der Diplom-Sozialpädagogin Vera Schoen. Sie begleitete den Austausch der Kinder in der Gruppe als Fachkraft. Es sei allen gelungen, „das schwere Thema mit Leichtigkeit zu füllen“. In den Trennungskindergruppen, die während der Schulzeit durchgeführt werden, seien Mädchen und Buben nach dem Alltag in der Ganztagsschule oder im Hort oft müde und kraftlos. Zudem müssten sie dann noch Hausaufgaben erledigen oder lernen. Daher habe die Feriengruppe einen klaren Vorteil, nicht nur für die Kinder, sondern auch für den Elternteil, bei dem das Kind die Sommerferien verbrachte: Dieser konnte vormittags arbeiten und dann den verbleibenden Nachmittag gemeinsam mit ihm verbringen, zum Beispiel im Schwimmbad.

„Die Kinder wollen sich auch nach Beendigung der Feriengruppe weitertreffen, einige haben ihre Telefonnummern ausgetauscht“, weist Vera Schoen darauf hin, dass Freundschaften entstanden sind. „Und in den nächsten Wochen erhalten alle per Post ein Erinnerungsbüchlein mit allen Inhalten und Aktivitäten der Woche.“

Ulrike Foidl macht darauf aufmerksam, dass sich in der Erziehungsberatungsstelle „insgesamt ein deutlich erhöhtes Fallaufkommen durch die Pandemie zeigt“. Die Problemlagen in den Familien seien multipler geworden. „Deutlich mehr Kinder und Jugendliche zeigen psychische Probleme und psychiatrische Auffälligkeiten wie Depressionen, Suizidgedanken oder soziale Ängste. Und deutlich mehr Eltern klagen über Überlastung und schaffen es nicht mehr so leicht, ihre Kinder regelmäßig zu Terminen zu bringen.“ In der Beratung stünden oft aufgrund der Pandemiesituation eher Themen der Eltern im Vordergrund, weniger die Kinder und ihre Belange. „Die Trennungskindergruppe soll nun den Kindern die Chance geben, dass sie selbst im Fokus sind, dass es um sie und ihre Bedürfnisse geht, dass Corona als Thema einmal außen vor ist und dass Kontakt wieder erlaubt, erwünscht und schön ist“, erläutert die Leiterin der Erziehungsberatung.

Quelle: Caritas

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