Zum Inhalt springen
22.02.2010

Einsamkeit und Armut führen zur Caritas - Berater sieht in Studie auch Forderung nach mehr Bildung untermauert

Einsamkeit und Armut sind die wesentlichen Gründe, weshalb zunehmend Menschen die Allgemeine Sozialberatung der Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt aufsuchen. Das hat eine nun ausgewertete Caritas-Untersuchung über diesen Kerndienst des Wohlfahrtsverbandes für alle Diözesen in Deutschland am 24. September 2009 ergeben. An diesem Tag suchten 117 Ratsuchende die Stellen in der Diözese auf, 18 mehr als bei derselben Erhebung ein Jahr zuvor.  Bernhard Gruber, Sozialberater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Sozialberatung der Caritas im Bistum, sieht in der Studie den aus seiner Erfahrung erhöhten Hilfebedarf vieler Menschen bestätigt.

Laut der Untersuchung kamen wesentlich mehr alleinstehende Menschen zu den Caritas-Beratungsstellen als im Jahr zuvor: mit knapp 55 Prozent über die Hälfte aller, 2008 waren es rund 42 Prozent. Ferner waren es mit über 55 Prozent noch mehr Leute ohne Kinder als im Vorjahr mit bereits gut 51 Prozent. „Viele Hilfesuchende haben oft niemanden, der ihnen sonst zuhört. Oft sind Beziehungen gescheitert und sie leiden unter chronischen Erkrankungen. Manche kommen jede Woche und wollen einfach mit uns reden“, erläutert Gruber das Problem Einsamkeit. Erhöht hat sich laut der Studie innerhalb von einem Jahr auch der Anteil der Menschen, die 60 Jahre und älter sind: von gut 16 auf über 23 Prozent. In Ingolstadt befinden sich nach Information von Gruber unter diesen häufig Menschen mit Migrationshintergrund wie ältere Spätaussiedler und ehemalige Gastarbeiter. Sie suchten oft Rat nach ambulanten Hilfen, um auch im Alter in ihrer Wohnung bleiben zu können.

Besonders fällt in der Statistik auf, dass zunehmend Menschen ohne Bildungsabschluss die Allgemeine Sozialberatung der Caritas aufsuchen: mit über 36 Prozent deutlich mehr als mit gut 28 Prozent im Jahr zuvor. Diese Tendenz untermauert laut Gruber die Forderung des Deutschen Caritasverbandes nach verstärktem Einsatz für Bildung und Qualifizierung von benachteiligten Menschen in der Gesellschaft. Über 60 Prozent der Ratsuchenden in den Caritasstellen des Bistums  am 24. September lebten von staatlichem Transfereinkommen: mit über 46 Prozent der Großteil von Arbeitslosengeld II, 3,4 Prozent von Arbeitslosengeld I und im Vergleich mit dem Vorjahr in erhöhtem Maße mit über 11 Prozent von Sozialhilfe. „Das sind vor allem ältere Menschen, welche die Grundsicherung im Alter beziehen, weil ihre Rente nicht ausreicht“, erklärt Gruber zum Sozialhilfeanteil.

Als Problemlagen gaben die Betroffenen vor allem „Umgang mit Behörden“ und „sozialrechtliche Probleme“ an. „Viele finden sich im bürokratischen Umfeld nicht zurecht, kennen ihre Ansprüche nicht, und es ist in der Tat sogar für Profis manchmal schwer, Bescheide vollständig zu verstehen“, so der Caritas-Sozialberater. Viele suchten Beratung bei zum Beispiel Kürzungsbescheiden, Mietangelegenheiten, fälligen Kautionen und Umzügen. Weit über die Hälfte der Befragten gaben als Grund für ihr Kommen „finanzielle Schwierigkeiten sowie Schulden“ an, wobei „Schulden“ nochmals zu acht Prozent häufiger genannt wurden als in 2008. Bernhard Gruber zeigt dies, dass „Schuldnerberatung für eine qualifizierte Sozialberatung immer wichtiger wird“. Grundsätzlich zeige die Untersuchung abermals, „dass der Weg vieler Menschen mit vielfältigen sozialen Problemen zur Caritas führt, von Partnerschaftskonflikten bis hin zur Suche nach geeignetem Wohnraum“. Auch Eltern, die am Existenzminimum leben und sich Klassenfahrten, Schulmaterial und Nachhilfeunterricht für ihre Kinder nicht leisten können, wenden sich laut Gruber oft an die Sozialberatungsstellen.  

Die Allgemeine Sozialberatung der Caritas dient als erste Anlaufstelle bei sozialen Problemen. Im Bistum Eichstätt leisten sie die Kreisstellen in Eichstätt, Herrieden, Ingolstadt, Neumarkt, Nürnberg-Süd, Roth und Weißenburg.

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.