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Einjährige Pflegeausbildung beendet: Neue generalistische Qualifikation bei der Caritas
Die neue dreijährige generalistische Ausbildung zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau ist in aller Munde. Weniger bekannt ist, dass in Bayern seit knapp einem Jahr auch die einjährige Ausbildung zur Pflegefachhelferin sowie zum –helfer mit einem generalistischen Charakter neu geregelt ist. Diese Azubis qualifizieren sich nun sowohl in Alten- als auch Krankenpflege und in der stationären sowie in der ambulanten Pflege, wobei sie auf einen der beiden Bereiche den Schwerpunkt setzen. Früher erhielten Frauen und Männer für diese Qualifizierung lediglich eine freiwillige Praktikumsvergütung von rund 325 Euro im Monat, heute bekommen sie ein Ausbildungsgehalt von knapp 1090 Euro brutto. 16 Azubis in acht Seniorenheimen und zwei Sozialstationen der Caritas im Bistum Eichstätt beenden in diesen Wochen ihre einjährige Pflegeausbildung.
Theorie und Praxis gut verbunden
Eine von ihnen ist die 41-jährige Jennifer Krieger im Seniorenheim Caritas-Pirckheimer Nürnberg-Altenfurt. Sie stammt aus Kasachstan und hat schon viel erlebt: Sie arbeitete in der Hauswirtschaft, als Kindermädchen und begann eine Ausbildung zur Fahrlehrerin, die sie aber nicht abschloss. Auch war sie in der ambulanten Pflege tätig, wo sie aber keine Ausbildung machen konnte. „Ich sehe im Pflegeberuf meine Berufung. Ältere Menschen bedürfen der Hilfe und Zuneigung und sind dafür sehr dankbar“, erfährt Jennifer Krieger. Wichtig war ihr, sich dafür gut zu qualifizieren. Mit vier Kindern erschien ihr die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft aber „zunächst für zu stressig“. Daher war sie froh, in dem Nürnberger Altenpflegeheim die Chance für die einjährige Qualifikation zu bekommen. Am liebsten verrichtet sie Tätigkeiten der Grundpflege wie An- und Ausziehen, Waschen und Essen eingeben, „denn dabei kann ich viel mit den Menschen reden“. Doch unter Aufsicht kann sie auch Betroffene mit Salben einreiben und ihnen Tabletten verabreichen. An der Ausbildung schätzt sie, „dass ich in ihr Theorie an der Schule und Praxis gut verbinden kann“. Nach deren Abschluss im August will sie sich nun doch zur Pflegefachkraft im Seniorenheim Caritas-Pirckheimer weiterqualifizieren.
In den Endzügen seiner einjährigen Pflegeausbildung ist in dem Seniorenheim auch der 24-jährige Muktar Gana Hassan. Er kommt aus Äthiopien und lebt seit sechs Jahren in Deutschland. Vor seiner Ausbildung hatte er schon ein Schulpraktikum in der Einrichtung absolviert. Er gibt zu, dass die Online-Schulungen während des Corona-Lockdowns für ihn schwierig waren. Umso dankbarer ist der junge Vater von zwei Kindern, dass er sich bei allen Fragen immer an die Praxisanleiter im Haus richten konnte, die ihn in seiner Ausbildung begleitet haben. Muktar Gana Hassan ist froh, in Kürze als Pflegefachhelfer in dem Caritas-Seniorenheim weiterarbeiten zu können. „Die qualifizierten Helferinnen und Helfer sind für uns sehr wichtig, denn sie bringen Wissen und Können ins Haus“, erklärt Einrichtungsleiterin Ilona Hauenstein. Sie begrüßt es, dass auch für diesen Personenkreis eine generalistische Ausbildung eingeführt wurde, „die sie nun umfassender qualifiziert als vorher“. Und sie ist froh, „dass die beiden Azubis gut zu uns gepasst haben und wir sie deshalb auch behalten werden“. Aufgrund der guten Erfahrung wird sie im September gleich vier neue Auszubildende für die einjährige Qualifikation anstellen.
Qualifizierung nun attraktiver
Die Leiterin des Caritas-Seniorenheimes St. Willibald in Schwabach, Ursula Markus, sieht in ausgebildeten Pflegefachhelferinnen und –helfern „eine gute Zwischenlösung zwischen angelernten Helfern und Pflegefachkräften. Sie können die Fachkräfte wirklich entlasten.“ Dadurch, dass die Azubis jetzt eine Ausbildungsvergütung bekommen, seien diese zwar für die Einrichtung teurer als die früheren Praktikantinnen und Praktikanten. Doch für die Betroffenen sei die neue Qualifikation „nun attraktiver“. Auch in ihrem Haus beenden in diesen Wochen zwei Personen die einjährige Ausbildung: Die 41-jährige Elena Debus war früher Kuhmelkerin in Russland und hatte zuvor keine Ausbildung absolviert. Nachdem sie einige Jahre in der Hauswirtschaft in St. Willibald mitgearbeitet hatte, wollte sie sich weiterbilden. In ihrer Ausbildung zur Pflegefachhelferin hat sie als eigene Stärke entdeckt, „dass ich alte Menschen, wenn sie traurig sind, wieder gut aufheitern kann, wenn ich ihnen zum Beispiel etwas Lustiges erzähle“. Die alleinerziehende Frau würde sich im Moment überfordert fühlen, gleich eine dreijährige Fachausbildung anzuschließen, schließt das für die Zukunft aber nicht aus. Erst einmal will sie als Pflegefachhelferin umsetzen, was sie gelernt hat.
Ihr Kollege Ilia Ivanov (32), der aus Georgien stammt, machte erst einen Bundesfreiwilligendienst in dem Seniorenheim. Mit Leidenschaft hat er nun seine einjährige Ausbildung absolviert. Da er selbst feststellte, dass er noch Probleme mit der deutschen Sprache hat, will und kann er nun das Jahr nochmals wiederholen. Danach möchte er sich zum Pflegefachmann weiterqualifizieren.
Selbstständig gearbeitet, aber fachlich begleitet
In der Caritas-Sozialstation Wemding geht die 45-jährige Simone Behringer ihrem Ausbildungsende entgegen. Die Mutter von vier Kindern war früher Bürokauffrau und wollte nach der Familienphase noch einmal etwas Neues anfangen. Sie entschied sich für einen sozialen Beruf, „weil ich hilfsbedürftigen Menschen etwas Gutes tun will“. Mittlerweile fährt sie alleine eine Pflegetour, verrichtet alle Tätigkeiten der Körperpflege, misst aber ebenso den Blutdruck ihrer Patientinnen und Patienten und spritzt Betroffenen auch Insulin. Sie schätzt es, selbständig arbeiten zu können, aber in ihrer Ausbildung auch von der Praxisanleiterin der Sozialstation begleitet zu werden. „Im Notfall kann ich von unterwegs die Fachkraft anrufen“, weiß Simone Behringer. Auch diese Quereinsteigerin wird der Sozialstation als qualifizierte Pflegefachhelferin erhalten bleiben.
Geschäftsführer Michael Fischer sieht in der einjährigen Ausbildung vor allem für Wiedereinsteigerinnen und –einsteiger in den Beruf, die sich nicht gleich für eine dreijährige Ausbildung entscheiden möchten, eine besondere Chance. Die Qualifikation sei nicht nur für die Azubis aufgrund ihrer vielseitigen Tätigkeiten interessant, sondern auch betriebswirtschaftlich für die Sozialstation: „Da die Lohnkosten für die Fachhelferinnen und -helfer niedriger als bei Fachkräften sind, halte ich eine Stellenbesetzung mit ihnen bis zu 20 Prozent für sinnvoll.“ Außerdem könne eine Einrichtung einen Großteil der Ausbildung für sie von der Arbeitsagentur finanziert bekommen, wenn man sich frühzeitig an diese wendet, informiert Fischer.
Quelle: Caritas
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