Zum Inhalt springen
08.08.2003

Ein Einblick in die Heilige Schrift - 53. Studientagung für Lehrer

Eichstätt/Beilngries. (pde) – „Gotteswort in Menschenwort – Die Bibel als Urkunde des Glaubens“ lautete das Thema der diesjährigen Studientagung für Lehrerinnen und Lehrer in Schloss Hirschberg. Sie wurde zu einem Intensivkurs über die Bibel und damit zu einem wichtigen Beitrag der diözesanen Erwachsenenbildung zum Jahr mit der Bibel. Diese Bilanz zog Dr. Bertram Blum, der Direktor des Diözesanbildungswerkes, vor fast 40 Lehrern aus sechs Diözesen, die sich an dieser 53. Studientagung seit 1950 beteiligten.

Prof. Dr. Burkhard Zapff, der Eichstätter Ordinarius für alttestamentliche Wissenschaft nahm das Alte Testament in den Blick. Was dessen Gottesbild angeht betonte er, dass es im Alten Testament um Erfahrungen geht, die Menschen mit Gott machten, und dass dieser Gott sich immer wieder in den vielen Geschichten als ein Gott von Menschen zeigt, der besonders auf der Seite der Unterdrückten und Schwachen steht. Das Alte Testament war die Bibel Jesu, und der Gott Israels war der Gott Jesu. Dies machte Zapff deutlich, bevor er wesentliche Grundzüge des alttestamentlichen Gottesbildes darlegte: Jahwe, der Gott Israels, der von der Erfahrung in Ägypten her verstanden wurde, ein verheißungsvoller Gott, der mitgeht und auf dessen Führung man vertrauen kann; Jahwe ist weiter ein erwählender Gott, der sich Menschen trotz ihrer Schwächen zuneigt und das Volk Israel zu seinem Eigentum macht. Er ist ein Gott der Bundestreue, in dessen Namen sich auch sein Wesen ausdrückt.

In einem zweiten Teil ging der Referent auf das Verhältnis von Geschichte und Theologie am Beispiel der Abrahamserzählungen ein. Hier müsse unterschieden werden zwischen theologischer Wahrheit und historischen Fakten. Nicht die eigenen Vorstellungen seien in die Bibel hineinzulesen, sondern diese müsse von den damaligen Schriftstellern und ihrer Zeit her verstanden und für uns heute fruchtbar gemacht werden.

Nach diesen Grundgedanken vom Alten Testament her brachte Domkapitular Prof. Dr. Bernhard Mayer die neutestamentliche Perspektive ein. Er umschrieb Wesen und Autorität des Neuen Testamentes, indem er zunächst literarische Gattungen wie z.B. Gleichnisse, Wundererzählungen oder Streitgespräche umschrieb und dann die Frage nach der Entstehung der Bibel klärte. 27 ganz unterschiedliche Bücher enthalte das Neue Testament. Nach dem Tod der ersten Autoritäten in Gestalt der Apostel war eine Orientierung an der apostolischen Überlieferung notwendig. Als der Druck auf die Gemeinden größer wurde, wuchs das Bedürfnis nach einem klaren Kanon der Schriften. So legten der hl. Athanasius 367 n. Chr. für den Osten und der hl. Augustinus für den Westen den Kanon des Neuen Testamentes fest. Endgültig wurde die Festlegung allerdings erst beim Konzil von Trient nach der Reformation vollzogen.

Weiteres Thema war das Umfeld des Neuen Testamentes in religiösen Gruppierungen und prägenden historischen Gestalten zur Zeit Jesu. Mayer ging dabei auf Gruppierungen wie die Pharisäer, Sadduzäer oder Essener ein und umschrieb den derzeitigen Forschungsstand zu Qumran. Als historische Gestalten stellte er die Kaiser Augustus und Tiberius sowie König Herodes und Pontius Pilatus vor.

Abschließend referierte Professor Mayer über die Botschaft vom Reich Gottes als Kern der Verkündigung Jesu. Im Unterschied zu Johannes dem Täufer, der das Kommen Gottes als nahe bevorstehend ankündigte, ist in der Verkündigung Jesu die Gottesherrschaft bereits angebrochen. Diese gehört bei ihm auch den Sündern, denn Gottes Güte greift in die schuldhafte Verstrickung des Menschen ein. Diese gnadenhafte Zuwendung Gottes ist Grund zur Freude. Mayer belegte diese Grundlinien z.B. in den Gleichnissen und entwickelte daraus auch Anstöße für heute. Wichtig sei zu erkennen, dass Gottes Herrschaft noch nicht voll da ist, sondern ihre Vollendung aussteht. Auch die Kirche sei nicht Gottes Herrschaft, sondern habe diese bis zu ihrer Vollendung zu verkünden. Allerdings gäbe es ohne die Kirche auch die Botschaft nicht.

Ergänzt wurden diese grundlegenden Gedanken am Abend durch praktische Bibelarbeit, die Dr. Bertram Blum mit einer Einheit aus dem demnächst erscheinenden neuen Seminarkonzept zum ersten Petrusbrief gestaltete. Zum Abschluss umschrieb Domkapitular Rainer Brummer das Jahr mit der Bibel 2003 als Impuls für heutiges Christsein und zeigte eine Vielfalt von Methoden auf, ganzheitlich mit der Bibel umzugehen.

Wie immer fehlte auch der kulturelle Aspekt bei der Studientagung nicht. Diesmal ging es nach Eichstätt in die Abtei St. Walburg. Nach einer Kirchenführung durch Dr. Claudia Grund waren die Teilnehmer zu einem Gespräch mit Äbtissin Franziska Kloos OSB eingeladen, in dem die Geschichte und das Leben der altehrwürdigen Benediktinerinnenabtei lebendig wurden. Humor und programmatische Klarheit der Eichstätter Äbtissin beeindruckten die Teilnehmer nachhaltig.

 

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.