Zum Inhalt springen
07.07.2005

„Die Menschen lachen wieder“ - Priester aus Burundi beschreibt die Stimmung in seinem Heimatland nach dem Bürgerkrieg - Erste freie Parlamentswahlen

Eichstätt. (pde) - Parlamentswahlen in Burundi - das ist auch in Eichstätt ein Thema. Seit über 30 Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen der Diözese Eichstätt und dem zentralafrikanischen Land. Mit Geldern aus der Diözese wurden Schulen, ein Kindergarten und ein Priesterseminar gebaut. Erzbischof Simon Ntamwana kommt regelmäßig nach Eichstätt zum Erfahrungsaustausch. Im zähen Ringen um den Frieden kam das Land in dieser Woche einen großen Schritt voran: Am Montag fanden in Burundi die ersten freien, demokratischen Parlamentswahlen statt. Bei einem Treffen in Eichstätt informierte Apollinaire Bangayimbaga, Priester aus Burundi, Gerhard Rott vom Referat Weltkirche über die Stimmung in seinem Heimatland. Bangayimbaga ist derzeit zu Gast bei Bruno Fischer, Priester aus Nürnberg am Klinikum-Süd und früherer Kaplan der Eichstätter Dompfarrei. Fischer und Bangayimbaga sind seit vielen Jahren befreundet, sie verbindet eine gemeinsame Studienzeit in Spanien.

Bangayimbaga kam erst Ende Juni von einer Reise nach Burundi zurück, die Entwicklungen in seinem Heimatland verfolgt er mit großem Interesse. Zur Zeit lebt der 46-Jährige in Madrid, er promovierte dort im Fach Theologie. Die Konflikte in seinem Land zwischen Hutu und Tutsi hat Bangayimbaga aus nächster Nähe erlebt: Während der ersten fünf Jahre des Bürgerkriegs betreute er eine eigene Pfarrei, in den nachfolgenden Jahren pflegte er engen Kontakt zu seiner Familie. „Mein Bruder saß vier Monate im Gefängnis, meine Mutter wurde bei der Flucht nach einem Überfall auf ihr Dorf verletzt.“ Ein ganz normales Schicksal, wie es fast jede Familie traf. Doch jetzt herrsche Aufbruchstimmung im Land. „Es ist wieder Hoffnung da.“ Im nächsten Jahr will Bangayimbaga nach Burundi zurückkehren und bei der Aufbauarbeit helfen - wie viele seiner Landsleute, die derzeit als Bürgerkriegsflüchtlinge in Tansania, Ruanda, Kongo oder Europa leben. „Sie sind dort absolut unglücklich und möchten gerne zurückkehren“, betont Bangayimbaga. Eine Entwicklung, die Gerhard Rott vom Referat Weltkirche ausdrücklich begrüßt: „Das Land braucht dringend Fachkräfte.“ Nicht zuletzt deswegen, weil Aids für eine anhaltend hohe Sterberate verantwortlich sei.

Anfang der Woche wählten die Männer und Frauen in Burundi ihr neues Parlament. Wie es aussieht, erhält die Partei FDD - bestehend aus ehemaligen Rebellen, die sich als Verteidiger der Demokratie verstehen - rund 60 Prozent der Sitze und damit die absolute Mehrheit. „Die FDD hat das meiste Vertrauen in der Bevölkerung“, erläutert der afrikanische Priester bei seinem Eichstätt-Besuch. „Dieser Partei wird zugetraut, dass sie den Frieden im Land voranbringen kann.“

Bei seinem jüngsten Besuch in der Heimat habe er spüren können, dass die Leute es satt hätten, sich gegenseitig zu bekämpfen. „Die Menschen haben einen Lernprozess durchgemacht.“ Das Militär, das bisher nur aus Tutsis bestand, wird sich künftig aus Vertretern beider Volksgruppen zusammensetzen. „Das gibt mir Hoffnung.“ Im Land herrsche eine optimistische Grundstimmung. „Die Menschen lachen wieder.“ Die Betreiber von kleinen Geschäften und Handwerksbetrieben warteten „sehnlichst auf Stabilität“, um sich ihre Existenzen wieder aufbauen zu können.

Die Partnerschaft zwischen Eichstätt und Burundi bewertet Bangayimbaga als sehr positiv. „Sie fördert die Solidarität zwischen den Völkern.“ Die katholische Kirche habe den Friedensprozess vorangetrieben und die verfeindeten Gruppen zu Gesprächen eingeladen. „Die Kirche hat immer für Ausgleich und Versöhnung geworben.“ Nun beginnt im Land die Phase des Wiederaufbaus, an denen sich auch die Kirche beteiligt - etwa, indem sie die Berufsausbildung von jungen Leuten unterstützt und neue Projekte im Bildungswesen startet. Am 19. August wählen Parlament und Senat ihren Präsidenten. Aussichtsreichster Kandidat ist Pierre Nkurunziza, Führer der FDD und ehemaliger Hochschullehrer - ein weiterer Schritt, der die Stabilität des Landes sichern könnte.

 

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.