Zum Inhalt springen
16.08.2005

„Der Friede ist nicht selbstverständlich“ - Pax Christi unterstützt Versöhnungsprojekt „Mirna Luka“ in Bosnien

Eichstätt. (pde) - Mitglieder der katholischen Friedensbewegung Pax Christi besuchten im Rahmen eines Partnerschaftsprojekts von Renovabis zum zweiten Mal Banja Luka, die Hauptstadt des serbischen Teils von Bosnien-Herzegowina. Mit dabei vom Eichstätter Diözesanverband waren Sprecher Franz Staudinger und geistlicher Beirat Josef Kraus.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung 2005 berichteten Josef Kraus und Franz Staudinger von der Reise und ihren Eindrücken. Banja Luka ist die Hauptstadt des seit dem Kriegsende durch den Vertrag von Dayton zweigeteilten Staates Bosnien-Herzegowina. Der Verein „Mirna Luka“ setzt seit zwei Jahren die Arbeit fort, die nach Ende des Balkankriegs ein ziviler Friedensdienst begonnen hatte. Im Mittelpunkt stand zunächst die Hilfe für sogenannte „Floater“. „Dabei handelt es sich um Flüchtlinge, die in ihre Heimatorte zurückkehren“, erklärt Josef Kraus. „Mirna Luka“ unterstützte diese Menschen - etwa, wenn ihre Wohnungen bei der Rückkehr von anderen Leuten besetzt waren.

Mittlerweile – nachdem die Flüchtlingsbewegungen größtenteils abgeschlossen sind – leistet das vierköpfige Team Sozialarbeit auf vielfältigen Gebieten. Die breit gestreuten Aktivitäten kommen in erster Linie benachteiligten, von Armut betroffenen und vom Krieg traumatisierten Menschen zugute. So werden etwa Treffpunkte für diese Menschen mit psychosozialer und auch medizinischer Beratung angeboten. Die Projektmitarbeiter kommen zu Hausbesuchen, helfen bei der Beschaffung von Lebensmitteln und Heizmaterial für den strengen Winter und unterstützen die Hilfebedürftigen bei Behördengängen. Ein wichtiger Teil des Projekts sind die angebotenen Kinderworkshops, denn hier soll der Grundstein für ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gelegt werden.

„Auch acht Jahre nach Kriegsende ist ein solches Zusammenleben zwischen der kroatischen, muslimischen und serbischen Bevölkerung noch alles andere als selbstverständlich“, sagt Franz Staudinger. Das Team von „Mirna Luka“ geht da mit gutem Beispiel voran: Hier arbeiten ein Katholik, zwei Muslime und eine orthodoxe Serbin zusammen.

Die Pax Christi-Vertreter beschreiben die Lage in Bosnien-Herzegowina drastisch: rund vierzig Prozent Arbeitslosenquote, die internationale Hilfe zieht sich immer mehr zurück, eine stagnierende Wirtschaft und eine ungewisse politische Entwicklung. „Es gibt kleine Anzeichen für Fortschritte, z.B. arbeiten die ethnischen Gruppen im Verwaltungsbereich enger zusammen“, weiß Franz Staudinger zu berichten. Doch gebe es auch immer wieder Rückschritte. Josef Kraus erzählt: „Im serbischen Teil Bosniens wurden die Straßen- und Verkehrsschilder mittlerweile alle von lateinischer in kyrillische Schrift umgeändert, um sich von der Föderation, dem Landesteil mit muslimisch-kroatischer Bevölkerungsmehrheit abzugrenzen.“ Schwierig ist auch die Situation der Katholiken in Banja Luka. „Dort lebt nur noch ein Zehntel der Katholiken, die vor dem Krieg dort ansässig waren“, führt Josef Kraus vor Augen.

Gerade weil die Situation in der Republika Srbska so angespannt ist und die Anzeichen für die weitere Entwicklung des Landes nicht gerade rosig sind, ist den Projektmitarbeitern der Kontakt zu den Partnern von Pax Christi in Deutschland so wichtig. Der Besuch vermittelte in Banja Luka das Gefühl, im Ausland nicht völlig vergessen zu sein

 

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.