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18.04.2013

Caritas: zwei neue Stellen für „dezentrale“ Flüchtlingsberatung

Sabrina Bauer berät Flüchtlinge

Seit Mitte Februar berät Sabrina Bauer Asylbewerber und Flüchtlinge für die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt. (pde) - Zwei neue Stellen zur Sozialberatung für Asylbewerber und Flüchtlinge hat der Caritasverband Eichstätt in den letzten Monaten in Eichstätt und Ingolstadt geschaffen, um diesen Menschen in besonderer Not besser helfen zu können. Während zwei andere Caritas-Flüchtlingsberaterinnen der Caritas-Kreisstellen Eichstätt und Herrieden seit längerer Zeit Betroffene in Gemeinschaftsunterkünften beraten, helfen zwei neu eingestellte Sozialpädagoginnen "dezentral": Sie fahren in Wohnhäuser an verschiedenen Orten, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Charlotte Markert ist für die Caritas-Kreisstelle Eichstätt in dieser Weise mit einer halben Stelle seit 1. Dezember tätig. Mitte Februar startete nun Sabrina Bauer diesen Dienst in Vollzeit für die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt.  Eine weitere halbe Stelle soll ab Juni in Eichstätt besetzt werden.

Vor allem Betreuung von Familien im Landkreis Eichstätt
Die Anzahl der von Charlotte Markert im Landkreis Eichstätt betreuten Flüchtlinge ist von anfangs elf auf mittlerweile 64 hochgeschnellt. Sie betreut diese in Wohnhäusern, in denen die Flüchtlinge in der Regel ein bis zwei eigene Zimmer haben und sich Küche, Bad und Waschmaschine mit anderen teilen. Derzeit sucht sie Betroffene in Pfünz, Wettstetten, Titting. Zell an der  Speck, Dollnstein und Obereichstätt auf, in Kürze auch in Schelldorf. Der Großteil der von ihr beratenen Asylbewerber komme aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, „doch es gibt zum Beispiel auch jemand aus Russland“, informiert die Caritasmitarbeiterin.

Am Anfang steht meistens ganz praktische Hilfe: „Wenn jemand Ende des Jahres kommt und hat bloß Badeschlappen im Gepäck, geht es zunächst um nötigste materielle Hilfe.“ Da die Flüchtlinge verunsichert seien, was mit ihnen geschieht, unterstützt Charlotte Markert sie neben der Beratung über das Asylverfahren vor allem dabei, möglichst Anschluss an die einheimische Bevölkerung zu bekommen. Dass die von ihr betreuten Flüchtlinge nicht in einer abgelegenen Gemeinschaftsunterkunft, sondern in Wohnhäusern im Ort leben, erfährt sie dafür als Vorteil: „Da kann ich oft möglichst schnell und unkompliziert organisieren, dass die Kinder von Nachbarskindern in die Schule begleitet werden, diese ihnen vielleicht auch bei den Hausaufgaben helfen und die Erwachsenen von den Eltern zum Einkaufen mitgenommen werden.“ Gerade für die Knüpfung von Kontakten ist die Caritas-Mitarbeiterin froh, dass sie es vor allem mit Flüchtlingsfamilien zu tun hat. „Die Bevölkerung im ländlichen Bereich lässt sich auf Familien wesentlich schneller ein als auf zum Beispiel einzelne Männer, gegenüber denen es eher Ängste und Vorbehalte gibt“, erfährt sie. Ein Ziel, das Charlotte Markert verfolgt, ist, dass möglichst nicht nur die Flüchtlinge von deutschen Familien geholfen bekommen, sondern die neuen Nachbarn sich auch für die heimische Bevölkerung vermehrt nützlich erweisen.  „Die sind ja zum Teil gut ausgebildet. Eine iranische Frau hilft mir zum Beispiel bei technischen Problemen mit dem Computer. Und die haben alle gelernt, sich durchzuschlagen. Sie könnten über ihr früheres und jetziges schwieriges Leben, aber auch ihre Herkunftskultur hier mehr informieren und Bewusstseinsbildung betreiben“, deutet die Caritas-Mitarbeiterin an, worauf sie hinwirken möchte.

Als größte Problematik erfährt sie die Ungewissheit für die Zukunft der Flüchtlinge, „die in der Regel empfinden, dass sie in der Luft hängen“. Daher sieht es die Caritasmitarbeiterin als einen wesentlichen Schritt, dass einige ihrer Betreuten nun in der Eichstätter Berufsschule Deutsch lernen können. „Durch den Sprachkurs haben sie das Gefühl, eine Perspektive zu bekommen. Sie zeigen sich dafür äußerst dankbar“, erfährt sie. Als „überfällig“ sehen Charlotte Markert und ihre Ingolstädter Kollegin Sabrina Bauer daher, dass das Vorhaben der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer, „Deutschkurse für alle Asylbewerber – und nicht nur für anerkannte oder geduldete Flüchtlinge“ umgesetzt wird. „Ich habe rund 20 über 18-jährige junge Klienten, die weder in die Schule noch in die Berufsschule gehen können“, bedauert Sabrina Bauer.

In Ingolstadt auch verschleppte Frauen und minderjährige Asylbewerber beraten
Frau Bauer war zuvor bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt in der Migrationserstberatung beschäftigt und trat dort nun eine Vollzeitstelle für Asyl- und Flüchtlingsberatung an: „Ich will mich für diese besonders unterstützungsbedürftigen zugewanderten Menschen in besonderer Weise einsetzen“, erklärt sie. Sie verhehlt nicht, dass derzeit knapp 200 von ihr zu beratende Flüchtlinge mit steigender Tendenz „an der Grenze dessen sind, was ich bewältigen kann“. Sie hofft auf weitere personelle Unterstützung. Meistens berät Sabrina Bauer in der in Ingolstadt zentral gelegenen Caritas-Kreisstelle und in einem Büro in einem Hochhaus der Stadt, in dem viele Asylbewerber wohnen. „Doch „zwischendurch“ macht sie auch Hausbesuche: „Das tue ich vor allem bei Menschen, die traumatische Erlebnisse hatten, auch bei Frauen, die durch Menschenhandel mit falschen Versprechungen verschleppt wurden.“ Sie bedauert, „dass es in Ingolstadt für solche Menschen kaum spezielle Therapieangebote in deren Muttersprache gibt und ich manche an Organisationen in München vermitteln muss, wo es allerdings lange Wartezeiten gibt“.  

Anders als Charlotte Markert hat Sabrina Bauer in dem zu einem Großteil durch Menschen mit Migrationshintergrund geprägten Ingolstadt auch mit vielen Einzelpersonen wie alleinstehenden Männern, aber auch mit alleinerziehenden Frauen zu tun. Dass die von ihr betreuten Menschen nicht in Gemeinschaftsunterkünften, sondern in eigenen Wohnhäusern leben, hält sie für grundsätzlich gut. Dies ermögliche mehr Privatheit und Unabhängigkeit, führe zu weniger sozialen Konflikten untereinander und ermögliche mehr Chancen, mit der heimischen Bevölkerung in Kontakt zu kommen. „Ich bekomme zwar auch ablehnende Haltungen gegenüber den Flüchtlingen mit, aber es überwiegen positive Erfahrungen. In vielen Fällen helfen Nachbarn beim Einkaufen, Arztbesuch oder bei der Schuleinschreibung des Kindes“, erklärt die Ingolstädter Caritasmitarbeiterin. Ein Vorteil der Gemeinschaftsunterkunft gegenüber der eigenen Wohnung sei allerdings, dass dort die Post an die Betroffenen verteilt wird. In den Privatwohnungen seien schon ab und zu wichtige Briefe nicht angekommen. „Das kann im schlimmsten Fall zu einer Abschiebung führen, wenn ein wichtiger Termin versäumt wird. Daher bitten mich die Leute immer wieder, für sie bei Behörden nachzufragen, ob Post an sie ergangen ist“, schildert Sabrina Bauer eine besondere Aufgabe innerhalb ihrer dezentralen Flüchtlingsberatung. Eine weitere neue Herausforderung ist für sie seit kurzem, drei aus Syrien stammende minderjährige unbegleitete Asylbewerber zu beraten, die vom Jugendamt München in eine Jugendwohneinrichtung in Ingolstadt vermittelt wurden.

Auch wenn Sabrina Bauer derzeit wenig zeitlicher Spielraum für neue Initiativen bleibt, strebt sie an, mehr für die menschliche Integration der Flüchtlinge zu tun. „Ich möchte zum Beispiel für die Kinder Ausflüge organisieren und für die Erwachsenen Treffs, bei denen sie sich untereinander und mit Einheimischen stärker austauschen können. Dafür hoffe ich dann sowohl auf ehrenamtliche Unterstützung als auch auf Spenden, um zum Beispiel Fahrtkosten, Eintrittskarten und Verpflegungen finanzieren zu können“, kündigt sie an.

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