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18.06.2015

Caritas-Suchtambulanz: Experiment für weniger Alkohol

Mit Rauschbrillen versuchen, ein Fahrradschloss aufzuschließen und einen Ball zu fangen: Diesem Experiment stellten sich am Infostand der Caritas-Suchtambulanz bei Diplom-Psychologin Anja Strauß auch ein Vater und sein Sohn, die im Ingolstädter Westpar

Mit Rauschbrillen versuchen, ein Fahrradschloss aufzuschließen und einen Ball zu fangen: Diesem Experiment stellten sich am Infostand der Caritas-Suchtambulanz bei Diplom-Psychologin Anja Strauß auch ein Vater und sein Sohn, die im Ingolstädter Westpark unterwegs waren. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) – „Cakepops statt Alkopops“: Mit dieser Initiative hat die Caritas-Suchtambulanz Ingolstadt an einem Infostand im Ingolstädter Einkaufszentrum Westpark das Interesse der Bürgerinnen und Bürger geweckt. Interessierte konnten anhand von Rauschbrillen verschiedene Alkoholisierungsgrade nachempfinden. Zur Belohnung gab es Cakepops, kleine Kuchen am Stiel. Die Aktion fand innerhalb der bundesweiten Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!“ statt.

Zwei Rauschbrillen konnten sich Passanten an dem Stand aufziehen: eine, die einen Alkoholisierungsgrad von 0,8 Promille simuliert und eine andere, um sogar 1,3 Promille nachzuempfinden. Mit den Brillen durchliefen sie unter anderem einen Parcours mit Pylonen, versuchten ein Fahrradschloss aufzuschließen und einen von Caritasmitarbeitern zugeworfenen Ball zu fangen. „Bei der ersten Brille ging es ja noch, ich konnte das Schloss aber trotzdem nicht aufschließen und habe stark gezittert, und bei der zweiten Stärke war es ganz schlimm“, erzählte eine Passantin, die sich als Antialkoholikerin ausgab, nach ihrem Experiment. Eine andere Frau, die mitmachte, stieß immer wieder die Pylonen um. Ein älterer Mann blieb zwar fehlerfrei, benötigte aber für den wenige Meter kleinen Parcours mehrere Minuten. „Das ist Wahnsinn, man sieht alles vierfach. Beim Auto- oder Radfahren ist das wirklich gefährlich“, lautete sein Kommentar.

Andere Passanten im Westpark verweilten vor einem Bildschirm, an dem über „Mythen und Halbwahrheiten“ des Alkohols aufgeklärt wurde: zum Beispiel darüber, dass Alkohol ¬ anders als von vielen gedacht – nicht gut für den Schlaf ist, weil man mit Alkohol zwar schneller einschläft, aber der Schlaf dann oberflächlicher und von der Qualität her schlechter ist. Andere Halbwahrheiten, die widerlegt wurden, hießen zum Beispiel „Ein Schnaps hilft bei der Verdauung“ oder „Kleine Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit“.

Der Fachdienstleiter der Caritas-Suchtambulanz, Martin Guth, machte Interessierten unmissverständlich klar, dass auch das von vielen beschworene „eine Glas Rotwein“ nicht gesund sei. Allerdings wolle man mit der Aktion auch keine unrealistischen Forderungen an die Gesellschaft stellen. Daher laute das Motto der deutschlandweiten Präventionskampagne auch „Alkohol? Weniger ist besser“ und verlange grundsätzlich keinen absoluten Verzicht. „Doch derzeit ist es viel zu viel“, so Guth, der darauf verwies, dass Deutschland im internationalen Vergleich einen gefährlichen Spitzenplatz einnehme: „Platz fünf unter 40 untersuchten Ländern, was den durchschnittlichen Alkoholkonsum pro Kopf angeht. Rund zwölf Liter Reinalkohol im Jahr bedeutet das im Schnitt für Personen ab 15 Jahren.“ Auch in der Region 10 mit der Stadt Ingolstadt sowie den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen – in der die Caritas-Suchtambulanz Betroffenen hilft – ist laut Guth Alkohol die Droge Nummer 1: „Knapp über die Hälfte aller Ratsuchenden kommt aufgrund einer Alkoholproblematik. In der Onlineberatung sind es mit fast 60 Prozent sogar etwas mehr“, informierte der Caritas-Fachdienstleiter. Dabei seien die Ursachen und Lebensumstände unterschiedlich: „Da gibt es den Schichtarbeiter, der sich als Vater mit der Nachtschicht und den Anforderungen der Familie überfordert fühlt sowie die Hausfrau und Mutter, welche mit der Pflege der Großmutter und den alltäglichen Anforderungen an sie nicht mehr klar kommt oder auch den Angestellten, der nach seinem Renteneintritt unter der ‚Arbeitslosigkeit‘ leidet und massiv begonnen hat, Alkohol zu trinken, sodass die Ehefrau nach 40 Jahren Ehe überlegt, sich von ihm zu trennen“, schilderte Guth einige Beispiele.

Bei jungen Konsumenten würden vor allem die Gefahren des Konsums von Alkopop-Getränken verharmlost. „Durch den darin enthaltenen Zucker und Aromastoffe wird der bittere Geschmack des Alkohols überdeckt, so dass man zumeist ohne es zu bemerken relativ viel Alkohol in kurzer Zeit zu sich nimmt. Durch den süßen und fruchtigen Geschmack wird man dazu verleitet, Alkopops wie Limonade als Durstlöscher zu trinken“, erklärt der Caritasexperte für Suchtprobleme und fügt hinzu: „Durch die coole und trendige Aufmachung der Flaschen werden vor allem gezielt junge Menschen angesprochen. Die Flaschen liegen gut in der Hand, sind auch tanzflächentauglich.“ Mit der Initiative „Cakepops statt Alkopops“ wollte die Caritas-Suchtambulanz in anschaulicher und sinnlicher Weise auch speziell auf diese Problematik aufmerksam machen.“

Bei Fragen zum Thema Alkohol stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas-Suchtambulanz telefonisch unter (0841) 309138 sowie per Mail an suchtambulanz(at)caritas-ingolstadt(dot)de zu Verfügung.

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