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19.11.2009

Caritas-Sozialstationen schlagen Alarm - Kranken- und Altenpflege Themen bei Vertreterversammlung

Eichstätt. (pde) - Die kritische Situation der Caritas-Sozialstationen im Bistum Eichstätt stand im Mittelpunkt der Vertreterversammlung des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt. Der Vorsitzende der Sozialstation Nürnberg-Süd, Friedrich Schwiedernoch, hatte die rund 50 Vertreter um Lösungsansätze gebeten, da die finanzielle Situation nahezu aller Stationen „sehr angespannt bis defizitär“ sei. Als Ursachen dafür nannte er zum einen den bei der Caritas gezahlten Tariflohn, zum anderen eine mangelnde Bereitschaft der Kranken- und Pflegekassen, höhere Gebühren für Leistungen zu erstatten.

Schwiedernoch wies darauf hin, dass in seiner Station die Arbeitszeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits bis an die Grenze des Möglichen und Vertretbaren „verdichtet“ worden sei, um Kosten zu sparen. Auch Geschäftsführer anderer Caritas-Sozialstationen bestätigten und bedauerten diese Entwicklung. Willibald Heiß, der beim Caritasverband die rechtlich selbstständigen Sozialstationen berät, sieht in der Gebührenerstattung der Kassen den Hauptgrund für die Notlage der Stationen. Außer im Saarland und in den neuen Bundesländern werden laut Heiß die Leistungen in Bayern am schlechtesten vergütet.

Viele Vertreter von Sozialstationen baten die Diözese darum, auch für 2010 nochmals die Kosten für die Alterszusatzversorgung ihrer Angestellten zu übernehmen, wie dies schon für 2009 geschehen sei. Das könne zumindest vorübergehend zu einer Entlastung führen. Finanzdirektor Domkapitular Leodegar Karg, der auch Mitglied im Vorstand des Caritasverbandes ist, nahm das Anliegen auf, verwies aber auch auf rund neun Millionen Euro, welche die Diözese Eichstätt im Jahr 2010 zusätzlich einsparen müsse. Der 1. Vorsitzende des Caritasverbandes, Domkapitular Josef Blomenhofer, forderte, Politiker müssten verstärkt auf die finanziellen Probleme der Caritas-Sozialstationen aufmerksam gemacht werden.

Caritasdirektor Rainer Brummer berichtete über seine ersten Eindrücke nach zehn Wochen in seinem neuen Amt. Er würdigte vor allem das Engagement Ehrenamtlicher, ohne die Caritasarbeit nicht vorstellbar sei. Verwaltungsleiter Dr. Thomas Echtler stellte die finanzielle Lage des Verbandes insgesamt als „solide“ dar. Jedoch werde auch die Caritas im Bistum die Auswirkungen der Finanzkrise in den nächsten Jahren deutlicher zu spüren bekommen als derzeit.

Hedwig Kenkel, die ab Dezember für die Caritas-Altenhilfe im Bistum verantwortlich sein wird und seit September im Verband arbeitet, hielt einen Fachvortrag zum Thema „Sieht die Pflege bald alt aus?“ Nach ihren Ausführungen wird sich die Zahl der Pflegefälle bis zum Jahr 2050 auf gut vier Millionen in etwa verdoppeln. Dabei komme es auch zunehmend zu einem „Heimsog-Effekt“, das heißt einen Anstieg von ambulanter zu stationärer Pflege. Auch sei zu befürchten, dass die Anzahl der beruflichen Pflegekräfte sowie die der pflegenden Angehörigen zurückgehe. Folge sei eine immer stärkere Vereinsamung vieler alter Menschen. Kenkel machte aber auch auf „Stellschrauben“ aufmerksam, an denen gedreht werden könne, damit dies nicht so kommt. Dafür müssten beispielsweise der „Pflegemarkt zum Beschäftigungsmotor“ entwickelt werden, das Berufsbild von Pflegern attraktiver gemacht und mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden.

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