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20.03.2014

Bischof besuchte Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Denkendorf

Bischof Hanke und Asylbewerber

Bischof Gregor Maria Hanke im Gespräch mit jungen Asylbwerbern. pde-Foto: Daniela Bahmann

Eichstätt/Denkendorf. (pde) - Welche Probleme haben Flüchtlinge bei uns und wie hilft die Caritas ihnen? Um dies konkret vor Ort zu erfahren, hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke (OSB) am Josefstag (19. März) die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Denkendorf besucht. Neben einem Rundgang durch das Haus führte der Bischof ein langes Gespräch mit Flüchtlingen, Verantwortlichen und Fachberatern der Caritas sowie auch einigen Ehrenamtlichen. An diesem nahm auch der Präsident der Regierung von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, teil. „Es gibt natürlich noch viel Bedarf an rechtlicher Abstimmung und vielleicht auch für eine mutigere Handhabung an Regeln zugunsten der Flüchtlinge. Doch wir dürfen nicht abwarten, sondern können schon viel angehen durch menschliches Engagement, Begegnung und Begleitung“, lautete Hankes abschließendes Fazit. Er dankte allen, die sich in diesem Sinne für die Flüchtlinge einsetzen.

Der Bischof erfuhr verschiedene Schicksale: Ein Flüchtling aus Afghanistan berichtete beispielsweise, er sei als Asylbewerber abgelehnt worden, könne hier nicht arbeiten und im Moment noch nicht einmal zur Schule gehen. Die in der Gemeinschaftsunterkunft tätige Caritasberaterin Schwester Lucis Ferstl informierte hierzu, sie bemühe sich gerade darum, dass dieser Mann in Kürze möglichst an einer neuen Klasse für Flüchtlinge der Berufsschule Eichstätt teilnehmen kann. Wie vorteilhaft es ist, dass Asylbewerber möglichst gut und frühzeitig in die Gesellschaft integriert werden, verdeutlichte ein aus Russland kommender Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft am Beispiel seiner Kinder: „Die lernen hier im Kindergarten in Denkendorf schnell die Sprache und sprechen schon deutsch.“

Caritas berät auch etwa 180 Flüchtlinge in fast 20 dezentralen Unterkünften

Schwester Lucis Ferstl und ihre Caritas-Kollegen für dezentrale Flüchtlingsberatung Charlotte Markert und Mathias Schmitt informierten ausführlich über ihre Arbeit: von der Hilfe im Asylverfahren bis zur Netzwerkarbeit mit Ehrenamtlichen. Während Schwester Lucis derzeit rund 40 Bewohnerinnen und Bewohner in der Gemeinschaftsunterkunft Denkendorf berät, suchen Markert und Schmitt wöchentlich etwa 180 Flüchtlinge in fast 20 Unterkünften im Landkreis Eichstätt auf. Viele kommen den Caritasmitarbeitern zufolge aus den Krisenländern Afghanistan, Syrien und Nigeria. Mit Regierungspräsident Hillenbrand zeigten sich die Fachberater darin einig, dass es für die Flüchtlinge von staatlicher Seite in letzter Zeit durchaus Verbesserungen gegeben habe. Neben höheren finanziellen Leistungen nach einem Bundesverfassungsurteil zugunsten von Flüchtlingen im Jahr 2012 und mehr Chancen für Sprachkurse wurde erwähnt, dass die Asylbewerber seit diesem März nicht mehr die umstrittenen Essenspakete erhalten. Sie bekommen nun Geld, um selbst einkaufen zu können. Regierungspräsident Hillenbrand sagte, dass diese Regelung „auch durch Gespräche zwischen Staat und Kirche zustande gekommen ist“. 

Trotz solcher Fortschritte halten die Caritasberater weitere Verbesserungen für nötig. Mathias Schmitt nannte unter anderem aus dem Gesundheitsbereich, dass ein Flüchtling mit Rückenschmerzen zwar eine Spritze bekommen könne, aber keine Physiotherapie. Gerade angesichts von traumatischen Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht mit zum Beispiel Schleuserpraktiken und Zwangsprostitution wünscht sich Schmitt, dass Flüchtlinge hier einen besseren Zugang zu Therapien erhalten – anstatt nur auf Tabletten angewiesen zu sein.

Menschen aus „Gesprächskulturen“ wünschen sich Kontakt

Charlotte Markert legte den Finger in die Wunde „Wohnraumproblematik“, die auch Flüchtlinge treffe: „Einige dürften aus Unterkünften ausziehen, können es aber nicht, weil sie keine Wohnung finden.“ Alle drei Caritasberater wünschten sich für die von ihnen betreuten Flüchtlinge noch mehr Chancen, um sich auf die Arbeitswelt vorbereiten zu können, zum Beispiel durch sogenannte Ein-Euro-Jobs. Mathias Schmitt stellte klar, dass es den Betroffenen dabei weniger ums Geld gehe als um die Chance, „rauszukommen“, sich einzubringen und Kontakte zu knüpfen. Sie baten die einheimische Bevölkerung darum, auch bei einfachen Gelegenheiten Kontakt zu Flüchtlingen zu suchen. Schwester Lucis Ferstl machte deutlich: „Diese Menschen kommen aus Gesprächskulturen, und sie sind es zum Beispiel nicht gewöhnt, an einer Bushaltestelle mit anderen Leuten zu stehen, von denen keiner ein Wort spricht.“ Die Caritasberater dankten bei dem Treffen allen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzen.

Bischof Hanke sagte: „Die Asylproblematik brennt mir auf den Nägeln. Für die Kirche ist es eine ganz zentrale Aufgabe, hier sensibel zu bleiben.“ Er verwies auf die Bibelstelle, in der Jesus sagt: „Ich war fremd, und Ihr habt mich aufgenommen.“ Hanke teilte persönlich mit, dass seine eigene Familie auch ihre Heimat verlassen habe „und sich eine neue hier suchen musste. Daher bin ich im Herzen solidarisch mit den Menschen hier.“

Pressefotos (in Druckqualität) unter: www.bistum-eichstaett.de/bildarchiv/bischof-besucht-asylbewerber/

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