Zum Inhalt springen
01.03.2023

Besorgnis, Hoffnung, Zuversicht: Synodaler Weg in den Pfarrgemeinden

Synodaler Weg in Wendelstein

Motivierendes Motto: Der Pfarrverband "brücken-schlag" in Wendelstein befasst sich auf vielfältige Weise mit dem Synodalen Weg. Foto: privat

„Es geht bei dem Thema ja um nichts weniger als um die Zukunft der Kirche“, sagt Dr. Annegret Langenhorst. Die Theologin und Studiendirektorin am Gymnasium Wendelstein, die ehrenamtlich als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Nikolaus in Wendelstein engagiert ist, spricht vom Synodalen Weg. Ihre Pfarrei, die – wie Rednitzhembach und Schwanstetten – zum Pfarrverband „brücken-schlag“ im Dekanat Roth-Schwabach gehört, hat sich schon gleich zu Beginn des bundesweiten Reformprozesses mit dessen Zielen intensiver auseinandergesetzt.

„Ich setze starke Hoffnungen auf den Synodalen Weg“, sagt Langenhorst auf Nachfrage der KiZ, vor Beginn der fünften und letzten Vollversammlung: „Ich fühle mich solidarisch mit den Synodalinnen und Synodalen, die so viel Kraft, Kompetenz und Zeit in den Synodalen Weg stecken, weil ihnen die Kirche viel bedeutet.“ Zu den Kontroversen gerade der letzten Wochen meint sie: „Einerseits freue ich mich über Fortschritte, zum Beispiel darüber, dass sensationelle 80 Prozent der deutschen Bischöfe dem Grundtext‚ 'Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche‘ zugestimmt haben; andererseits bin ich sehr besorgt, dass all die Anstrengungen scheitern können“.

Für den Pfarrgemeinderat ihrer Gemeinde habe es nahegelegen, „den Synodalen Weg aufzugreifen, uns zu informieren und unsere Erwartungen zu formulieren“, betont Langenhorst: „Auch bei uns treten zahlreiche Menschen aus der Kirche aus. Oft erklären sie, dass sie die Gemeinde vor Ort schätzen, aber die Kirche als Institution nicht mehr für glaubwürdig halten. Die Jugendlichen in meinem Religionsunterricht am Gymnasium hinterfragen kritisch eine Kirche, die im 21. Jahrhundert den Ausschluss von Frauen aus dem Amt vorschreibt. Aktive Katholiken aus dem Kern unserer Pfarrgemeinde erwarten dringend Reformen.“

Der Leiter des Pfarrverbands „brücken-schlag“, Pfarrer Michael Kneißl, sieht das ähnlich: „Als Mensch im Dienst der Kirche kann mir nicht unwichtig bleiben, wenn auf bischöflicher Ebene deutschlandweit solch ein entscheidender Prozess für den Weg der Kirche in die Zukunft in Gang gesetzt wird. Ich wundere mich eher, dass in vielen Pfarreien dieses Anliegen bis heute im Abseits bleibt. In der Leitung und Begleitung der Gemeinden kann ich es mir gar nicht anders vorstellen, als ausdauernd mit vielen im Gespräch, in Verbindung zu sein.“

„brücken-schlag“

Der Pfarrverband „brücken-schlag“, der wie alle anderen Pfarrverbände im Bistum an seinem zukünftigen Pastoralkonzept arbeitet, hat in diesem Sinn in seinem Konzeptentwurf festgehalten: „Wir pflegen gemeinschaftlichen Austausch und synodale Entscheidungsfindung (regelmäßige Treffen der Gremien und Arbeitskreise; Anstöße dafür von uns auch ‚an höherer Stelle). Wir wertschätzen ehrenamtliches Engagement und das Wirken der Verbände bei uns.“

Dass die Kirche derzeit „an gläubigem Zusammenhalt und an gesellschaftlicher Kraft“ verliere, hängt nach Ansicht Kneißls auch damit zusammen, „dass wir solch ein breites, ehrliches Ringen aller Getauften auf Augenhöhe über all die Jahre hin nicht gewagt haben“. Deswegen berühre es ihn sehr, so Kneißl, „wenn etwa auf bischöflicher Ebene jetzt noch ‚briefliche Nachsendungen‘ erfolgen mit der Anfrage an Rom, ob man denn verpflichtet sei, in einem synodalen Ausschuss mitzuwirken“. Kneißl: „Ich vergebe mir doch nichts, wenn ich guten Rat empfangen kann, der ist schließlich eine Gabe des Heiligen Geistes.“

Unter dem Motto „Als Christ/in auftreten, nicht austreten. Eintreten für Gott und die Welt“ warb man im Pfarrverband im vergangenen Jahr für die Auseinandersetzung mit dem Synodalen Weg, lud kompetente Referenten und Referentinnen zu verschiedenen Themen ein: Diakonat der Frau, gerechte Welt – Wirtschaftsordnung, Jesu wegweisender Umgang mit Frauen. Dazu gab es jeweils lebendige Diskussionen. In einem kirchen-politischen Frühschoppen stellte ein Mitglied des Diözesanrats und des Zentralkomitees der Katholiken die Entwicklung und den aktuellen Stand des Synodalen Weges vor. Eine starke Beteiligung von Jugendlichen und Erwachsenen gab es im Pfarrverband auf die Umfrage-Aktion „Aufbruchsstimmung“ des BDKJ-Diözesanverbands. Die Wortmeldungen dazu wurden im Pfarrbrief publiziert und fanden so eine größere Öffentlichkeit. In diesem Medium finden sich auch regelmäßig weitere Beiträge zum synodalen Geschehen. In einer Pfarrversammlung unter dem Leitwort „Gemeinsam den Aufbruch wagen“ formulierten Menschen aus der Gemeinde kurze Statements über „lebendige Kirche aus meiner Sicht“, die, wie Pfarrer Kneißl findet, „eindrücklich von der Leidenschaft für die Nachfolge Jesu sprachen und dem Leiden an der Wirklichkeit der Kirche“.

Wichtig sei auch die spirituelle Begleitung. Kneißl: „Immer wieder nehmen wir das Gebet um Gottes Geistkraft für den Synodalen Weg auf“.

Die Leute vom Weg

Wie soll es mit dem Thema in der Gemeinde weitergehen? Annegret Langenhorst sagt: „Wir machen weiter und versuchen, einen synodalen Stil miteinander zu leben. Als Theologin bin ich gut vernetzt, auch auf internationaler Ebene. Ich weiß, dass die Themen des Synodalen Wegs nicht ‚typisch deutsch‘ sind, sondern genauso in Lateinamerika und anderswo drängend sind“. Auf Bistumsebene erhoffe sie inständig, dass die Erwartungen der Gläubigen, die der Diözesanrat in der letzten Amtsperiode – auf einem insbesondere von den Wendelsteinern eingebrachten Antrag basierend – formuliert hat, gehört und ernst genommen werden, „damit der Synodale Weg ein Weg in die Zukunft der Kirche wird“.

Auch Pfarrer Kneißl beteuert: „Wir als Pfarrgemeinde bleiben auf dem Weg. Nicht umsonst wurden die ersten Christen und Christinnen damals ‚die Leute vom Weg‘ oder ‚Anhänger eines neuen Weges‘ genannt. Das ist bleibend eine schöne Maxime. Es geht in diesem Prozess ja nicht um eine Anpassung an den Zeitgeist, wie da und dort zu hören ist, sondern um das Ernstnehmen des „Glaubenssinnes im Volk Gottes, von Menschen bereiten Herzens in der Kirche“. Wie es auf Bistumsebene weitergehe, wage er nicht zu sagen. Er nehme konträre Stimmungslagen wahr, „bei den einen eher zaudernd und zögerlich, bei anderen immer noch hoffnungsvoll“.

Text: Michael Heberling, Kirchenzeitung

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.