Zum Inhalt springen
14.07.2009

"Bei eurem Singen werden sogar die Engel neidisch" - Eichstätter Jugendkantorei bei internationalem Chorfestival in Stockholm

Kurienkardinal Walter Kasper

Kurienkardinal Walter Kasper

Domkapellmeister Christian Heiß mit der Eichstätter Jugendkantorei

Domkapellmeister Christian Heiß mit der Eichstätter Jugendkantorei

Auf Riddarholmen, jener Stockholmer Insel, auf der die Könige von Schweden ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, erschallt das "Halleluja" aus Händels "Messias". Der vierstimmige Gesang wird hinüber getragen bis in die Altstadt. Eine Verstärkeranlage braucht der Chor dafür nicht. "Ha-le-lujah!" Gut 4000 Menschen singen aus voller Brust und mit einem Strahlen in den Gesichtern. So viele junge Sänger sind zu einem fünftägigen Treffen katholischer Kinder- und Jugendchöre nach Schweden gereist. Am frühen Samstagabend stehen genau 122 Gruppen auf dem Platz vor der alten Ziegelsteinkirche. Sie sind aus dem europäischen Ausland gekommen, aber auch aus Korea und dem Kongo. Manche Kinder tragen bunte Trachten, viele haben sich weiße oder rote Gewänder übergezogen und ein Kreuz umgehängt - so wie sie sonst auch als Chor beim Sonntagsgottesdienst gekleidet sind.

Mehr als fünfzig Gruppen aus Deutschland bilden die größte Delegation. Mittendrin: 38 Mädchen und Buben von der Eichstätter Jugendkantorei mit ihrem Leiter, Domkapellmeister Christian Heiß. Isabella Jung, die erst seit kurzem in der Kantorei im Mezzosopran singt, ist begeistert: "Ein wahnsinniges Gefühl: so viele Chöre aus so vielen Ländern - und alle singen das Gleiche", sagt die 18-Jährige. Auch Susanne Mödl ist beeindruckt. "Dieses Gemeinschaftserlebnis ist das Tollste bei solch einem Treffen", findet die 17-Jährige, die schon zum zweiten Mal an solch einer Chorfahrt teilnimmt.

Alle zwei Jahre kommen die Mitglieder von Pueri Cantores, dem Verband katholischer Kinder- und Jugendchöre aus aller Welt, zu einem internationalen Festival zusammen, um zu singen, Gott zu loben und für den Frieden in der Welt zu beten. Das 35. Treffen vom 8. bis 12. Juli sollte auch eine Demonstration katholischen Glaubens im tief protestantischen Schweden sein. Das Land zählt gerademal 150.000 Katholiken - ein Drittel derer im Bistum Eichstätt. Mit einem Anteil von 1,5 Prozent bilden die Katholiken in Schweden eine Minderheit. Auch beim Chortreffen in der Hauptstadt bleiben sie weitgehend unter sich. Die evangelische Kirche vor Ort interessiert sich nicht sehr für das Ereignis - jedenfalls schickt sie zum zentralen Gottesdienst mit dem katholischen Ortsbischof und dem Kurienkardinal Walter Kasper lediglich einen Gefängnisseelsorger mit seiner Gitarre. Da nützt auch das
Bekenntnis des vatikanischen Ökumenebeauftragten nichts, die Kirchenmusik verbinde die Konfessionen. Katholiken sängen Messen des evangelischen Komponisten Johann Sebastian Bach, Protestanten dafür Werke von Haydn und Mozart, und alle erfreuten sich an den Gesängen der russisch-orthodoxen Kirche, sagt Kardinal Kasper beim Gottesdienst auf Riddarholmen. "Die Musik ist zu einer Brücke zwischen den Kirchen geworden."

Völkerverbindend wirkt das Treffen allemal, auch wenn die 16-jährige Sabina Nieberle-Göpfert hinterher bemängelt, dass der Austausch mit anderen Gruppen hätte intensiver und besser organisiert sein können. "Gemeinsame Freizeitaktivitäten mit anderen Chören haben gefehlt." Immerhin: Im Hotel, in dem die Eichstätter nächtigen, sind auch Kinder und Jugendliche aus Frankreich, Spanien und Hildesheim untergebracht. Am dritten Tag des Treffens ziehen Chöre bei einem Sternmarsch singend ins Zentrum Stockholms. Und einen Nachmittag lang gestalten Gruppen aus unterschiedlichen Nationen gemeinsame Konzerte in den großen Kirchen der Stadt. Die Jugendkantorei aus dem Altmühltal ist mit ihrem halbstündigen Beitrag in St. Jakob nach einem Chor aus den Pyrenäen an der Reihe. Weil es den ganzen Tag in Strömen regnet, singen sich die Eichstätter zuvor in der Eingangshalle der nahe gelegenen Königlichen Oper ein - und erhalten prompt ein paar Münzen von Touristen. "Ihr müsst unbedingt gewinnen", sagen die noch - aber darum geht es bei diesem Musikfestival gar nicht.

Singen drücke die tiefsten Gefühle der Menschen - Dankbarkeit, Freude, Hoffnung und Liebe - aus, sagt Kardinal Walter Kasper. "Wenn wir auch die Sprachen der anderen nicht verstehen, so verständigen wir uns doch über die Musik. Sie geht auf direktem Weg von einem Herzen in das des nächsten. Wenn ihr miteinander singt, werden die Barrieren von Sprachen und Nationalitäten überwunden." Dies vertreibe auch böse Gefühle von gegenseitigem Misstrauen, Feindseligkeit und Hass. "Gemeinsames Singen und Musizieren ist eine große Friedensbewegung - ich würde sagen: die schönste Friedensbewegung."

Das Treffen lebt auch von der fröhlichen Stimmung unter den Teilnehmern. Immer wieder stimmen Chöre spontan Mehrstimmiges an. Bei den Kölnern können das nach dem Gottesdienst auch mal Karnevalslieder sein. Polnische Jugendliche singen in der Fußgängerzone und reichen eine Mütze herum, um die Reisekasse aufzubessern. Die Eichstätter lassen dafür keine Fahrt mit dem Linienbus ohne Gesangsdarbietung verstreichen - die Fahrgäste freut's. Zwischen Gottesdiensten und Konzerten bleibt auch noch Zeit für Stadtbesichtigung, Museumsbesuch und Einkaufsbummel. "Solch eine Reise ist für den Chor eine tolle und einprägsame Erfahrung. Das stärkt die Gemeinschaft", meint Domkapellmeister Christian Heiß.

Kardinal Walter Kasper ist von den Sangeskünsten der Chöre angetan. Es werde ja oft davon gesprochen, dass die Engel im Himmel singen und musizieren, sagt der Gast aus Rom. "Aber wenn ihr singt, dann werden sogar die Engel im Himmel neidisch angesichts eures Könnens. Euer Singen bringt ein Stück Himmel auf Erden."

Text und Fotos: Christian Klenk

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.