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05.11.2013

Auftrag und Verantwortung: Neues Buch über Kirche in der Welt von heute

Auftrag und Verantwortung

Eichstätt. (pde) – Neue Zugänge und Perspektiven für ein engagiertes Christsein in Kirche und Gesellschaft eröffnet das Buch „Auftrag und Verantwortung“, das soeben im Verlag Friedrich Pustet erschienen ist. Das Werk basiert auf Vorträgen, die 2012 während der Pastoralkonferenzen der Diözese Eichstätt im Bistumshaus Schloss Hirschberg gehalten wurden. Zum 50-jährigen Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils haben sich dort drei renommierte Wissenschaftler auf der Grundlage verschiedener Konzilstexte mit der Frage nach der Verantwortung des Christen, von Klerikern wie Laien, in Welt und Kirche auseinandergesetzt.

Ludwig Mödl, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, stellt zunächst das Konzil im historischen Kontext dar und erklärt, warum dieses „Jahrhundertereignis“ überfällig war. Zwei grundlegende Fragen hätten damals im Raum gestanden: Welche Rolle die Kirche in den verschiedenen Gesellschaften und Staaten spielen muss oder soll, und wie die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden sich selbst definieren kann beziehungsweise wie sie sich in ihrem Inneren aufstellen muss. Anschließend zeigt Mödl auf, dass die Konstitution „Gaudium et Spes“ als Schlüssel für das gesamte Konzil zu verstehen ist. In diesem Zusammenhang sei Entweltlichung – ein Begriff, der zuletzt von Papst Benedikt XVI. wieder ins Spiel gebracht wurde – eine große Herausforderung für die gegenwärtige Kirche in Deutschland und der Dialog in den kirchlichen Reformbestrebungen eine unerlässliche Methode.

Heinz Hürten, langjähriger Ordinarius für Neuere und Neueste Geschichte und Vizepräsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, geht in seinem Beitrag auf die Veränderungen im deutschen Laienkatholizismus während der letzten zwei Jahrhunderte ein. Besonders deutlich stellt er die Entwicklung der Verkirchlichung katholischer Vereine und Verbände während des 20. Jahrhunderts in Deutschland dar. Das Zweite Vatikanische Konzil förderte dabei diese Entwicklung. Mit der Einrichtung von Pfarrgemeinderäten als kirchlicher Institution hat die Linie der Verkirchlichung nach Ansicht von Hürten „ihren Fluchtpunkt“ erreicht. Diese Verkirchlichung sei von Laien nicht nur angenommen, sondern bejaht und sogar gefordert worden. Sie habe allerdings nicht zu einer Stärkung der gesellschaftlichen Position der Kirche geführt. Gleichzeitig dürfe eine Entweltlichung als Ergänzung der Verkirchlichung der Laienaktivität gesehen werden.

Klaus Stüwe, Professor für Politikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt, beschreibt die Entwicklung der modernen Gesellschaft und Veränderungen, die als Modernisierung erlebt werden. Zu diesen Veränderungen gehören nach seiner Auffassung insbesondere eine Differenzierung von Strukturen, eine Individualisierung auf personaler Ebene, eine Rationalisierung im Bereich der Kultur und eine „Domestizierung“ auf der Ebene der Natur. Der Prozess der Differenzierung wirke sich auch in der religiösen Vielfalt aus, bis hinein in die kirchlichen Dienste und in eine sehr spezifizierte Seelsorge. Die zunehmende Säkularisierung vieler westlicher Gesellschaften sei in Zusammenhang mit dem Rationalisierungsprozess zu sehen. Gerade hier könne christliche Ethik eine wichtige Rolle übernehmen. Der Individualisierungsprozess trage zu einer allmählichen Entkirchlichung der Menschen bei. Damit sei die Kirche vor die Frage gestellt, ob sie ihre Formen des Wirkens in der Welt nicht verändern muss. In der Frage der „Domestizierung der Natur“ sieht Stüwe die Christen in einer besonderen Verantwortung für die Welt, „wie sie schon in der Schöpfungsgeschichte grundgelegt ist“.

So biete die moderne Welt auch für die Kirchen und das Christentum „Chancen und Risiken zugleich“. Das II. Vatikanum habe dies in der Pastoralkonstitution deutlich gemacht. Die Chancen gelte es zu nutzen. Für Stüwe ist die Kirche „gerade angesichts der problematischen Seiten der Modernisierung zur christlichen Inspirierung der zeitlichen Ordnung verpflichtet“. Gerade die Laien haben hier ihre eigentümliche Aufgabe, wie es die Konstitution „Lumen gentium“ formuliert.

Heinz Hürten, Ludwig Mödl, Klaus Stüwe, Auftrag und Verantwortung. Der Christ in Kirche und Welt heute, hrsg. von Ludwig Brandl und Peter Ulrich, Pustet-Verlag Regensburg 2013, ISBN 978-3-7917- 2567-3, 7,95 Euro.

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