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Ältester Priester im Bistum Eichstätt: Prof. Ernst Reiter feiert sein 70jähriges Priesterjubiläum
Eichstätt/Greding. (pde) – Mehrere Generationen von Theologen hat er geprägt: Prof. Ernst Reiter. Der langjährige Professor für Kirchengeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde am 29. Juni 1953 von Bischof Joseph Schröffer zum Priester geweiht. Vor 70 Jahren also – nur wenige Wochen zuvor wurde Queen Elisabeth II. gekrönt. Mit seinen 97 Jahren ist er zudem der älteste lebende Priester in der Diözese Eichstätt. Seinen Ruhestand verbringt Ernst Reiter im Caritas-Seniorenheim St. Magdalena in Greding. Dort hat ihn Bernhard Löhlein besucht.
Herr Prof. Reiter, wie geht es Ihnen?
Ernst Reiter: Soweit ganz gut. Das Problem ist, dass ich den Rollstuhl nicht verlassen kann. Aber immerhin ist der Kopf noch klar.
Sie haben sich eben noch im Internet die neusten Nachrichten über die katholische Kirche angesehen.
Ernst Reiter: Ich möchte informiert sein. Z.B. was macht der Vatikan oder was ist in unserem Bistum los.
Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche?
Ernst Reiter: Die Kirche kann nicht untergehen. Niemals. Sie wird bestehen bleiben. Natürlich gibt es Schwierigkeiten. Und ein bisschen habe ich Sorgen, wenn ich die aktuellen Diskussionen verfolge.
Sie sind ja nicht weit weg von hier aufgewachsen, in Hilpoltstein. An welche Situationen aus ihrer Kindheit erinnern Sie sich?
Ernst Reiter: Wir waren zehn Geschwister. Mein Vater war sehr streng. Einmal gab es Prügel, weil er mich beim Rauchen erwischt hatte. Da war ich 12 Jahre alt.
Waren Sie ein Lausbub?
Ernst Reiter: Na ja (lacht) das kann man so nicht sagen. Aber angestellt habe ich schon immer mal wieder etwas.
Sind Sie sehr religiös erzogen worden?
Ernst Reiter: Ich war Ministrant. Wenn der Mesner krank war, musste ich einspringen. Später bin ich dann als Schüler in das Bischöfliche Seminar nach Eichstätt gekommen.
War Ihnen damals schon klar, dass Sie Priester werden wollten?
Ernst Reiter: Ja, das war mir klar. Aber ich wusste natürlich nicht, was alles kommen sollte: Mit 17 Jahren wurde ich eingezogen und musste in den Krieg. Mit 19 Jahren kam ich nach England in Gefangenschaft. Dort habe ich in einem sogenannten Studienlager das Abitur gemacht. Mein Vater hatte mich dann gefragt, was ich machen wollte. Ich sagte: Ich will studieren. Er meinte nur, in Ordnung, aber Geld kann ich dir nicht geben.
Wie haben Sie dann Ihr Studium finanziert?
Ernst Reiter: Zunächst hatte ich auf dem Bau gearbeitet. Später dann hat mich Regens Andreas Bauch zum Präfekten des Knabenseminars ernannt. Zum Studieren hatte ich dann nicht mehr so viel Zeit. Auf die Prüfungen habe ich mich morgens zwischen vier und sechs Uhr vorbereitet.
Sie waren dann nach Ihrer Priesterweihe nur kurz in der Seelsorge tätig. Bedauern Sie das heute?
Ernst Reiter: Ein bisschen schon. Aber die zwei Jahre in Monheim haben mir gut getan.
Bis Sie dann wieder ans Knabenseminar St. Wunibald zurückkamen – diesmal aber als Direktor.
Ernst Reiter: Regens Bauch war es dann wieder, der mich gefragt hatte, ob ich promovieren möchte. Dann hat man mich freigestellt für weiterführende Studien in Bonn bei Prof. Hubert Jedin, dem großen Kenner der Konzilsgeschichte.
Sie haben viele Jahre lang Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in Eichstätt gelehrt. Was wollten Sie den Studierenden beibringen?
Ernst Reiter: Ich wollte ihnen vor allem den Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten erklären. Ich wusste, dass in der Theologe nicht viel über diese Unterschiede gesagt wurde. Darum habe ich sie in meine Vorlesungen hineingenommen. Und da haben mir manche gesagt, dass sie froh waren, das bei mir gehört zu haben.
Sie haben sich ja viel mit Martin Luther auseinandergesetzt. Gibt es etwas, bei dem Sie denken: Da lag der gar nicht so verkehrt?
Ernst Reiter: Es gab schon Dinge, wo er Recht hatte. Z.B. die ganzen Zustände in Rom. Das war furchtbar.
Wenn Sie auf Ihre aktive Zeit in Eichstätt zurückblicken: An was erinnern Sie sich gerne?
Ernst Reiter: Das eine ist meine Tätigkeit bei der Übersetzung des Martyrologiums (ein Verzeichnis von Märtyrern und anderen Heiligen) ins Deutsche. Das war ein hartes Stück Arbeit. Und das andere ist meine enge Beziehung zu den Benediktinerinnen von St. Walburg. Dort war ich viele Jahre Spiritual und habe die Schwestern begleitet.
Am 29. Juni jährt sich zum 70. Mal ihre Priesterweihe. Sind Sie gerne Priester?
Ernst Reiter: Ja. Ich möchte an diesem Tag in die Kapelle zum Tabernakel und vor dem Allerheiligsten Gott Danke sagen.
Hintergrund:
Ernst Reiter wurde 1926 in Hilpoltstein geboren und am 29. Juni 1953 von Bischof Dr. Joseph Schröffer in Eichstätt zum Priester geweiht. Er war zunächst Kooperator in Monheim, danach bis 1960 Direktor des Bischöflichen Knabenseminars St. Wunibald in Eichstätt und zugleich von 1958 bis 1960 Archivar des Ordinariatsarchivs. Zudem unterrichtete er von 1956 bis 1960 als Religionslehrer am Humanistischen Gymnasium in Eichstätt. 1960 wurde er zu weiterführenden Studien in Bonn beurlaubt, die er 1963 mit der Promotion abschloss. 1964 übernahm er die Professur für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt – der späteren Katholischen Universität -, zunächst vertretungsweise und ab 1968 bis zu seiner Emeritierung 1991 als Ordinarius für Mittlere und Neue Kirchengeschichte. Besonders verbunden ist der Jubilar auch der Ökumene: Von 1968 bis 1976 war er Diözesanbeauftragter für Ökumene und von 1972 bis 1976 Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums Eichstätt. Von 1983 bis 2015 war Professor Reiter Spiritual für die Benediktinerinnen der Abtei St. Walburg in Eichstätt. Von Bischof Gregor Maria Hanke wurde er 2010 in die Historikerkommission des Seligsprechungsverfahrens für Pater Jakob Rem berufen. Seinen Ruhestand verbringt er in Greding. Am kommenden Sonntag, 2. Juli, feiert Prof. Ernst Reiter sein 70jähriges Priesterjubiläum in der Kapelle des Caritas-Seniorenheims St. Magdalena in Greding. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.
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