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13.02.2019

Eiszeit

Baum im Eis

Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn vertraut und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt. (Jer 17,7f)

Die Luft ist kalt.
Der Boden hart und trocken.
Im Morgen treibt der Wind die Tropfen hoch.
Wo find ich jetzt Halt?
Was soll mich noch locken?
Das Gestern hängt mir schwer in den Knochen.

Der Baum ist kahl,
die Äste nackt und aufgebrochen.
Das Wasser flieht, das Eis bleibt kleben.
Was bleibt noch als Wahl?
Es ist alles besprochen.
Mein Geist sucht im Heute nach Segen.

Das Wasser rauscht.
Die Zweige biegen und ächzen.
Die Sonne steigt aus dem Nebel.
Wer hört zu und lauscht
meinem Seufzen, Weinen und Lechzen?
Die Seele sucht im Morgen nach Leben.

Der Baum steht still.
Die Wurzeln halten und nähren.
Die Luft atmet den Himmel klar.
Wie bist du zu finden,
o Gott, trotz der Kälte, der schweren?
Auf ewig, in der Tiefe der Wurzeln,
unsichtbar.

Text: Barbara Ulrich, Pastoralreferentin in der Klinikseelsorge Eichstätt