Das geknickte Rohr zerbricht er nicht (Jes 42,3)

Man hört es.
Doch wir verschließen die Ohren.
Menschen werden in Fesseln gelegt,
gedrillt, bestraft und umerzogen,
Hunderttausende in Lagern festgesetzt
ohne Computer, Handy, Telefon
mit Metalltüren dreimal verschlossen.

Man sieht es.
Doch wir Deutschen nach dem Krieg geboren
machen Geschäfte in Sesseln gelehnt,
geplant, gezielt und auch verlogen.
Kapitalgewinne werden eingeschätzt,
mit Mails und Whatsapp durchgezogen,
gut gelaunt mit Champagner begossen.

Man riecht es.
Doch die Uiguren in der Diktatur geboren
werden gesäubert, werden beschämt,
geschrubbt, rasiert und ausgezogen.
Hygiene wird unentgeltlich eingesetzt.
Haben wir unseren Geruchssinn verloren,
oder mit Bedacht Parfum vergossen?

Direkt vor den Internierungslagern der Uiguren
wollen wir unsere Geschichte vergessen ...
Na und?
Hier laufen sie eben anders die Uhren ...
Ein geknicktes Rohr?
Wir wissen von nichts!

Doch Gott weiß!

Text: Barbara Ulrich, Pastoralreferentin in der Klinikseelsorge Eichstätt