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04.12.2020

Studie über Caritas-Sozialberatung offenbart Auswirkungen der Pandemie

Eichstätt. (pde) - Die Corona-Krise hat bei den Klientinnen und Klienten der Caritas-Sozialberatung im Bistum deutliche Spuren hinterlassen. Über ein Drittel von 89 Ratsuchenden hat bei einer bundesweiten Stichtagserhebung am 24. September dieses Jahres erklärt, dass sich ihre Einkommenssituation verschlechtert habe. Wesentlich mehr Menschen waren arbeitslos oder trotz Einkommens in einer finanziellen Notlage als bei derselben Untersuchung vor zwei Jahren. Eine weitere Erkenntnis: Heuer haben besonders viele online den Weg zur Beratung gesucht.

Onlineberatung stark erhöht

Die Anzahl jener, die entweder über die Caritas-Onlineberatung oder per E-Mail Kontakt suchten, hat sich von 3 Personen im Jahr 2018 auf 21 in diesem Jahr vervielfacht. „Das hat natürlich damit zu tun, dass wir im Frühjahr aufgrund des Corona-Lockdowns eine Zeit lang keine persönliche Beratung leisten konnten“, erklärt Bernhard Gruber. Er ist Sozialberater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Caritas-Sozialberatung in der Diözese. Gruber leistete auch selbst Hilfe im Rahmen der bundesweiten Onlineberatung der Caritas oder per E-Mail. Aufgefallen ist ihm, dass die Anliegen der Klienten hierbei besonders existenziell waren: „Ich kann mit meinem Kurzarbeitergeld meine Miete nicht bezahlen! Ich bin gekündigt worden und weiß nicht mehr weiter! Mich nimmt das Ganze psychisch ungemein mit!“ Mit solchen oder ähnlichen Problemen haben Gruber zufolge immer wieder Menschen die Caritas-Beratenden konfrontiert.

Nach der Studie waren mit 22 Ratsuchenden über doppelt so viele Leute arbeitslos als 2018 - damals nahmen insgesamt genauso viele an der Untersuchung teil wie heuer. Doch es kamen auch wesentlich mehr, die ein Erwerbseinkommen haben, „Aufstocker“ sind oder Arbeitslosengeld I beziehen: „Darunter waren viele Beschäftigte in Kurzarbeit und einige Solo-Selbständige. Etwa ein Drittel der bei uns in Ingolstadt Hilfesuchenden hatte die Arbeit ganz verloren, zum Beispiel solche aus Zeitarbeitsfirmen“, informiert der Sozialberater. Folgeprobleme dieser Menschen seien nicht selten für sie nicht mehr bezahlbare Energieschulden. Auch diese haben sich im Vergleich zu 2018 stark erhöht.

Problemlagen immer komplexer

Doch nicht alle Ergebnisse lassen sich mit Corona erklären, zumindest nicht nur: zum Beispiel, dass der Anteil der ratsuchenden Menschen mit Migrationshintergrund von 35 auf 44 angestiegen ist. Wohl passt dazu, dass über ein Viertel aller Hilfesuchenden Sprachprobleme zeigte. „Viele dieser Betroffenen gehen in den ersten drei Jahren nach der Einwanderung zu den Migrationsdiensten, kommen aber danach in unsere Allgemeinen Sozialberatungsstellen, weil sie zum Beispiel Arbeits-, Einkommens- oder Wohnprobleme haben“, so Gruber. Vor allem, aber nicht nur solche Klienten haben immer wieder Probleme im Umgang mit Behörden, „da sie nicht selbst Formulare ausfüllen sowie Bescheide verstehen können und deshalb zu uns kommen. Oft wissen sie auch nicht, welche Leistungen ihnen zustehen“. Gruber berichtet, dass er vor kurzem eine Familie beriet, für die er gleich bei mehreren Stellen Angelegenheiten regeln musste: „mit dem Jobcenter, dem Ausländeramt, der Familienkasse, den Stadtwerken, dem Vermieter, dem Sozialdienst katholischer Frauen aufgrund einer Schwangerschaft und mit der Obdachlosenstelle der Stadt Ingolstadt für einen Plan B, der Gott sei Dank dann nicht nötig wurde“. Viele Problemlagen würden immer komplexer, stellt der Caritas-Verantwortliche fest. Für umso wichtiger hält er es, dass auch heute Betroffene die „Face to Face“-Beratung der Caritasstellen nutzen, „weil vieles nur im persönlichen Gespräch abgeklärt und gelöst werden kann“.

Als positiv sieht es Bernhard Gruber, dass heuer wesentlich mehr Menschen die Sozialberatung aufgesucht haben, die einen Kinderzuschlag bekommen. Diesen Zuschlag zum Kindergeld können sowohl Familien als auch Alleinerziehende mit niedrigen Einkommen erhalten. „Ihnen bleibt der Weg zum Jobcenter dadurch erspart. Und sie haben auch Anspruch auf Bildung und Teilhabe mit beispielsweise kostenlosem Mittagessen in Schule und Kita oder Kostenübernahme von ÖPNV-Tickets für Schülerinnen und Schüler sowie Leistungen für Schulbedarf, Lernförderung und Übernahme von Vereinsbeiträgen bis zu 15 Euro monatlich. „Über solche Vorteile klären wir die Menschen auf“, so der Sozialberater.

Viele an Fachdienste vermittelt

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht er es, dass laut der Stichtagserhebung dieses Jahr mit 39 Ratsuchenden wesentlich mehr an andere Fachdienste vermittelt wurden als vor zwei Jahren. Da lag die Zahl bei 15. Bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt geschah dies vor allem zur Schuldnerberatung, zur Suchtambulanz und zum Sozialpsychiatrischen Dienst, die sich mit der Allgemeinen Sozialberatung unter einem Dach befinden. „Einerseits wurden so gravierende weitergehende Probleme offensichtlich, andererseits kommt so der Vorteil unseres Caritas-Netzwerkes zum Tragen“, erläutert Gruber und ergänzt. „Zu diesem Netzwerk gehören auch Pfarreien, die immer wieder Menschen zu uns vermitteln, die an der Pfarrhaustür um Geld bitten.“

Allgemeine Sozialberatung leisten im Bistum Eichstätt die Caritas-Kreisstellen in Eichstätt, Herrieden, Ingolstadt, Neumarkt, Nürnberg-Süd, Roth und Weißenburg. Außenstellen gibt es zudem in Altdorf, Beilngries, Eibach, Gunzenhausen, Hilpoltstein,  Kösching, Schwabach und  Wemding.

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