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03.12.2020

„Nicht von schlechten Eltern“ Erziehungsberatung Ingolstadt führte Kinder-Feriengruppen-Projekt durch

Die Kinder nutzten kreative Methoden wie die Erstellung von Plakaten über ihre Stärken. Foto: Erziehungsberatung Ingolstadt/Caritas

Die Kinder nutzten kreative Methoden wie die Erstellung von Plakaten über ihre Stärken. Foto: Erziehungsberatung Ingolstadt/Caritas

Eine Woche für Kinder von suchtkranken oder psychisch kranken Eltern hat die Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt erstmals in den Herbstferien durchgeführt. „Diese Kinder haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst von Sucht oder psychischer Erkrankung betroffen zu sein. Ihre Entwicklungsbedingungen sind zumindest phasenweise nicht mit den Bedingungen von Kindern in anderen Familien vergleichbar“, erklärt Diplom-Psychologin Johanna Ress. Sie arbeitet bei der von der Caritas und Diakonie getragenen Einrichtung und führt die Gruppe mit Diplom-Sozialpädagogin Vera Schoen durch. „Häufig fehlt es in ihren Familien an Ressourcen unter-schiedlicher Art. Neben der Erkrankung eines Elternteils kommen oft noch finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit oder die Trennung der Eltern hinzu“, ergänzt Ress.

Bisher Angebote im Alltag

Die Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt nimmt sich bereits seit 2002 diesen Kindern an. Unter dem Titel „Nicht von schlechten Eltern“ hat sie bereits regelmäßige therapeutische Grup-pen angeboten. Bisher geschah dies aber nur im Alltag in einmal wöchentlich stattfindenden Gruppenstunden. Jetzt wurde das Konzept erstmalig in einem einwöchigen Ferienprogramm mit täglicher Betreuung von 8.00 Uhr bis 15.30 Uhr durchgeführt. Sechs Mädchen und Buben im Grundschulalter nahmen daran teil. „Dieses neue Programm soll insbesondere den Kindern zur Verfügung stehen, die aufgrund der speziellen Familiensituation keine Möglichkeit haben, regel-mäßig Therapie- und Beratungstermine wahrzunehmen“, begründet Vera Schoen. Gruppenthe-rapeutische Einheiten werden dabei durch gemeinsame Essens- und Freizeitaktivitäten ergänzt. „So werden auch gleichzeitig die Eltern mal über einen längeren Zeitraum entlastet und können neue Ressourcen für ihre Kinder bilden“, hält Schoen das neue Konzept für vielversprechend.  

Das Ferienprogramm erfordert jedoch erheblich höhere finanzielle Anstrengungen als eine wö-chentliche Gruppenarbeit. Dass es umgesetzt werden konnte, lag am Rotary Club Ingolstadt, „der das Projekt mit einer äußerst großzügigen Spende unterstützte und so ermöglichte“, zeigt sich Johanna Ress dankbar. So konnte der große Konferenzraum des Caritas-Wohnheims St. Alfons angemietet werden, welcher die Vorgaben des coronabedingt notwendigen Hygienekon-zepts erfüllte. Für eine gelungene Kurspremiere sorgte nicht zuletzt die kulinarische Rundum- Versorgung inklusive warmem Mittagsmenü. Durch die finanzielle Spende war es darüber hin-aus möglich, für die Dauer der Gruppe eine weitere Betreuungsperson zu beschäftigen: So konnte neben Vera Schoen und Johanna Ress, den beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt, mit Teresa Stadler eine weitere Sozialpädagogin die Kinder während der Woche therapeutisch begleiten.

Schlummernde Ressourcen entfaltet

Zudem wurden verschiedene Therapiematerialien für die Gruppe angeschafft. Jedes Kind erhielt das Buch „Annikas andere Welt“, um damit während der Woche zu arbeiten und die darin enthal-tenen Informationen mit den Eltern zu Hause auch noch nach Abschluss der Gruppe bespre-chen zu können. „Während der Woche wurde deutlich, wie viele schlummernde Ressourcen und wie viel Potenzial die Kinder durch eine engmaschige Begleitung und Hilfestellung entfalten kön-nen“, zieht Ress ein positives Fazit und ergänzt: „Die Kinder arbeiteten voller Interesse und mit Feuereifer mit und kümmerten sich mit großer Hilfsbereitschaft um andere Gruppenmitglieder. Auch konnten Bewältigungsstrategien für frustrierende Situationen und die Selbstreflexion geför-dert werden.“

Mitgewirkt hat an dem Projekt auch Michael Wölcken, Facharzt für Psychiatrie und Psychothe-rapie in der Danuvius Klinik: „Er beantwortete den Kindern mit großer Geduld und in kindgerech-ter Sprache einen Nachmittag lang Fragen über psychische Erkrankungen“, freut sich Vera Schoen. Sowohl durch diesen Austausch als auch durch vorhergehende Übungen in der Gruppe konnten altersgemäße Informationen über die Krankheit der Eltern sowie zentrale Botschaften vermittelt werden: zum Beispiel, dass Kinder nicht schuld an der Situation sind.

Nächste Feriengruppe im Herbst 2021

Das Ferienprogramm stellte sich für die teilnehmenden Kinder als „intensive Zeit“ dar, in der sie eine persönliche Beziehung zu den Mitarbeitenden der Erziehungsberatung aufbauen konnten. Den Beteiligten werden weiterhin regelmäßig stattfindende Gruppen-Nachtreffen angeboten. Die nächste Feriengruppe wird in den Herbstferien 2021 stattfinden. Daran Interessierte können sich bereits jetzt informieren und anmelden: Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt, Gabels-bergerstraße 46, 85057 Ingolstadt, Telefon 08 41 / 99 35 44 -0, E-Mail: erziehungsbera-tung@caritas-ingolstadt.de

Quelle: Caritas

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