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16.09.2022

Ein Aufsehen erregendes Gesamtkunstwerk: Die Architektur und Ausstattung des Diözesanmuseums

Ausstellungsraum im Diözesanmuseum Eichstätt. Foto: Anton Brandl/Diözesanmuseum

Museumsraum mit Objekten zur Kindheitsgeschichte Jesu. Foto: Anton Brandl/Diözesanmuseum

Museumstür. Foto: Claudia Grund/Diözesanmuseum

Die als Tresor gestaltete Museumstür. Foto: Claudia Grund/Diözesanmuseum

Diözesanmuseum Eichstätt. Zeichnung: Diözesanbauamt Eichstätt

Eine perspektivische Zeichnung des Museumsgebäudes. Quelle: Diözesanbauamt Eichstätt

Nach langer Wanderschaft seit 1901 fand das Domschatz- und Diözesanmuseum seit 1982 in seinen neuen Räumlichkeiten im Bereich des Domkreuzgangs eine hoffentlich endgültige Heimat. Für das Museum wurde der Gebäudekomplex 1976–1982 durch das Diözesanbauamt unter Leitung von Diözesanbaudirektor Karljosef Schattner aufwendig saniert, ausgebaut und ausgestaltet. Mit seinem stimmigen und respektvollen Dialog zwischen historischen und modernen Architekturelementen, einer bis ins Detail durchgestalteten Ausstattung und seinen hochwertigen Materialien vertritt das Museum mustergültig die weithin bekannte Architektursprache Schattners. Dabei reagiert die Gestaltung jeweils auf die räumlichen Gegebenheiten, so dass jeder Museumräum einen ganz eigenen Charakter und spezielle Atmosphäre entfalten. Das inzwischen denkmalgeschützte Diözesanmuseum erhielt mehrfache Auszeichnungen und gilt heute als ein Klassiker der modernen Architektur.

Der für das Museum gewählte Baukomplex bot sich nicht zuletzt aufgrund seiner räumlichen wie inhaltlichen Nähe zum Dom als sakralem Zentrum Eichstätts sowie seiner städtebaulich zentralen Lage an. Es handelt sich um mehrere Gebäudeteile, die zu einer Einheit verschmolzen sind. Den Südflügel bildet der ehemalige, im 18. Jahrhundert erbaute Zehentspeicher des Domkapitels. Im rechten Winkel dazu bis zum Dom verlaufend, schließt westlich das spätgotische Mortuarium an, über dem sich die barock ausgestatteten ehemaligen Amtsräume sowie der Versammlungssaal des Domkapitels im sogenannten Kapitelshaus befinden.

Vom Mortuarium aus öffnet sich der Museumeingang in Form eines imposanten spätgotischen Steingewändes mit zweiflügeliger neugotischer Holztür. Das anschließende, in sachlich zeitloser Sprache gestaltete Treppenhaus erschließt den Aufgang zu den Ausstellungsräumen im Obergeschoss und ist selbst schon Teil der Ausstellung, indem erste Exponate den Weg des Besuchers begleiten. Ja sogar die auf Stahlbetonträgern lagernde Treppe scheint zum eigenständigen Objekt zu werden, indem sie an drei Seiten in schwebende Distanz zum Mauerwerk tritt.

Im 3. Obergeschoss leitet eine aufgeschlagene Türe, deren rein dekorativer Verschlussmechanismus auf die Kostbarkeit der Museumsexponate verweisen soll, in den ersten Hauptraum des Museums im Dachgeschoss des Getreidespeichers. Er besticht insbesondere durch die Wirkung des in Stahl ausgeführten neuen Dachtragewerks, welches in Material und Architektursprache spannungsreich den historischen Dachstuhl unterfängt. Darüber hinaus ist der Raum geprägt durch die geschlämmten Bruchsteinwände, das Granitbodenpflaster, die als Raumteiler fungierenden Ausstellungswände sowie die Hoch- wie Tischvitrinen. Im insgesamt gedämpft beleuchteten Raum dominiert die punktuelle Ausleuchtung der einzelnen Objekte.

Die rückwärtigen Museumsräume über dem Mortuarium besitzen noch ihre schlichte barocke Ausstattung mit dem repräsentativen Kapitelsaal als Höhepunkt. Auf den insgesamt vornehmeren Charakter reagiert auch die Neuausstattung mit einem hochwertigen Juramarmorboden und filigraner Ausstellungsarchitektur. Dabei wird die originale axiale Aufeinanderfolge der Haupträume nicht nur durch die Bänder im Bodenbelag, sondern auch durch Beleuchtung und Platzierung der Kunstwerke betont und sogar inszeniert. Hier im rückwärtigen Teil befindet sich auch der Höhepunkt des Museums: die in geheimnisvollem Schwarz gehaltene und durch eine Tresortüre verschlossene Schatzkammer.

Der umfassende Gestaltungswille Schattners und seines Teams zeigt sich nicht nur in der hochwertigen und durchdachten Raumarchitektur, sondern auch in der ebenso stringenten wie variationsreichen Gestaltung der Ausstellungsarchitektur, wie etwa bei den eigens entworfenen Vitrinen, Objektträgern und Wandhalterungen. In den Räumen mit ihrer Einrichtung kontrastieren regionale Materialien und artifiziellen Produkte wie Stahl oder die damals entwickelte Gipsspachteltechnik des „Stucco Lustro“ – und verschmelzen letztendlich wieder zu einer großen gestalterischen Einheit. Und doch ist dieses architektonische Gesamtkunstwerk wiederum nur der Rahmen für die in ihm präsentierten Kunstwerke, die maßvoll ausgewählt und wirkungsvoll inszeniert wurden.

So sollen es zuletzt die Kunstwerke des Museums, aber auch dessen Ausstellungs- und Publikationstätigkeit sein, die Thema des letzten Beitrags der Serie im Oktober sein werden.

Dr. Claudia Grund

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