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26.08.2019

„Die Helfer nicht allein lassen“ – Die Arbeit der ökumenischen Polizeiseelsorge in Eichstätt

Die Polizeiseelsorger Christoph Maurer (links) und Günther Pflaum (rechts) sprechen ein Wechselgebet beim ökumenischen Blaulichtgottesdienst im Eichstätter Dom.

Die Polizeiseelsorger Christoph Maurer (links) und Günther Pflaum (rechts) sprechen ein Wechselgebet beim ökumenischen Blaulichtgottesdienst im Eichstätter Dom. pde-Foto: Maike Eikelmann

Eichstätt. (pde) – Schwere Unfalleinsätze mit vielen Toten, Gewalt und Aggressionen von Betrunkenen, aber auch Anfeindungen und Hass: Diesen belastenden Situationen sind Polizeibeamtinnen und -beamte tagtäglich ausgesetzt. Eine wesentliche Unterstützung bei der Bewältigung solcher Erfahrungen bekommen sie von der ökumenischen Polizeiseelsorge. In Eichstätt sind der katholische Polizeiseelsorger Christoph Maurer und die evangelischen Polizeiseelsorger Günther Pflaum und Björn Simnacher für die Beamtinnen und Beamten da.

Die ökumenische Polizeiseelsorge in Bayern ist ein Dienst der evangelischen Landeskirche und den sieben bayerischen Diözesen, vertreten durch die Freisinger Bischofskonferenz. Die Polizeiseelsorger unterstützen die etwa 40.000 Bediensteten der bayerischen Polizei. Ihre Arbeit gliedert sich in drei Hauptaufgaben: Der Unterricht in Berufsethik für die Auszubildenden, die Funktion als Begleiter nach belastenden Einsätzen und die Organisation und Leitung von liturgischen Feiern, wie zum Beispiel einem Vereidigungsgottesdienst.

„Ich finde es unheimlich wichtig, dass Polizeibeamtinnen und -beamte nicht nur auf das Gesetz schauen, sondern auch den Menschen, mit dem sie zu tun haben, in den Blick nehmen“, sagt Polizeiseelsorger Christoph Maurer. Deshalb legt er viel Wert darauf, den Auszubildenden im Unterricht dabei zu helfen, ein Urteil zu fällen, welches die moralische Komponente mit einbezieht. Gerade im Bereich der Ordnungswidrigkeiten kommt es des Öfteren zu einer Situation, bei der der Polizist in der Lage wäre, auch mal ein Auge zuzudrücken. „Es ist oft so, dass man in einem Dilemma steckt. Egal, wie ich mich entscheide, es ist nie zu 100 Prozent richtig oder zu 100 Prozent falsch.“ Die Auszubildenden lernen, zwischen den Vorgaben des Gesetzes und dem Blick auf den Menschen abzuwägen. Ihnen wird im Unterricht aber auch klar gemacht, dass sie im Zweifel für ihre Entscheidung einstehen müssen, vor dem Gesetz, aber auch vor dem eigenen Gewissen. Auch das Thema Tod wird über die komplette Ausbildungszeit von zweieinhalb Jahren im berufsethischen Unterricht behandelt. Dabei geht es darum, für das Thema zu sensibilisieren und den passenden Umgang mit Toten und deren Angehörigen zu lernen. Der Lehrplan des berufsethischen Unterrichts ist vielschichtig, unter anderem stehen auch Suizidprävention oder Werte und Normen darauf.  

Früher war Christoph Maurer selbst Polizist. Das ist unter Seelsorgern überaus selten und in Bayern ist er wahrscheinlich der einzige mit diesem Werdegang. Belastende Einsätze und der Beginn des Studiums in Religionspädagogik haben ihn schließlich dazu bewogen, die beiden beruflichen Wege zu vereinen. Seit 2018 ist er in der Diözese Eichstätt als katholischer Polizeiseelsorger tätig. Dass er aus eigenen Erfahrungen weiß, was auf Polizistinnen und Polizisten jeden Tag zukommt, hilft ihm bei der Lehre besonders: „Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es den jungen Beamtinnen und Beamten geht, welchen Druck sie auch manchmal haben und natürlich kann ich beim Berufsethikunterricht meine eigenen Erfahrungen einbringen, die ich bei der Polizei gemacht habe. Da hören die Polizeibeamtinnen und -beamte natürlich auch immer sehr genau zu, wenn das kein theoretischer Fall ist, sondern ein Fall der auch wirklich passiert ist.“

Tagtäglich unterstützt er zusammen mit seinen evangelischen Kollegen die Polizistinnen und Polizisten. Dazu bietet sein Team auch die Möglichkeit von Einzelgesprächen an. Besonders nach belastenden Einsätzen nutzen die jungen Auszubildenden diese Treffen, um ihr Erlebtes zu verarbeiten. „Es wird immer wieder Situationen geben, in denen sie ein emotionales Schutzschild nicht mehr hochnehmen können, weil etwas Dramatisches passiert ist. Ich finde es unheimlich wichtig, dass sie da nicht allein gelassen werden“, sagt Christoph Maurer. 

Zu den liturgischen Feiern, die die ökumenische Polizeiseelsorge anleitet, gehören unter anderem Adventsimpulse, Ostergottesdienste oder auch der Abschlussgottesdienst am Ende der Ausbildung. Ein besonderes Angebot war in diesem Jahr der ökumenische Blaulichtgottesdienst in der Willibaldswoche in Eichstätt, zu dem über 500 haupt- oder ehrenamtliche Einsatzkräfte gekommen waren, die bei der Feuerwehr, den Rettungsdiensten, den technischen Hilfsdiensten, der Polizei, der Krisenintervention und der Notfallseelsorge tätig sind. Für die Polizistinnen und Polizisten ermöglichen solche Gottesdienste einen Moment des Durchatmens im Berufsalltag, aber auch Dank und Zuspruch für ihre Arbeit. Auch das gehört zu den Aufgaben von Christoph Maurer und seinem ökumenischen Team.

Die Arbeit des katholischen Polizeiseelsorgers Christoph Maurer wird auch in der nächsten Ausgabe von kreuzplus, dem Fernsehmagazin für das Bistum Eichstätt, vorgestellt. Die Sendung wird am Freitag, 30. August, um 18.30 Uhr, auf dem Regionalsender TV Ingolstadt ausgestrahlt und kann unter www.kreuzplus.de in der Mediathek nachgeschaut werden.

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