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21.12.2023

„Von schlechten Gedanken ablenken“: Caritasprojekt für ukrainische Geflüchtete

Foto: Lesia Klymko

Vor allem Sportangebote haben ukrainischen Geflüchteten mit psychischen Belastungen in einem von der Caritas organisierten Projekt geholfen. Diese werden auch nach Projektende weitergeführt. Foto: Lesia Klymko

Eichstätt - „Es hat uns gutgetan.“ „Der Tag hat uns viel Freude gebracht.“ „Vielen Dank für die Einladung, sonst kann ich nirgendwo hingehen.“ „Es war schön, wir konnten uns von schlechten Gedanken ablenken“. So haben sich Ukrainerinnen und Ukrainer in Eichstätt und Umgebung geäußert, die an einem Projekt für Geflüchtete aus diesem Land, die stark psychisch belastet sind, teilgenommen haben. Dieses Projekt ist von August 2022 bis Dezember dieses Jahres von der Caritas-Kreisstelle Eichstätt durchgeführt worden. Finanziert wurde es über Fördergelder aus der Initiative „caritas4u“ des Deutschen Caritasverbandes.

Von Selbsthilfetreffen bis zu Ausflügen

In den letzten eineinhalb Jahren haben sich zahlreiche Betroffene aus der Ukraine an vielen Aktivitäten beteiligt, welche vor allem Melanie John-Roscher, Sozialpädagogin im Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas-Kreisstelle, und die ebenfalls bei der Caritas angestellte ukrainische Psychologin Lesia Klymko organisiert und durchgeführt haben. Zu diesen gehörten unter anderen Gruppenpsychotherapie, Selbsthilfetreffen, Kreativangebote für Kinder, Singen ukrainischer Lieder, Kerzen selbst machen für ukrainische Soldaten, ein Programm bei Schlafstörungen, Plätzchen backen, gemeinsames Frühstück, Malen mit Kaffee, Kinobesuche sowie zahlreiche Aus-flüge, zum Beispiel zum Eislaufen in der Saturnarena Ingolstadt, in die Altmühltherme Treuchtlingen, zu bayerischen Schlössern oder zur Augsburger Puppenkiste.

„Besonders erfolgreich und beliebt waren neben Ausflügen ein Frühstück für Senioren und Sportangebote: für Gymnastik und Fitness mit der ukrainischen Trainerin Anna Pavlova sowie für Ballspiele in der Eichstätter DJK-Halle. Dadurch konnten die Beteiligten Stress und Belastungen reduzieren“, informiert Projektleiterin Melanie John-Roscher. Viele haben laut Lesia Klymko psychische Belastungen gehabt: „vor allem Depressionen, Schlafstörungen, Zukunftsängste, Sorgen um Angehörige in der Ukraine, Isolation, Einsamkeit und innere Unruhe.“

Kontakt gefunden zu den Betroffenen hatten die beiden Caritas-Mitarbeiterinnen vor allem per Handy über eine Telegram-Gruppe mit rund 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, über zufällige Begegnungen auf der Straße sowie über die Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas-Kreisstelle. „Geholfen haben den Betroffenen bei uns vor allem der Austausch untereinander, die Kontakte unter Gleichgesinnten, dass sie Ansprechpartnerinnen fanden, therapeutische Gespräche und die Abwechslung im Alltag durch unsere Angebote“, so Lesia Klymko. Der Umgang mit den Geflüchteten sei nicht immer einfach gewesen: zum einen wegen der Sprachbarriere, zum anderen wegen Schwierigkeiten, über die psychische Situation zu sprechen. Doch die beiden Organisatorinnen ziehen nach den eineinhalb Jahren eine positive Bilanz: „Wir haben viele lachende Gesichter gesehen, es sind zahlreiche positive Kontakte innerhalb der Community entstanden sowie ein gutes Klima untereinander, und es waren Ablenkung und Öffnung hauptsächlich bei Freizeitangeboten spürbar“, so Melanie-John Roscher.

Integration durch Sport

Und es sind nach Auskunft der Projektleiterin Ehrenamtliche gewonnen worden, sodass Angebote auch nach dem offiziellen Ende des vom Deutschen Caritasverband geförderten Projektes fortgesetzt werden können. So werde das Sportangebot weiter bestehen mit der Finanzierung durch das Programm „Integration durch Sport – Sport schafft Heimat“ des Bayerischen Landessportverbandes. „Sehr erfreulich ist auch: Nach Gesprächen mit der DJK Eichstätt wird diese bestehende Gruppe in den Verein aufgenommen. Auch deutsche Interessierte dürfen daran teil-nehmen“, ergänzt Melanie John-Roscher. Und auch eine Selbsthilfegruppe unter Leitung der ukrainischen Psychologin Nadiia Marchenko werde weitergeführt. „Sie darf dafür weiterhin unsere Räumlichkeiten der Caritas nutzen.“