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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Sich einlassen auf die Führung Gottes

Sechster Sonntag der Osterzeit, 25. Mai 2014

Zu Beginn der Bitttage hören wir von Jesus im Evangelium Worte des Trostes und der Ermutigung, um so weiter im Glaubensleben wachsen zu können. Wie seinen Jüngern damals gibt er uns dazu zwei Dinge mit auf den Weg: das Wort, seine Gebote zu halten und die Zusage der Sendung des Heiligen Geistes.

Jesus macht deutlich, dass das Halten seiner Gebote ein Zeichen der Liebe ist. Damit weist er darauf hin, dass es ihm bei der Nachfolge nicht um einen sogenannten „Buchstabengehorsam“ geht, der sich an Formulierungen festmacht und oberflächlich bleibt. Bei einem solchen Glauben ist die Gefahr groß, eigene Wünsche und Vorstellungen auf den anderen zu projizieren und die Liebe davon abhängig zu machen, ob sich der/die andere dem eigenen Willen unterordnet. Ein solches Verhalten hat jedoch mit der Liebe, von der Jesus in Zusammenhang mit den Geboten spricht, nichts gemeinsam. Bei dieser Liebe geht es nicht um die Erfüllung von persönlichen Erwartungen und Forderungen; da geht es um die Bereitschaft, sich im Tun und Denken von der Lebenskraft der Gebote leiten zu lassen – ganz praktisch.

„Aber woher soll ich denn wissen, was das Richtige ist? Eigentlich bin ich mir doch sicher, dass meine private Auslegung stimmig ist!“ – so haben vielleicht schon die Jünger um Jesus gedacht. Dessen Antwort darauf ist die Verheißung des Heiligen Geistes, der bis an das Ende der Zeiten Ratgeber und Begleiter sein wird. Worin aber zeigt sich das Wirken des Heiligen Geistes?

Das Wirken des Geistes Gottes, den Christen in Taufe und Firmung empfangen haben, zeigt sich an erster Stelle daran, dass er den Menschen die Wahrheit erkennen lässt. Es macht verständlich, was Jesus meint, wenn er sagt, dass er beiuns ist und wir bei ihm sind. Ganz egal ob alt oder jung, gesund oder krank, laut oder leise: jeder und jede hat einen Platz im Herzen Jesu und wird von ihm geliebt. Diese Grundwahrheit schenkt Mut und Freude. Sie lässt bestehende Ängste in den Hintergrund treten, denn, wie einmal Teresa von Avila gesagt hat: Gott und ich – wir sind immer die Mehrheit.

Wer im Geist Gottes die Gebote lebt, kann gelassener durchs Leben gehen. Sich vom Geist Gottes leiten lassen bedeutet jedoch nicht, dass alle Schwierigkeiten und Herausforderungen aus dem Weg geräumt werden. Aber diese dunklen Seiten werden durchleb- und durchleidbar in dem Vertrauen, dass Jesus auch auf diesen Wegen mitgeht, zur Seite steht. Und was bringt dieser Beistand, von dem Jesus spricht, noch? Wer sich von ihm leiten lässt, lernt die Welt mit anderen Augen zu sehen. Er/sie entdeckt die Schönheiten der Natur und ist bereit, allem und allen in Respekt und Achtung zu begegnen. So wird Frieden möglich.
Wenn sich in diesen Tagen Menschen auf den Weg machen um Gottes Beistand bitten und die Sorgen unserer Zeit vor ihn hintragen, dann können sie dies in der Gewissheit tun, dass ihre Bitten nicht ungehört bleiben. Ob dies im Gegenzug auch für die Antwort gilt, die ihnen geschenkt wird und die in die konkrete Tat umgesetzt werden will – das hängt von jeder und jedem einzelnen ab.

Barbara Bagorski,Kirchenzeitung vom 25. Mai 2014

Lesungen zum sechsten Sonntag der Osterzeit am 25. Mai 2014