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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Mit leichtem Gepäck unterwegs 

21. Sonntag im Jahreskreis, 25. August 2013

Reisezeit – Menschen sind unterwegs aus allen Himmelsrichtungen, in alle Himmelsrichtungen. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Da wird an ihn die Frage herangetragen: Werden wir alle gerettet?

Das Wort Jesu von der kleinen Pforte hört sich im ersten Augenblick eher nach einer Drohbotschaft denn nach einer Frohbotschaft an. Was will er damit sagen und wen konkret dabei ansprechen?

Ein erster Hinweis zum Verständnis dieser Worte kann mir unterwegs. Mitten in der Ferienzeit waren viele Menschen auf dem Weg, sehr oft beladen mit riesigen Koffern aller Art. Was haben die bloß alles eingepackt, dachte ich im Stillen. Sich auf den Weg machen und sich bemühen – geht es dabei darum, sich mit viel Gepäck auszurüsten, mit Koffern und Taschen, in denen ordentlich sortiert und verpackt die Dinge sind, die nach dem Verständnis der Einpackenden den Eintritt in den Himmel garantieren sollen: das Taufzeugnis, die Firmbescheinigung, der Nachweis über die regelmäßige Teilnahme an der Feier der Eucharistie, ein Zeugnis über ehrenamtliches Engagement, ordentliche Lebensführung? Nein – so hören wir aus dem Mund Jesu: das ist das falsche Gepäck zum Mitnehmen. Leistungsnachweise sind nicht gefragt, denn den Himmel kann sich keiner und keine verdienen. Aber wie kann ich dann darauf hoffen, durch die enge Pforte eintreten zu können? Diese Frage führt zurück zu der Forderung Jesu, sich mit allen Kräften zu bemühen. Damit macht er deutlich, dass der Weg – jeder Lebensweg – wie immer er sein mag, gangbar ist. Er verschweigt auch nicht, dass es ein hohes Maß an Entschiedenheit verlangt, bis und durch die kleine Tür zu kommen. Die Voraussetzung ist das Ja zu einer Nachfolge, die ganz und gar im Herzen verwurzelt ist. Nicht Gewinn- und Verlustrechnung bestimmen die Entscheidungen, sondern ein Herz, das sich ganz am Willen Gottes orientiert. Eine solche Grundhaltung beginnt mit Fragen, zum Beispiel: Wo findet mein Leben statt? Ziehe ich die Bequemlichkeit, den gesicherten und abgeschlossenen Raum für mich vor? Oder bin ich offen für die Begegnung mit Gott, die immer und überall geschehen kann? Christusbegegnung und Christusnachfolge sind untrennbar miteinander verbunden. Sie zeigen sich besonders darin, die kleinen Dinge mit Liebe zu tun, auch und gerade dann, wenn es besonders schwer fällt. Durch die Tür, von der Jesus spricht, kann man nur mitnehmen, was man liebevoll im Herzen trägt. Alles, was äußerlich ist, im Innern des Menschen keine Wirkung zeigt, bloße Lippenbekenntnisse oder Arroganz verschließen die Tür.

Woher weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin? Ein klarer Wegweiser wird erkennbar, wenn man sich die Zeit nimmt, eine Bitte des ‘Vater unsers’ genauer zu betrachten. Da heißt es: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf  Erden“. Damit dies nicht leere Worte sind, gilt: Wissen über den Willen Gottes ohne ein entsprechendes praktisches Tun des Willens Gottes ist nicht gemeint. Was zählt ist ein Handeln im Hier und Jetzt, das frei ist von jeder Form der Berechnung, ein Tun, das aus einer Haltung heraus erwächst, die alle Hoffnung auf Gott setzt und darauf vertraut, dass die Bewertungsmaßstäbe Gottes nicht die der Menschen sind, dass er menschliche Beurteilungen auf den Kopf stellt.

„Bemüht euch.“ Diese Aufforderung Jesu zeigt, worum es geht: Seinem Vorbild immer mehr zu entsprechen. Dieser Weg führt zum Ziel. Wer ihn geht, verzichtet auf jede Form der Selbstgerechtigkeit in dem Wissen, dass das Urteilen allein bei Gott liegt, der in die Herzen der Menschen sieht. So verstanden ist der Text alles andere als eine Drohbotschaft – er ist Frohe Botschaft.

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 25. August 2013 

Lesungen zum 21. Sonntag im Jahreskreis am 25. August 2013