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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Ein Geschenk kann man sich nicht verdienen

Und was habe ich davon? Was soll mir das bringen? Fragen, die überall und über die Generationen hinweg klar und deutlich gestellt werden und mehr als nur das eine oder andere Kopfschütteln auslösen. So fragt man doch nicht! Das alles tut man für Gottes Lohn! Fragt man wirklich nicht so? Und welcher Lohn ist bitte damit gemeint?

Mit Erstaunen kann man feststellen, dass sich alle, die diese Fragen stellen, in allerbester Gesellschaft befinden. Petrus, der erste der Apostel, richtet sie ohne Zögern und ohne rot zu werden an Jesus. Was haben wir, die wir alles verlassen haben und dir gefolgt sind, davon?
Wer jetzt einen gestrengen und strafenden Blick Jesu erwartet, wird enttäuscht. Es gibt ihn nicht. Petrus und Jesus waren Kinder ihrer Zeit und da hatte eine solche Frage nichts, aber auch ganz und gar nichts Ehrenrühriges an sich. Schließlich war allen Beteiligten klar, dass es hier um einen Gnadenlohn und nicht um irgendeine Form von materieller Entlohnung ging. So wird auch die Antwort Jesus, die eine Verheißung ist, verständlich.

Und was habe ich nun davon? Zuerst einmal die Ermutigung, eine solche und ähnliche Fragen überhaupt zu stellen. In ihnen kommt der Glaube zur Sprache, besser noch: das ständige Ringen um den Glauben. Das Suchen nach einer tragfähigen und zufriedenstellenden Antwort lässt den und die einzelnen erkennen, wo sie sich auf den Weg Jesu einlassen, wo sie im Kleinkarierten stecken bleiben und was ihnen auf diesem Weg an Neuem geschenkt wird.

Dieses Suchen lässt den Menschen innehalten. Es macht ihm die besonderen Momente in seinem Leben bewusst: Momente, in denen der Himmel in den Alltag hinein leuchtet, hinein blitzt. Das kann ein Augenblick des die Zeit-Vergessens sein, ein von der Schönheit der Natur Verzaubertsein, ein Moment der Gemeinschaft, des Spiels, des Glücks, der Ruhe, der Gelassenheit. Das Innehalten lenkt die Gedanken zurück zu Situationen, bei denen die Gedanken, die geschenkten Fähigkeiten einfach eingebracht wurden – ohne damit irgendeinen Zweck oder irgendeine Forderung zu verbinden. Die Dinge durften ohne Hintergedanken geschehen – zur eigenen Freude und zur Freude der anderen. Wer so einen „Ewigkeitsblitz“ erlebt hat, wünscht, dass er ewig dauert.

Und nun kann man die Antwort Jesu noch ein bisschen besser verstehen, wenn er sagt: Das bringt es! Einmal werden es nicht nur solche kurz durchlebten Augenblicke sein, sondern gelebte unendliche Wirklichkeit. Dieses bleibende Erleben der Nähe Gottes sagt Jesus nicht nur dem Petrus, sondern allen, die sich mit ihm auf den Weg machen, zu. Was im Hier und Jetzt ansatzweise beginnt und für kurze Augenblicke erfahren werden kann, wird dann zu einer dauerhaften Realität.

Um aber schon heute dieses Glück verspüren zu können, das dieses Geschenk der Gnade enthält, muss jede und jeder – wie schon die Apostel – bereit werden, auf alles Verrechnen, Einfordern, Einklagen, Verlangen etc. zu verzichten. Denn: Ein Geschenk kann man sich nicht verdienen. Es wird aus freien Stücken geschenkt!

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 6. Juli 2014

Lesungen zum 14. Sonntag im Jahreskreis am 6. Juli 2014