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Logistische Meisterleistung nötig

Ein Pfarrgemeinderat beschäftigt sich mit der Pfarrgemeinderatswahl 2014 / Ein Protokoll

Es ist Donnerstagabend kurz nach 19 Uhr. Nach und nach treffen die Mitglieder des Pfarrgemeinderates der Pfarrei Sankt Johannes zur ersten Pfarrgemeinderatssitzung nach der fast dreimonatigen Sommerpause in der Kolpingstube des Johanneszentrums in Neumarkt ein. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Doris Kapfelsberger stellt sich der neue Pfarrvikar Joseph Dantas vor.

Der 1968 geborene Geistliche ist Priester der Eichstätter Partnerdiözese Poona, Indien, und wurde durch Bischof Valerian D’Souza 1997 zum Priester geweiht. Nach seiner Weihe wirkte er zunächst in seinem Heimatbistum. Dann wurde er von seinem Bischof gefragt, ob er nach Deutschland in die Diözese Eichstätt gehen wolle. Vier Jahre lang war er Kaplan für die Pfarreien Walting, Gungolding und Schambach, bevor er nach Neumarkt kam. Seine kurze Vorstellung beendet der indische Geistliche mit den Worten „Ich freue mich auf Neumarkt und die Neumarkter!“.

An die Vorstellung schließt sich das Geistliche Wort an, dessen Text von einem Mitglied des Pfarrgemeinderates vorgelesen wird. Dann folgt der Tagesordnungspunkt „Was hat mich gefreut, was hat mich gestört?“, zu dem sich ein Gemeinderat meldet, der die unterschiedliche Qualität und Lautstärke der Lautsprecheranlage der Pfarrkirche moniert. Ihm kann schnelle Abhilfe versprochen werden, da in der nächsten Woche in der Johanneskirche eine Inspektion durch eine Fachfirma vorgesehen ist.

Bevor die Versammlung zum heutigen Haupttagesordnungspunkt kommt, der Pfarrgemeinderatswahl 2014, gratuliert die Vorsitzende allen Mitgliedern, die in den vergangenen Monaten Geburtstag hatten. Christian Schrödl gratuliert dann im Namen aller Mitglieder der Vorsitzenden, die kürzlich einen runden Geburtstag feiern konnte und überreicht ihr einen Blumenstrauß. Anschließend informiert der Dekanatsreferent für die Dekanate Neumarkt und Habsberg, über den Werkstattabend zur Pfarrgemeinderatswahl, der eine Woche zuvor im Johanneszentrum stattgefunden hat.

Erstmals nur Briefwahl

Am 16. Februar 2014 werden in allen katholischen Pfarreien Bayerns die Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Die Wahl erfolgt erstmalig grundsätzlich als Briefwahl. Die Vorbereitungen zur Wahl der etwa 2.300 Frauen und Männer, die im Bistum Eichstätt den Pfarrgemeinderäten angehören, hätten mittlerweile begonnen. Wahlberechtigt seien alle Mitglieder der Pfarrgemeinde, die am Wahltag das 14. Lebensjahr vollendet haben. Wählbar sei jeder Katholik, der am Wahltag mindestens 16 Jahre alt ist, ordnungsgemäß zur Wahl vorgeschlagen wurde und seiner Kandidatur schriftlich zugestimmt hat. Die Kandidatinnen und Kandidaten müssen jedoch nicht unbedingt in der Pfarrei wohnen. So trage die Wahlordnung der Tatsache Rechnung, dass sich Katholiken aufgrund der heutigen Mobilität nicht selten in einer anderen Pfarrei engagieren, als der, in der sie wohnen.

Die Zahl der Pfarrgemeinderatsmitglieder hänge unmittelbar von der Anzahl der im Pfarrgebiet wohnenden Katholiken ab. Bei Gemeinden mit weniger als 1.000 Katholiken gebe es neun Pfarrgemeinderatsmitglieder, bis 3.000 seien es 15, bis 6.000 gebe es 19 Sitze und darüber hinaus 23. Mindestens die Hälfte davon seien durch die Wahl zu vergeben. Darüber hinaus könne der Pfarrgemeinderat Berufungen aussprechen.

Die Kandidatensuche

Da die Pfarrei St. Johannes über 9.600 Katholiken habe, so Schrödl weiter, müssten zwölf Pfarrgemeinderäte gewählt werden, das heißt, man brauche mindestens 16 Kandidaten. Der Dekantasreferent regt an, dass die Versammlung schon heute beschließen möge, wie viele Mitglieder der künftige Pfarrgemeinderat haben soll. Außerdem sei zu überlegen, „wie wir als Pfarrei die für die Wahl notwendige logistische Meisterleistung hinbekommen“, denn im Vorfeld erhalten alle Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen zugestellt, die sie bis zum Wahltag um 18 Uhr im Pfarrbüro oder in eigens veröffentlichten Annahmestellen einwerfen oder abgeben können.

Nachdem Schrödl die wichtigsten Termine für die Wahl (siehe Kasten links) bekanntgegeben hat, stellt er einige Werbemittel wie Plakate, Flyer und Bierdeckel vor, indem er sie herumgehen lässt.

Schnell ist sich die Versammlung einig, dass wegen des großen Aufwands diesmal ein erweiterter Wahlausschuss nötig sei. Bei dem Werkstattabend habe dankenswerterweise der Wahlausschussvorsitzende der letzten Pfarrgemeinderatswahl, so informiert Schrödl, seine Bereitschaft kundgetan, auch dieses Mal im Wahlausschuss mitzuwirken.

Die Idee, die Werbe-Bierdeckel an die Gottesdienstbesucher in der Pfarr- und in den Filialkirchen zu verteilen, verwerfen die Ratsmitglieder wieder, da dazu eine große Anzahl benötigt werde. Das gehe zu sehr ins Geld, auch wenn jeder Bierdeckel nur 15 Cent koste.

Kosten spielen bei der anschließenden Diskussion die tragende Rolle. Für die Zustellung der Briefwahlunterlagen erinnert die Vorsitzende an die Erfahrungen bei der letzten Wahl, als die Unterlagen durch den Weihnachts-Besuchsdienst in der Pfarrei ausgetragen wurden. „Vielleicht kann man ja auch den einen oder anderen Pfarrbrief-Austräger dafür gewinnen?“, regt Kapfelsberger an. Die Pfarrei sei in der glücklichen Lage, dass sie 372 ehrenamtliche Helfer habe.

Eigene Sitzung

Angeregt sprechen die Mitglieder über die Möglichkeiten für die anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen zu werben und Kandidaten dafür zu finden. Dabei kommen vor allem die jungen Pfarreiangehörigen in den Blick und es wird vorgeschlagen, zur nächsten Sitzung einige Vertreter der Jugend und der Ministranten einzuladen und sie ganz direkt auf mögliche Kandidaten anzusprechen.

Auch die Werbung im Pfarrbrief und in den lokalen Medien wird besprochen. Ein Werbebrief und ein Werbungsartikel sollen verfasst werden, der an die Redaktionen geschickt werden soll. Dabei dürfe man nicht die kostenlosen Verteilzeitungen vergessen, die doch die größte Reichweite hätten. Über den Sinn einer Veröffentlichung auf der Homepage der Pfarrei und über die Werbung in den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen der Mitglieder sehr auseinander.

Da noch einige Tagesordnungspunkte auf dem Programm stehen, wirbt die Vorsitzende für eine eigens anberaumte Pfarrgemeinderatssitzung vor dem 24. November, die sich nur mit dem Thema Wahlen und ihre Vorbereitung befassen solle. Jedes Mitglied möge sich bis dahin drei Kandidaten überlegen und dort sollen dann auch die vom Dekanatsreferenten angeregten Beschlüsse in Sachen Anzahl der Mitglieder und Bildung des Wahlausschusses gefasst werden. Als Termin dafür wird der 21. November gefunden.

Zum Abschluss des Tagesordnungspunktes teilen die Vorsitzende und Stadtpfarrer Domkapitular Norbert Winner mit, dass das Einkehrwochenende zum Abschluss der Amtsperiode des noch amtierenden Pfarrgemeinderats am 24./25. Januar im Collegium Orientale in Eichstätt stattfinden wird.

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 45 vom 10. November 2013