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Immer vertrauter mit dem Glauben

13 Erwachsene, die sich taufen lassen möchten, kamen zur Feier der Zulassung in Eichstätt

Ihr Baby in der Osternacht taufen zu lassen, diesen Entschluss fassen nur wenige junge Eltern und wählen stattdessen lieber einen ruhigeren Termin an einem Sonntagnachmittag. Pfarrer Karl Grünwald aus Heilsbronn etwa hat in 37 Priesterjahren nur einmal in der Osternacht das Taufsakrament gespendet. Umso mehr freut er sich, dass es heuer in seiner Pfarrei wieder einmal so weit ist. Der Täufling ist jedoch kein kleines Kind, sondern ein junger Erwachsener, der in die katholische Kirche aufgenommen werden möchte und den Grünwald während der Vorbereitungszeit, dem Katechumenat, begleitet hat. Auch bei einem wichtigen Termin am vergangenen Sonntag war er an der Seite des Katechumenen: Bei der offiziellen Zulassung zu den Sakramenten Taufe, Firmung und Eucharistie. 13 Frauen und Männer aus dem ganzen Bistum Eichstätt erklärten dabei vor Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB ihre Bereitschaft, als Glieder der Kirche aus dem christlichen Glauben zu leben.

Bei dem Vespergottesdienst in der Heilig Kreuz-Kirche in Eichstätt, an dem auch Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Alfred Rottler und Pater Hubert Dybala vom Orden der Passionisten teilnahmen, erzählte der Bischof von einer jungen syrischen Flüchtlingsfamilie, die in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden die gefährliche Reise übers Mittelmeer gewagt hatte. Viel hänge davon ab, ins richtige Boot zu steigen, zog der Bischof Parallelen zur Entscheidung der Katechumenen für das Schifflein Kirche. Auch in unruhiger See berge es die Verheißung: Gott ist da. 

Einer der Taufbewerber gab bei der Zulassungsfeier Zeugnis von seinem Weg. Der Familienvater, aufgewachsen in der früheren DDR, wurde während der Erstkommunion-vorbereitung seines Sohnes hellhörig für Glaubensfragen. Der Bub ist mittlerweile Ministrant geworden und schlüpfte auch bei der Zulassungsfeier seines Vaters ins Mini-Gewand.

Viele, viele Fragen

„Das Kind hat den Vater mitgezogen“, erzählt Klaus Meyer. Der Pfarrer der Ingolstädter Gemeinde Herz Jesu hatte bald bemerkt, dass da ein innerer Prozess in Gang war, „aber ich wollte ihn nicht gleich überfahren“. Erst als sich eine weitere Taufbewerberin meldete, „da hab’ ich ihn auch gefragt“. Seit Herbst trifft sich der Pfarrer nun alle drei bis vier Wochen mit den beiden, die „begeistert dabei“ seien. Neben der Vermittlung von religiösem Wissen ist für Meyer auch wichtig, „dass sie in den Gottesdienst kommen, Leute kennenlernen, reinwachsen in die Gemeinde“. Im vergangenen Jahr hat der Seelsorger schon einmal eine Frau zur Taufe begleitet und mit ihr ein aktives Pfarreimitglied gewonnen. „Sie kommt auch immer noch zum Gespräch, hat viele Fragen.“

Der Pfarrer ist aber nicht die einzige Bezugsperson der Katechumenen. Jeder von ihnen braucht einen Begleiter durch die Vorbereitungszeit. Das müssen nicht die künftigen Taufpaten sein, die manchmal weit weg wohnen, sondern Leute, die in der Pfarrei verwurzelt sind. Dass gestandene Katholiken hinterher oft feststellen: „Ich habe selbst etwas dazugelernt“, weiß Pastoralreferent Georg Brigl vom diözesanen Referat Gemeindekatechese. Dort können sich Katechumenatsbegleiter Rat und Materialien holen. Außerdem lädt sie das Referat jedes Jahr zum Nachtreffen ein. Termin ist heuer am 8. Mai in Hirschberg. Ein weiteres Nachtreffen gibt es für die Neuchristen. Es ist für den 17. Mai in Plankstetten geplant.

Ganze Gruppe mit dabei

Pastoralassistent Hubert Solfrank aus der Ingolstädter Pfarrei St. Anton hat erstmals als Hauptamtlicher die Begleitung von Katechumenen übernommen. Die Aufgabe war ihm vom Pfarrer übertragen worden, weil er auch Ansprechpartner für eine Gruppe junger Erwachsener ist, die sich seit knapp zwei Jahren regelmäßig in St. Anton trifft. Gemeinsam werden thematische Gottesdienste gestaltet, zum Beispiel in der Nacht zum Karfreitag oder zum Jahreswechsel, Fastenessen organisiert oder auch Wanderwochenenden geplant. Bis zu 20 Leute zwischen 25 und 35 Jahren treffen sich regelmäßig. Über einen Bekannten fand auch ein nicht getaufter junger Mann Anschluss. Als er sich dann für den Katechumenatsweg entschied, da klinkten sich gleich acht Leute aus der Gruppe als Begleiter mit ein. Außerdem stieß noch eine junge Frau aus einer anderen Ingolstädter Pfarrei hinzu, die sich ebenfalls die Eingliederung in die katholische Kirche wünschte. So traf sich die Gruppe fortan einmal im Monat. Auch ein gemeinsames Wochenende im Kloster Scheyern stand auf dem Programm. „Mir selber hat die Zeit viel gegeben“, berichtet Solfrank. „Die Idee war ja nicht, dass ich als Hauptamtlicher sage, wie Glauben aussieht“, sondern dass sich aus den gesammelten persönlichen Erfahrungen ein Gespräch entwickle. Inzwischen „peilen wir die Taufe Anfang Mai an“, erzählt der Pastoralassistent.

Auch Pfarrer Grünwald merkt, wie sein Katechumene jetzt immer mehr hineinwächst in die Gemeinde. „Er schaut sich das alles mit großem Interesse an“, erzählt Grünwald über den 28-jährigen Erzieher, der eine große Einrichtung leitet. Für seine Eltern war die Taufe in seiner damaligen Heimatstadt Leipzig kein Thema gewesen. Aber als der junge Mann dann in Bayern seine katholische Freundin kennenlernte, änderte sich das. Pfarrer Grünwald hat versucht, „ihn überall reinschauen zu lassen“. Er erschloss dem Taufbewerber nicht nur die Feier der Eucharistie, die zehn Gebote oder die Sakramente, sondern er nahm ihn auch mit in kirchliche Einrichtungen oder wies ihn auf kunstgeschichtliche Details in der Pfarrkirche hin. Und wenn die Medien kritisch über die Kirche berichteten, blieb dies nicht ausgespart. „Ich hab’ ihn ermuntert, zu fragen“, erzählt Grünwald.

Nach der Feier der Zulassung waren die Katechumenen und ihre Begleiter zu einem gemeinsamen Essen im Priesterseminar eingeladen. Bischof Gregor Maria ging von Tisch zu Tisch und die Taufbewerber saßen noch lange zusammen.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 9 vom 1. März 2015