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Eine alte Form der Volksfrömmigkeit wiederbelebt

Die Sankt Leonhard-Bruderschaft in Irlahüll erhielt eine neue Satzung und neue Prinzipien

Die Geschichte der Sankt Leonhard-Bruderschaft in Irlahüll geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. 1689 wurde in Irlahüll, das damals noch Filiale der Pfarrei Irfersdorf war, eine Hirtenbruderschaft ins Leben gerufen, deren Zweck „das Gebet ist, welches die Mitglieder um einen gottseligen Tod und für die aus der Bruderschaft Abgestorbenen zu entrichten haben“, wie im Pfarrarchiv Irlahüll nachzulesen ist. Patrone dieses frommen  Gebetsbundes waren die Muttergottes und der heilige Leonhard.

Gebetsgemeinschaft

Das erste Bruderschaftsbuch aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert befindet sich im Eichstätter Diözesanarchiv. Darin ist vermerkt, dass Irlahüll immer noch Filiale von Irfersdorf ist. Dass aber 1752 die Wassermüllerin Katharina Sinabeck aus Grösdorf ein Kuratbenefizium für Irlahüll gestiftet hat, dessen erster Inhaber Georg Christoph Claus war. Nach der Nennung des Irfersdorfer Pfarrers Nikolaus Baumeister werden in dem Buch die Hirten aufgeführt, die Mitglieder der Bruderschaft sind und die aus Irlahüll und Buch sowie aus Kipfenberg, Größdorf, Böhming, Bitz, Irfersdorf, Unter- und Oberemmendorf, Kemathen, Altenberg und Aschbuch kommen.

Mitglieder waren also Personen  des Bauernstands. Gerade für Mägde, Knechte und Hirten, die wenig verdienten und vor Ort oft keine Angehörigen hatten, war die Bruderschaft dafür Garant, dass ihrer nach dem Tod im Gebet und vor allem im Messopfer gedacht wurde. Bruderschaften, die im  Barock in katholischen Regionen eine Blüte erlebten, standen in der Tradition der früh- und hochmittelalterlichen Gebetsverbrüderungen, durch die vor allem Klöster durch die Gebetsverpflichtungen miteinander verbunden und füreinander verantwortlich waren.

Für die Irlahüller Bruderschaft besorgte 1772 Josef Vogl einen Ablass in Rom. Im 19. Jahrhundert erteilte Papst Pius IX. im Jahr 1858 Ablässe, die mit Genehmigung des Generalvikars nach Irlahüll weiter- gegeben wurden. Fast alle Einwohner des Dorfes waren, oft schon seit ihrer Taufe, Mitglieder der Bruderschaft. Doch war sowohl  das Wissen über den Patron wie auch über Geschichte und Sinn  der Bruderschaft spärlich. Dem wurde durch Vorträge abgeholfen.

Dieses Jahr wurde mit Erlaubnis  des Pfarrers ein neues Bruderschaftsgebet verfasst und zusammen  mit den neuen Grundsätzen zu einer  Art Mitgliedsausweis, dem Bruderschaftsnachweis, zusammengestellt, berichtet die Vorsitzende Margarete Herde. Zudem wurde ein  eigener Bruderschaftsstempel  angefertigt und in Zusammenarbeit  mit dem Eichstätter Generalvikariat eine Satzung erstellt, die die Statuten von 1859 ersetzt.
Am Bruderschaftsfest, das man am 6. November oder dem darauffolgenden Sonntag feiert, wird bei der feierlichen Heiligen Messe aller lebenden und verstorbenen Mitglieder gedacht und Neumitglieder werden aufgenommen. Erstmals fand dieses Jahr eine Tiersegnung statt.           

Margarete Herde, Kirchenzeitung Nr. 48 vom 29. November 2015