Buch des Monats Mai: „Das Farbenmonster“

Eichstätt. (pde) – Mit dem „Farbenmonster“ lernen Kinder spielerisch ihre Gefühle kennen, verstehen und einzuordnen und dadurch auch, sie auszudrücken oder zu kontrollieren. Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos stellt das Buch der Kunsttherapeutin Anna Llenas in der Reihe „Buch des Monats“ der Diözese Eichstätt vor.

Vor Wut rot sehen, die Sonne im Herzen tragen oder gar schwer verliebt die sprichwörtliche „rosarote Brille“ aufhaben: Unsere Gefühlswelt ist ganz schön bunt. Manchmal so kunterbunt, dass das persönliche Gefühls(er)leben einen mitunter kopfüber ins innere Chaos stürzen kann, so wie das witzige Farbmonster im gleichnamigen Pop-Up-Bilderbuch von Anna Llenas. Monstermäßig entnervt von all den unterschiedlichen Gefühlen stellt sich uns das quietschbunte, von sich selbst sehr verwirrte, zottelige Kerlchen bereits auf der ersten Seite des herrlich bunten und phantasievollen Buches vor: „Als es heute aufgestanden ist, fühlte es sich komisch, durcheinander, ganz verwirrt und es weiß gar nicht, was mit ihm los ist.“ Das sieht man dem Gesichtsausdruck des Farbenmonsters auch deutlich an. Neben ihm ein kleines Mädchen, schwarzweiß gezeichnet, stellt folgerichtig fest: „Ein schönes Kuddelmuddel hast du da angerichtet mit deinen Gefühlen! Kein Wunder, dass du nicht weißt, was mit dir los ist! Wenn du willst, helfe ich dir beim Sortieren und Aufräumen!“ Und das machen die zwei dann auch. Passend werden am Schluss dieses witzigen Buches die unterschiedlichen Gefühle des Farbenmonsterchens eins nach dem anderen in die passenden „Gläser“ eingeräumt sein.

Doch zuvor – und das ist das Wichtigste – werden die Gefühle natürlich erst einmal sortiert und vor allem klar mit wenigen Worten wunderbar so analysiert, dass großen wie kleinen (Vor-)Leserinnen und -lesern das Herz dabei aufgeht. Jede Doppelseite ist von einem Gefühl geprägt, dem jeweils eine Farbe zugeordnet wird. So zeigt sich zum Beispiel die Traurigkeit im blassblauen Gewand, denn sie vermisst immer etwas. Sie ist „sanft wie das Meer und zart wie ein Regentag“, der kreativ auch noch dargestellt wird mit blauweißen Schnüren, die buchstäblich in die entsprechende Bilderbuchseite „hineinregnen“. Die Angst dagegen „versteckt sich und flieht wie ein Dieb in der Dunkelheit des Waldes“, der sich beim Aufklappen der Seite über dem Farbmonsterchen zusammenzieht, um es zu verbergen. Denn „wenn du Angst hast, fühlst du dich klein und unbedeutend“. Ruhig wie ein grüner Garten mit Bäumen, in dem man in der (im Buch sich aufklappenden!) Hängematte liegt, zeigt sich dagegen die Gelassenheit, denn „wenn du gelassen bist, fühlst du dich leicht wie ein Blatt im Wind; fühlst dich friedlich und entspannt.“

Beispielhaft zeigt und erfreut uns dieses aufwändig und hochwertig gestaltete Pop-Up-Bilderbuch mit einem Einblick in die Gefühlswunderwelt und lädt (Vor-)Lesende wie Betrachtende dazu ein, darüber nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Und wenn am Ende Monster und Mädchen einige Gefühle durchgesprochen und schön in Schraubgläser sortiert haben, findet sich das frisch sortierte Monster auf der letzten Seite in einem Wald aus rosa Herzen wieder. Es lächelt verklärt vor sich hin und zaubert dem (Vor-)Lesenden dabei ein Schmunzeln ins Gesicht. Auch das ist eine Erkenntnis: Benennen und sortieren mit den eigenen Gefühlen geht, aber diese stets kontrollieren nicht immer, weder bei Monstern noch bei Menschen. Doch wenn man weiß, wie man wieder Ordnung in den eigenen Gefühlsfarbkasten bekommt, dann darf man auch gern mal ein bisschen durcheinander sein.

Anna Llenas: Das Farbenmonster, © Christopherus Verlag in der Christian Verlag GmbH, 2012. Preis: 16 Euro, ISBN 978-3-946593-68-3

Text: Maria Hauk-Rakos