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11.07.2013

Tag der Caritas: Krankenpflegevereine als „Perlen der Kirche im Bistum Eichstätt“

Tag der Caritas

Der Eichstätter Caritasdirektor Franz Mattes (links) und Bischof Dr. Gregor Maria Hanke freuten sich beim Caritastag in der Willibaldswoche über das Interesse von rund 200 Mitgliedern aus Krankenpflegevereinen. Dabei betonte Festredner Dr. Georg Betz (Zweiter von links) die Bedeutung und Einzigartigkeit dieser Vereine. Praktische Erfahrungen schilderten die Vereinsvertreter Annemarie Eisinger, Dr. Matthias Karch, Christa Hollinger, Heinrich Dworak, Ilse Holzer und Wolfgang Rösch. Foto: Caritas/Esser

Eichstätt. (pde) – Erstmals haben sich Mitglieder der Krankenpflegevereine im Bistum Eichstätt zu einem diözesanweiten „Tag der Caritas“ getroffen. Rund 200 Vereinsangehörige kamen am 10. Juli zu der Veranstaltung im Rahmen der Willibaldswoche in das Zelt auf der Seminarwiese. Caritasdirektor Franz Mattes bezeichnete die Engagierten als „das Gesicht der Caritas“. Festredner Dr. Georg Betz, der fast 30 Jahre lang die Katholische Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Regensburg geleitet hatte, stellte die Krankenpflegevereine im Bistum Eichstätt als eine über hundertjährige „Spezialität in der Caritaslandschaft“ heraus. Mehrere Vertreter unterschiedlicher Vereine präsentierten besondere Aspekte ihrer Arbeit – von der Nachbarschaftshilfe bis zur Mitgliederpflege. Bischof Gregor Maria Hanke dankte in einem abschließenden Pontifikalamt im Dom den Ehrenamtlichen in den Krankenpflegevereinen für ihren Einsatz. In Anlehnung an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ermunterte er sie, wie dieser auch weiterhin ein offenes Herz für Menschen in Not zu haben: „Ein von der Liebe getragener Glaube öffnet uns die Tür zu anderen Menschen.“ Die Krankenpflegevereine bezeichnete er als „Perlen der Kirche im Bistum Eichstätt“. Musikalisch wurde die Veranstaltung von den Caritas-Musikgruppen INCARIWO und „Johannesfeuer“ aus Ingolstadt gestaltet.

In seinem Vortrag erklärte Dr. Georg Betz: „Krankenpflegevereine in dieser Dichte und Vielzahl, als Träger und Förderer der ambulanten Pflege – das gibt es meines Wissens so nirgends mehr“. Er verwies darauf, dass es bereits rund 20 solcher Vereine gab, als der Diözesan-Caritasverband 1918 gegründet wurde. Damals veranlasste die Not der Zeit – seinerzeit hatten die meisten Menschen noch keine Krankenversicherung – viele Ortspfarrer dazu, Ordensfrauen als Krankenschwestern anzustellen. Die Krankenpflegevereine bildeten dafür die wirtschaftliche Grundlage. Als die Ordensschwestern ab den Siebzigerjahren immer weniger wurden und die Politik die Gründung von Sozialstationen förderte, änderte sich die Zielrichtung der Vereine: Seitdem unterstützen sie in erster Linie mit ihren Mitgliedsbeiträgen die Arbeit dieser überpfarrlichen Stationen. In den letzten zehn Jahren starteten viele Vereine auch Initiativen, um die Lebensqualität von alten und kranken Menschen vor Ort zu verbessern, zum Beispiel durch Besuchsdienste und Gesundheitskurse. Derzeit gibt es im Bistum laut dem Caritasverband rund 140 Vereine mit über 27.200 Mitgliedern.

Dass die Krankenpflegevereine seit Mitte der Neunzigerjahre gut ein Viertel ihrer Mitglieder verloren haben, bezeichnete Betz zwar als „eine durchaus schmerzliche Erosion“. Diese Entwicklung zeichne sich aber zum einen auch in vielen „weltlichen“ Vereinen ab. Zum anderen solle weniger auf die quantitative Entwicklung als die qualitative geachtet werden, so Betz. Dafür müssten die Vereine ähnlich wie in der Gründerzeit die konkreten Nöte vor Ort im Blick haben, Möglichkeiten sozialen Engagements bieten und die Vereinsgemeinschaft fördern.

Von Zusatzzeit für Patienten bis zur Mitgliederwerbung

Beim „Tag der Caritas“ erläuterten Verantwortliche aus sechs Vereinen in Kurzpräsentationen positive Aspekte ihrer Arbeit: Annemarie Eisinger stellte vor, wie ihr Förderverein für Häusliche Pflege und Nachbarschaftshilfe der Pfarrei Herz Jesu Ingolstadt mit derzeit 53 ehrenamtlichen Helfern allen Menschen im Stadtviertel in praktischen Bereichen des täglichen Lebens hilft: zum Beispiel mit Fahrten zum Arzt oder zur Klinik und kleinen handwerklichen Tätigkeiten. „Wir ersetzen aber keine Putzfrauen“, stellte sie den zusätzlichen Charakter in besonderen Situationen der Hilfe klar. Unterstützt würden nicht nur Vereinsmitglieder, sondern alle hilfebedürftigen Menschen. Dr. Matthias Karch erläuterte, wie der Krankenpflegeverein Dollnstein/Obereichstätt mit einem Projekt „Zusatzzeit für Patienten“ Pflegekräften ermöglicht, mehr für bedürftige Mitglieder des Vereins zu tun, als die Kassen finanzieren. Dies sei zum Beispiel in psychischen und physischen Krisensituationen der Fall oder nach Entlassungen aus Krankenhäusern. Hier werde durch die vom Verein finanzierte Zusatzzeit möglich gemacht, dass die Pflegekräfte den Betroffenen etwa auch Medikamente besorgen können. „Wir sehen das als eine gelungene Maßnahme in einer Zeit, in der Pflegekräfte ja sonst fast mit der Stoppuhr in der Hand ihre Pflege verrichten müssen“, begründete Karch die Initiative.

Wie der Krankenpflegeverein Nassenfels einen Helferkreis für Mitglieder aufbaute, stellte Christa Hollinger vor. Durch persönliche Ansprachen wurden dort sieben Personen gefunden, die nun zum Beispiel Rollstuhl- und Rollatorfahrer zu ärztlichen Terminen, aber auch zu Seniorenveranstaltungen oder Gottesdiensten fahren. Grundsätzlich würden für jedes bedürftige Mitglied zehn Fahrten im Jahr kostenfrei ermöglicht. Christa Hollinger wünscht sich Nachahmer in den Nachbargemeinden, da ihr Verein auch von dort bereits Anfragen bekommen habe. Heinrich Dworak, der bereits seit 1985 Vorsitzender des rund 300 Mitglieder starken Krankenpflegevereins Hitzhofen/Lippertshofen ist, präsentierte, wie sein Verein im Detail Ausflüge organisiert: von unterhaltsamen Exkursionen bis hin zu Betriebsbesichtigungen. Dabei gab er zahlreiche Tipps, worauf geachtet werden solle, damit ein Ausflug erfolgreich für alte Menschen durchgeführt wird: von der Auswahl des Wochentages und Ziels bis zur Planung eines seniorengerechten Ablaufes.

Ilse Holzer, Kassenwartin des Fördervereins für Häusliche Pflege und Nachbarschaftshilfe St. Anton e.V. in Ingolstadt, erklärte ihre Strategie „persönliche Ansprache“, mit der es ihr gelinge, immer wieder neue Mitglieder zu gewinnen. Dabei nutzt sie auch die Caritas-Haussammlungen. „Bei der Mitgliederwerbung darf man sich nicht entmutigen lassen“, so ihr Fazit. Auch Absagen bedeuteten nicht immer einen Misserfolg. „Viele jüngere Menschen wollen sich nicht binden, aber werden durch das Gespräch auf die Caritas aufmerksam und spenden.“ Dass neben Mitgliederwerbung auch Mitgliederpflege eine große Bedeutung hat, legte der Vorsitzende des Caritas-Krankenpflegevereins Altdorf, Wolfgang Rösch, dar. Dazu gehöre zum Beispiel, den Mitgliedern schriftlich zum Geburtstag zu gratulieren und sie bei runden Geburtstagen auch selbst zu besuchen. Zu Mitgliederversammlungen sollte schriftlich eingeladen werden. Er empfahl, diese möglichst mit interessanten Vorträgen zu verbinden: Das in Altdorf bereits angebotene Spektrum reicht hier vom Apotheker, der über den Umgang mit Medikamenten sprach, bis zum Lichtbildervortrag eines Alpenvereinsvertreters. Auch ein Glühweinstand in der Adventszeit trage zur Mitgliederpflege bei, so Rösch.

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