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04.06.2016

Schnufenhofen, Filialkirche St. Bonifatius

Glockenanlage der Filialkirche Schnufenhofen. Bild: Thomas Winkelbauer

 

Der Glockenturm der Filialkirche Schnufenhofen (Pfarrei Wissing) kann mit einem spannenden, dreistimmigen Glockenensemble aufwarten: In zwei historischen Bockstrebenstühlen aus Nadelholz hängen zwei Eisenhartguß-Glocken der Gießerei Ulrich & Weule, sowie - als Fundament - eine Bronzeglocke des Regensburger Gießers Lothar Spannagl aus dem späten 19. Jahrhundert.

In der "Matrikel des Bisthums Eichstätt nach dem Stande des Jahres 1875" werden für Schnufenhofen 2 Glocken des Eichstätter Gießers Valentin Jäger aufgeführt, beide gegossen im Jahr 1859. Der Guss dieser Glocken war wohl nach einem Brand der Kirche in eben diesem Jahr notwendig geworden. Ebenfalls aus dieser Zeit dürfte ein - bis heute noch vorhandener - zweifeldriger Glockenstuhl aus Nadelholz sein.

 

Die 1886 gegossene Spannagl-Glocke war anscheinend als Ergänzung des zweistimmigen Ensemble beschafft worden. Vermutlich war sie das größte und tontiefste der drei Instrumente. Um diese Glocke im Turm aufnehmen zu können, wurde der vorhandene Glockenstuhl etwas auf die Seite gerückt, daneben ein neuer einfeldriger Glockenstuhl aufgestellt.

Während des ersten Weltkriegs mussten die beiden Jäger-Glocken wahrscheinlich abgeliefert werden. Als Ersatz für diese kaufte die Kirchenverwaltung 1921 zwei Eisenhartgussglocken der Gießerei Ulrich & Weule.

Während des 2. Weltkriegs wurde die Spannagl-Glocke beschlagnahmt und vom Turm genommen. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass sie nach Kriegsende weitgehend unbeschadet an ihren angestammten Platz zurückkehren konnte.

Schnufenhofen, Plenum

Sanierung der Glockenanlage

Im Januar 2014 wurde der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt gebeten die Schnufenhofener Glockenanlage zu inspizieren. Thomas Winkelbauer schlug in seinem Gutachten vor, die Anlage behutsam zu überarbeiten und die Beanspruchung der läutenden Glocken deutlich zu reduzieren.

Fa. Rauscher aus Regensburg setzte die ausgeschriebenen Arbeiten im Jahr 2015 um. Die Glockenaufhängesysteme wurden überarbeitet, bzw. erneuert, sowie die Jochzapfen ausgetauscht; außerdem erhielten alle drei Glocken neue, deutlich leichtere Klöppel. Durch eine kluge Dimensionierung der Klöppel konnten die Läutewinkel aller drei Glocken reduziert werden, ohne die Klangfülle dieser Instrumente zu beeinträchtigen.

Seit Abschluss der Sanierung erklingt das Schnufenhofener Geläute wieder in voller Pracht. Es ist ein schöner Beleg dafür, dass Eisenhartgußglocken klanglich durchaus mit Bronzeglocken mithalten können. Mit dieser Anlage konnte zudem wieder einmal vorgeführt werden, wie auch mit mechanisch gesteuerten Läutemaschinen eine ausgewogene Geläuteintonation erreicht werden kann.

Bonifatiusglocke

Die Bonifatiusglocke ist die älteste Glocke, sowie die einzige Bronzeglocke dieses Ensembles. Sie musste während des 2. Weltkrieges abgeliefert werden, kam aber nach Ende des Krieges weitgehend unbeschadet zurück auf den Turm.
Auch wenn in der Gießerinschrift Joseph Anton Spannagl als Gießer festgehalten ist, hat dieses Instrument zweifelsfrei dessen Sohn Lothar gegossen: Joseph Antons Todestag jährte sich im Gußjahr 1886 bereits zum zwanzigsten Mal.

Schlagton: g'
Material: Bronze

Gießer:Lothar Spannagl, Regensburg
Gußjahr: 1886

Durchmesser: 995 mm
Gewicht: 520 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Flanke:
HEILIGER BONIFAZIUS BITT FÜR UNS.
auf der Rückseite der Flanke:
VERMÄCHTNISS DES WIRTHSSOHNES
TUGENDSAMEN IÜNGLINGS BONIFAZ FÖRST 1886
NO: 1269.
GEGOSSEN VON JOS. ANT. SPANNAGL
IN REGENSBURG 1886.

Schnufenhofen, Bonifatiusglocke

Mittlere oder 12-Uhr-Glocke

Die Bezeichnung "Mittlere Glocke" für dieses Instrument bezieht sich - wie in der Campanologie üblich - auf die Höhe des Schlagtons. Würde man den Durchmesser der Schnufenhofener Glocken als Maßstab verwenden, wäre diese Glocke die größte des Ensembles.
Als Einzelglocke läutet sie täglich um 12 Uhr zum Engel des Herrn.

Schlagton: b'
Material: Eisenhartguß

Gießer: Ulrich & Weule, Apolda . Bockenem
Gußjahr: 1921

Durchmesser: 1.075 mm
Gewicht: 514 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Flanke:
ULRICH & WEULE
APOLDA-BOCKENEM
1921.

Schnufenhofen, 12-Uhr-Glocke

Kleine Glocke

Auch die "Kleine Glocke" stammt aus der Gießerei Ulrich & Weule. Als Einzelglocke läutet sie am Abend zum Gebet für die Verstorbenen.

Schlagton: c''
Material: Eisenhartguß

Gießer: Ulrich & Weule, Apolda - Bockenem
Gußjahr: 1921

Durchmesser: 903 mm
Gewicht: 300 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Flanke:
ULRICH & WEULE
APOLDA-BOCKENEM
1921.

Schnufenhofen, Kleine Glocke

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