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12.10.2016

Kind sein unterstützen – 650 Verantwortliche und Mitarbeitende katholischer Kitas bei Caritas-Fachtagung

Vera Sebald, Leiterin der Ingolstädter Kita St. Augustin, zeigte Beispiele für gelungene Projektarbeit auf. pde-Foto: Peter Esser

Vera Sebald, Leiterin der Ingolstädter Kita St. Augustin, zeigte Beispiele für gelungene Projektarbeit auf. pde-Foto: Peter Esser

Ingolstadt. (pde) – „Das Kind im Blick – was Kinder heute brauchen“: Unter diesem Titel hat das Referat Kindertageseinrichtungen des Caritasverbandes Eichstätt eine Fachtagung im Stadttheater Ingolstadt ausgerichtet. Daran nahmen rund 650 Erzieherinnen und Leiterinnen aus katholischen Kitas im Bistum sowie Vertreter der Kirchenstiftungen teil. Bei der Tagung wurden Grundlagen für den Kita-Alltag in Theorie und Praxis erörtert, die das Caritasreferat in einem neuen pädagogischen Rahmenhandbuch zusammengefasst hat.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sagte in einem Gottesdienst zum Auftakt der Tagung im Ingolstädter Münster, Kind sein sei als Haltung der Schlüssel, um Jesu Verkündigung zu verstehen. An die Erzieherinnen wandte er sich mit den Worten: „Dienst an Kindern ist Dienst für das Kind von Nazareth. Sie dürfen sich in besonderer Weise mit diesem Kind verbunden wissen.“ Neben den Eltern wüssten die Erzieherinnen am besten, was Kind sein heißt. „In einer Gesellschaft der Effizienz können Sie auf oft verkannte Seiten des Lebens verweisen“, bat der Bischof die Mitarbeiterinnen der katholischen Einrichtungen, ihre Erfahrungen in der Öffentlichkeit einzubringen und fügte hinzu: „Auch in den Pfarrgemeinden sollten diese genutzt werden.“ Jesus habe sich an die Seite von Kindern gestellt. „Er will, dass wir die Haltung des Kindes lernen und fördern“, so der Bischof. Mit ihrer Arbeit und Zuwendung sollten Erzieherinnen den Grundstein dafür legen, dass Kinder später als Erwachsene „Kinder Gottes“ sein können. Erzieherinnen in katholischen Einrichtungen hätten wesentlich Teil an der Sendung Jesu. Daher, so der Bischof, sei für sie wichtig, dass sie über eine fachlich gute Arbeit hinaus eine „Christusbeziehung“ leben.

Ganzheitliche Bildung gefordert

„Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ Mit diesen Worten brachte der Geschäftsführer des Bundesverbandes katholischer Tageseinrichtungen für Kinder, Frank Jansen, auf den Punkt, was Kinder aus seiner Sicht brauchen. Der Geschäftsführer sprach sich für eine ganzheitliche Bildung in Kitas aus, welche die Persönlichkeitsentwicklung fördert. Dafür müssten pädagogische Fachkräfte die individuellen Lernrhythmen von Kindern wertschätzen, dem kindlichen Spiel viel Raum lassen und ihnen Freude an der Entwicklung der eigenen Fähigkeiten geben. „Lernen ist Vorfreude auf sich selbst“, hieß einer der Denkanstöße, die Jansen gab.

Der Freiburger Hirnforscher, Arzt und Psychotherapeut Dr. Joachim Bauer erklärte, die besondere Bedeutung, die einer guten Betreuung von Kindern für die regelrechte Entwicklung des Gehirns zukommt, sei wissenschaftlich erwiesen. Diese spiele für die neurobiologische und psychische Entwicklung von Kindern eine weit bedeutendere Rolle als der genetische Aspekt. Ohne eine gute Beziehung zum Kind sei eine gute Erziehung kaum möglich und „versündigen wir uns an der biologischen Reifung des Menschen“, sagte Bauer. Für eine gelingende Entwicklung sei es besonders wichtig, dass das Kleinkind in seinen ersten beiden Lebensjahren Begegnungen mit einem Gegenüber habe, das individuell auf es eingeht. In diesem Zusammenhang sprach sich Bauer grundsätzlich für Kinderkrippen aus, diese müssten aber qualitativ besser werden. Er plädierte für einen Personalschlüssel, nach dem eine Erzieherin für drei Kleinkinder da sein solle. Dies sei allerdings bisher in kaum einer Einrichtung der Fall.  

Anregungen, wie die Erzieherinnen eine qualitativ gute Arbeit in ihren katholischen Kitas leisten können, gaben Mitarbeiterinnen des zuständigen Caritas-Fachreferates sowie Kita-Leiterinnen und externe Referentinnen in drei Foren. Caritasmitarbeiterin Gabi Falk und die Hamburger Diplom-Ingenieurin Anja von Karstedt machten auf fördernde Bedingungen durch entsprechende Raumgestaltungen aufmerksam. Karstedt präsentierte mehrere Fotos aus Einrichtungen, die sie planerisch berät: zum Beispiel über „gelungene Höhlengestaltungen“, die Kindern emotionale Geborgenheit geben, und künstlerische „Ateliers“ als willkommene Kindermitmachräume.

Caritas-Mitarbeiterin Miriam Franke und die Leiterin der Ingolstädter Kita St. Augustin, Vera Sebald, zeigten den Erzieherinnen erfolgreiche Beispiele für Projektarbeit auf, bei denen das Personal je nach Aktivität der Kinder eine beobachtende, unterstützende oder auch impulsgebende Rolle einnimmt. Vera Sebald beschrieb anhand jeder durchgeführten Projektarbeitsphase, wie Kinder konstruktiv einbezogen werden: von der Kinderkonferenz zu einer Themenwahl über gemeinsames Brainstorming zur Ideenfindung bis zu einem feierlichen Projektabschluss. Die Sinnhaftigkeit von ergänzenden strukturierten Lernangeboten erläuterten Katharina Müller von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und die Leiterin des Ingolstädter Münsterkindergartens, Alexandra Seefried. Hier lernen Kinder durch sachbezogenes Arbeiten zum Beispiel, warum Boote schwimmen und welche Vielfalt der Ernährungsformen es gibt. „Kinder können erstaunliches Wissen erlangen und behalten“, hat Alexandra Seefried festgestellt.

Rahmenhandbuch erläutert

Caritasdirektor Franz Mattes sagte zu den Erzieherinnen: „Das Kind im Blick, das haben gerade Sie jeden Tag neu – und dafür sage ich Ihnen Vergelt’s Gott.“ Die Leiterin des zuständigen Caritasreferates, Edith Schmitz, erläuterte das von ihr und ihrem Team erarbeitete Rahmenhandbuch mit 366 Seiten: „Es ist ein pädagogisches Arbeitsbuch und eine Orientierungshilfe für Ihr Team und nicht für das Regal“. Sie hoffe, dass das Buch in den einzelnen Kitas mit eigenen Ideen vervollständigt wird. „Dann kann es zu Ihrem eigenen Einrichtungshandbuch werden“, wünscht sich Edith Schmitz. Belustigende Elemente bei der Tagung, zum Beispiel über verschiedene Erzieherinnentypen, trugen die Augsburger Kabarettistinnen Helga Schuster und Heidi Zwikirsch bei. Musikalisch umrahmten der Poinger Stefan Tiefenbacher am Saxofon und der Münchner Walter Weh am Klavier die Veranstaltung.

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